Hamborn/Neumühl. .
„Wir meinen, Flüchtlinge sind bedroht und keine Bedrohung“, zitierte Stadtdirektor Reinhold Spaniel aus dem Brief eines Anwohners der Holtener Straße, wo – wie berichtet – das neue Asylbewerberheim entstehen soll. Zu einer Informationsrunde hatte er wegen aufgekommener Kritik rund 50 Vertreter von Politik, Kirche und Verbänden sowie Bürger Donnerstagabend ins Hamborner Bezirksamt eingeladen.
„Es geht hier um Menschen aus Syrien, Afghanistan und Pakistan, die vor den Bomben um ihr nacktes Leben gerannt sind“, warb Spaniel um Verständnis für die Situation der Flüchtlinge und erläuterte noch einmal die gesetzliche Grundlage. Nach dem Königssteiner Schlüssel sei das Land NRW verpflichtet, 21,2 Prozent der Flüchtlinge aufzunehmen, die Deutschland erreichen. Davon kämen 2,6 Prozent nach Duisburg.
Bürger sollen mitdiskutieren
Das sind im Moment durchschnittlich 100 Menschen im Monat. Um alle unterzubringen, hat die Stadt inzwischen 300 Wohnungen beschlagnahmt. Allerdings ist die Unterbringung in Wohnungen mit aufsuchender Betreuung teurer, als die Unterbringung in Übergangswohnheimen. Deshalb ist bekanntlich geplant, in jedem der sieben Duisburger Bezirke ein Asylbewerberwohnheim in Betrieb zu nehmen. Für Hamborn war die Brachfläche an der Kopernikusstraße 119 in Röttgersbach als Standort vorgesehen. Dort sollte eine Fertighausanlage erstellt und von der Stadt angemietet werden.
Für den nun beschlossenen Planungs-Wechsel zur Holtener Straße 332/334 machte Andrea Bestgen-Schneebeck, Leiterin des Amtes für Soziales und Wohnen, finanzielle Gründe geltend. Die von der Gebag vorgeschlagenen Gebäude zu renovieren sei billiger, als die Lösung in Röttgersbach, sagte sie. Zumal es für das Grundstück Kopernikusstraße eine Vermarktungschance als Standort für Einfamilienhäuser gebe, die man nicht blockieren wolle. Die leerstehenden Gebäude an der Holtener Straße, die früher als Obdachlosenunterkunft dienten, werden nun in einfachem Standard renoviert und können dann in 24 Wohneinheiten 120 Flüchtlinge aufnehmen. Zwei städtische Mitarbeiter werden dort als Ansprechpartner im Dienst sein.
Information kurz vor der Kommunalwahl
Kritik über den so kurz vor der Kommunalwahl gefallenen Dringlichkeitsbeschluss, gab es von Bezirksbürgermeister Uwe Heider. „Warum wurde der so stiekum verschickt?“, fragte er jetzt öffentlich an. „Wir mussten schnell handeln und können nicht auf irgendwelche Ausschüsse warten, weil unsere Aufnahmekapazitäten erschöpft sind“, sagte Bestgen-Schneebeck.
Heider hätte es lieber gesehen, wenn auch die Anwohner des neuen Standortes zu der Bürgerinformationsrunde mit eingeladen worden wären. „Kann ich nachvollziehen“, räumte der Stadtdirektor ein, „wir als Verwaltung nehmen an jeder Informations-Veranstaltung teil, die Sie noch für nötig halten. Jeder ist eingeladen, mit zu diskutieren.“