Witten. . Unsere Mitarbeiter Susanne Schild und Philip Raillon testeten die Minigolf-Anlage „Ardeyer Golfhütte“ an der Waldstraße in Witten. Im Duell der Geschlechter wurde vor allem gelacht.

Sanft wellt sich das kurze Grün den Hang hinab, durchzogen von den 18 Bahnen. 1971 hat der einstige Bundesliga-Profi Jürgen Treiber die Anlage am Waldrand anlegen lassen, seit 1998 ist die zugehörige Gastronomie „Ardeyer Golfhütte“ sein zweites Standbein. Thüringer Rostbratwurst und Pfälzer Saumagen lassen wir aber links liegen, wir wollen doch nur spielen!

Die Traditionssportart Minigolf macht Spaß und weckt Kindheitserinnerungen. Bahnbesitzer Jürgen Treiber (73) gibt Tipps und Ratschläge, was man besser machen sollte: Rechten Fuß nach vorne, oder die führende Hand nach unten.

Trotzdem verblüffen uns drei Dinge: Die schönen Trompetenbäume am Eingang, eine Gelbschwanzamazone (Papagei Nico), die das Geschehen vom Baum aus krächzend kommentiert - und: Wie ein gewisser Herr Schmitt den Bahnrekord mit achtzehn Schlägen auf achtzehn Bahnen erreichen konnte. Denn eines wissen wir beide: Ein Schlag pro Bahn ist doch unmöglich!

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Von Susanne Schild, Philip Raillon
Fazit 1 von Philip Raillon: Mit jungem Spiel zum Sieg 

Minigolf – ein Zeitvertreib ohne viele Regeln für kleine Kinder? Von wegen! Um den Sieg ging es, als Susanne Schild und ich die Bahn testen. Und Regeln gibt es in diesem Sport mehr als man glaubt. „Das ist eine Miniatur-Bahn“, werden wir sofort belehrt. Diese zeichnet aus meiner Sicht vor allem aus, dass man sie nicht betreten darf. Für mich kein Problem – Kollegin Susanne hat da schon mehr zu kämpfen und trampelt auf den Bahnen rum, obwohl der Eternit-Belag platzen kann. Ohnehin: Ihr Selbstbewusstsein („Ich habe ja schon gespielt, als du noch in die Windeln gemacht hast“) wird von Bahn zu Bahn kleiner.

„Das ist doch totaler Murks“ kommentiert sie selber schon bei Hindernis drei und redet mit dem Ball – der dadurch auch nicht eher das Loch auf dem Gipfel des kleinen „Vulkans“ findet. Als auch noch der Bahnbesitzer mir echtes Minigolf-Gefühl attestiert, wird es langsam beängstigend: Susanne gibt Töne von sich wie Papagei Nico, der im Baum über der Anlage sitzt.

Während in Susannes Spalte auf dem kleinen Zettel viele hohe Zahlen aufgeschrieben werden, genieße ich den „Bayern-Dusel“ der Minigolfer: Nach eigentlich schon abgeschriebenen Schlägen kullert der Ball noch ins Loch. Eine Eins auf dem Zettel! Aber es ist auch nicht so, als wäre ich der Super-Golfer. An dem Bahnrekord (18 Schläge auf 18 Bahnen) schramme ich mit meinen 55 Versuchen knapp vorbei. Über zwei Schanzen in einem Sandbunker soll der Ball landen – geht nicht. Aber erfreulicherweise gelingt es Susanne auch nicht, und ich siege am Ende dank jugendlicher Frische. „Nicht auf die Bahn treten“, rügt sie da Besitzer Jürgen Treiber bei der letzten Bahn schon wieder.Da fällt mir nur noch lachend ein: „Och Sushi...“

Fazit 2 von Susanne Schild: Mit Karacho reingesemmelt 

Genau genommen schob ich schon Bälle über Betonbahnen, da saß Kollege Philip noch auf dem Töpfchen. Also diesem Erfahrungsschatz würde ich mich nicht freiwillig stellen wollen. Zudem glänze ich in der Fähigkeit, den Partner durch abfällige Bemerkungen zu irritieren. (Auf der Bank sitzend dem Spieler Kommentare zubrüllen ist bekanntlich die Königsdisziplin beim Minigolf.) Und ich meine: Es ging auch vortrefflich los - auf Bahn zwei, der „Schnecke“, siegte ich mit zwei zu drei!

Mein Credo: Mit Schmackes Schwung holen, lieber etwas mehr Pfeffer zugeben, mit Karacho reinsemmeln. Das Konzept klappte, bis der Betreiber, Herr Treiber, unentwegt wohlwollend meine Haltung kritisierte: „ganz sanft, gefühlvoll, bauen Sie den Druck mit der anderen Hand auf“, so Sachen. Dazu stets mahnend: „Und niiiicht auf die Bahn treten.“
Verdammt, schon klappt nichts mehr! Auf Bahn 14 stellte sich erneut Herr Treiber an meine Seite. „Wenn Sie noch fester auf den Ball einschlagen, fliegt er auch weiter.“ Währenddessen arbeitete sich der „Junge mit Gefühl“ neben mir still und heimlich nach vorne. Ich: sieben Punkte. Er: einen! Jetzt taktisch vorgehen, am besten: verbrüdern! Ich: „Philip, wahrscheinlich haben wir nachher genau Gleichstand!“ Er: „Nein.“

Ab Bahn 15 beginne ich zu philosophieren: Dass es ja nur totales Versagen oder Top-Leistung gibt, niemand schlägt Mittelmaß, quassel, quassel, macht fünf Punkte. Gerade lobe ich den rückenschonenden Ball-Rausgreifer auf der Schläger-Rückseite (siehe Bild oben), als Herr Treiber sich erneut nähert. Philip schlägt einmal, ich erhöhe auf zwei Versuche. Ganz gefühlvoll pfeffer’ ich mich auf 60 Punkte - den verdienten zweiten Platz.