Witten. . Die Kapazitäten der städtischen Übergangsheime in Witten sind längst erschöpft, doch die Zahl der Asylbewerber steigt weiter an. Noch kann auf Privatwohnungen ausgewichen werden – doch nicht jeder Vermieter ist bereit, die Flüchtlinge bei sich unterzubringen.
Sie kommen aus Serbien, Syrien und Mazedonien, aus dem Irak oder Albanien, sind auf der Flucht vor Krieg und Zerstörung, auf der Suche nach einem sicheren Aufenthaltsort, auf der Suche nach einer besseren Zukunft für sich und ihre Kinder. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres sind in Witten bereits 177 Asylanträge gestellt worden, 2013 waren es im gleichen Zeitraum nur 100 Anträge. Dieser rapide Anstieg stellt die Stadt vor große Probleme: Denn zumindest bis über ihre Anträge entschieden ist, müssen die Asylsuchenden von der Stadt irgendwo untergebracht werden – die drei städtischen Unterkünfte sind jedoch längst belegt.
„Anfang 2000 wurde die Zahl der Übergangsheime massiv zurückgefahren“, erklärt Sozialamtsleiter Rolf Cremer. Während der letzten großen Flüchtlingswelle in den 1990er Jahren gab es in Witten 64 städtische Unterkünfte, in denen sowohl Asylbewerber als auch Aussiedler untergebracht werden konnten. Im gleichen Maße, wie die Flüchtlingswelle abebbte, reduzierte die Stadt Witten allerdings auch die Unterkünfte.
Zuweisung hängt von Einwohnerzahl ab
Doch je mehr Flüchtlinge der Bund aufnimmt, desto mehr werden, gestaffelt nach Einwohnerzahl und Steuereinnahmen des jeweiligen Bundeslandes, auch den Ländern zugewiesen. Das bedeutet für Nordrhein-Westfalen eine Aufnahmequote von 21,21997 Prozent für das Jahr 2014. Die Zuweisung an die Gemeinden wiederum ist an Einwohnerzahl und Fläche des Gemeindegebietes gekoppelt. In Witten leben daher derzeit 511 Asylbewerber, die meisten stammen aus Serbien und Syrien. 145 Flüchtlinge wohnen in den städtischen Unterkünften, 366 habe man auf dem „freien Wohnungsmarkt“ unterbringen können, so Rolf Cremer.
„Das klappt bis jetzt hervorragend“, sagt Uwe Andresen vom Amt für Wohnen und Soziales. Es komme nur äußerst selten zu Konflikten, bekräftigt auch Hartmut Claes, Geschäftsführer der Caritas, die im Auftrag der Stadt die soziale Betreuung der Asylbewerber übernimmt. Dennoch wird es langsam eng für die Stadt. „Wir schwimmen“, formuliert es Andresen, denn: Nicht jeder Vermieter sei bereit, „fremde Kulturen bei sich unterzubringen“.
Bemühungen bislang erfolglos
Daher ist die Stadt Witten nun schon seit einem Jahr auf der Suche nach einem geeigneten Mietobjekt, bisher jedoch ohne Erfolg. Sämtliche großen Wohnungsgesellschaften seien schon angesprochen worden, sagt Marion Runkel vom Liegenschaftsamt, „seit etwa drei Monaten haben wir unsere Bemühungen noch intensiviert“. Doch bislang habe niemand der Stadt ein passendes Gebäude zur Verfügung stellen können.
Immerhin habe der Caritas-Sozialarbeiter Michael Raddatz-Heinrichs, der die Betreuung bisher im Alleingang gewährleisten musste, mittlerweile Verstärkung bekommen, so Claes: Seit dem ersten Juli unterstützen ihn zwei Kolleginnen, die sich eine Vollzeitstelle teilen. „Da konnten wir uns glücklicherweise mit der Stadt einigen.“