Witten. . Der Polizeieinsatz mit SEK-Unterstützung am Dienstag war der Höhepunkt einer langjährigen Auseinandersetzung zwischen Mieter und Vermieter an der Elberfelder Straße in Witten. Seine Anwältin verteidigt den Mieter: Der 57-Jährige sei ein wehrloser, schwerbehinderter Mann.

Der Streit zwischen Mieter und Vermieter schwelte schon lange, doch erst jetzt eskalierte er an der Elberfelder Straße. Derweil nehmen Anwältin und Mieterverein den 57-jährigen Mieter in Schutz, zu dessen Wohnung am Dienstag (3.9.) sogar ein Sondereinsatzkommando gerufen worden war.

„Mein Mandant ist kein gefährlicher, alkoholkranker Irrer.“ Im Gegenteil, der Mieter, der am Dienstag angeblich das Haus von Anthony Arndt an der Elberfelder Straße in die Luft jagen wollte und den Eigentümer mit einer Waffe bedroht haben soll, sei ein „wehrloser Mann“: Schwerbehindert, studiert - nichts von den Behauptungen Arndts sei wahr - sagte Anke Beilmann, Anwältin jenes Mieters, am Freitag im Gespräch mit dieser Zeitung.

Großeinsatz der Polizei vor dem Haus des Schauspielers Anthony Arndt

Bleiben wir bei den Fakten: Am Dienstagmittag gab es einen Großeinsatz der Polizei vor dem Haus des Schauspielers Anthony Arndt. Der hatte die Beamten gerufen, weil er sich von seinem Mieter bedroht sah, nachdem er ihm die Kündigung überreicht hatte. Und weil Arndt gegenüber der Polizei offenbar das Wort „sprengen“ erwähnte, womit ja angeblich sein Mieter gedroht hatte, rief die gleich ein Sondereinsatzkommando hinzu, das allerdings nicht zum Einsatz kam.

Die Elberfelder Straße wurde gesperrt, zwei Stunden dauerte das Ganze. Dann konnte man den Mieter überreden, das Haus zu verlassen. Er ließ sich widerstandslos festnehmen. Die Polizei durchsuchte seine Wohnung, fand keine Waffe und glaubt auch nicht, dass der 57-Jährige ernsthaft die Absicht hatte, das Haus in die Luft zu jagen. Von der Bedrohung durch eine Pistole will sie nichts wissen.

Bleiben wir bei den Fakten

Hat der Fernsehdarsteller Anthony Arndt die Sache womöglich aufgebauscht, ist mit ihm vielleicht die Fantasie durchgegangen? Oder hat er nur einen Grund gesucht, um den missliebigen Mieter, der mal gezahlt habe und mal wieder nicht, endlich loszuwerden?

Bleiben wir bei den Fakten: Streit zwischen Mieter und Vermieter gibt es offenbar schon, seitdem Anthony Arndt das Haus 2005 ersteigert hatte. Der Mime wirft seinem Mieter, der dort seit 1999 wohnt, vieles vor, fassen wir es unter dem Begriff „Verwahrlosung“ zusammen. Und wie gesagt: Mal sei Miete gezahlt worden, dann wieder nicht. Die Anwältin sagt dazu: Richtig sei nur, dass sein Mieter drei Monate lang die Nebenkosten einbehalten habe, weil er überhaupt keine Nebenkostenabrechnung bekommen hätte.

Freiwillig in die Psychiatrie gegangen

Arndt spricht dagegen von einer Pauschal-Warmmiete, weshalb die Nebenkosten nicht extra hätten ausgewiesen werden müssen. Der Mieterverein will zu dem „laufenden Verfahren“ nichts sagen, schlägt sich aber auf die Seite des Mieters: Spricht von „ehrabschneidenden Behauptungen“, die über ihn veröffentlicht worden seien.

Beide, Anwältin und Mieterverein, betonen, dass der 57-Jährige Mieter nach dem Vorfall am Dienstag freiwillig in die Psychiatrie gegangen sei. Er sei schwer behindert, könne kaum laufen, sei auf einem Auge blind, könne überhaupt nicht mit einer Waffe zielen.

„Dann jag’ ich das Haus in die Luft“

Anthony Arndt bleibt dagegen bei seiner Behauptung, im Halbdunkeln eine Pistole gesehen zu haben. („ich hab’ das Gefühl, die Polizei hat gar nicht richtig gesucht“). Dafür habe er einen Zeugen, den er wegen der Kündigung dazugeholt hatte. Der Mieter habe geschrien: „Wenn Sie die Kündigung nicht zurücknehmen, erschieße ich Sie.“ Und nachdem Anthony Arndt die Wohnungstür zugeknallt haben will, habe der Mieter gerufen: „Dann jag’ ich das Haus in die Luft.“

Vielleicht war es ja nur eine leere Drohung. Jedenfalls behaupten jetzt beide, Angst voreinander zu haben. Der Mieter hat nach Angaben seiner Anwältin Angst, in die Wohnung zurückzukehren. „Er braucht möglichst schnell ‘ne neue Wohnung“, sagt Anke Beilmann. Sie geht nicht davon aus, dass die Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen ihren Mandanten eröffnet. Der Vermieter hatte Anzeige wegen Androhung einer Straftat erstattet.

Der Mieter sei jetzt auch noch seinen Hund los, sagt die Anwältin. er kam nach dem Vorfall ins Tierheim.