Witten. . Drei Monate nach ihrer Rettung aus den Händen eines Tierquälers in Bochum geht es den Schafen auf dem Trantenrother Hof in Witten bei ihrer Schafmama Sophia Nagel prächtig. Als “Rasenmäher“ auf der Pferdewiese machen sich die Tiere sogar nützlich. Einzig Waisenlamm “Baby“ bevorzugt die menschliche Gesellschaft gegenüber ihren Artgenossen.
Erinnern Sie sich? Anfang März berichteten wir über das Tierdrama von Langendreer: Über 20 Schafe und ein Pony fand man völlig verwahrlost auf dem Gelände eines Bochumers. Zehn der Tiere starben, die anderen nahm der Trantenrother Hof in Heven auf. Wie geht es den Tieren ein Vierteljahr nach ihrer Rettung?
„Sie sind von der Hölle in den Himmel gekommen“, resümiert Sophia Nagel, Tochter der Hofeigentümers und von den Mitarbeitern erkorene „Schafmutter“. Die neun entkräfteten Mutterschafe gebaren kurz nach ihrem Umzug in den Stall des Biohofs zehn Lämmchen. Sechs davon überlebten. „Das ist eine richtig, richtig gute Zahl, dafür, dass es den Mutterschafen so schlecht ging“, sagt die 20-Jährige und streichelt eines der Lämmchen, das mit viel Bähs und Mähs um Streicheleinheiten bettelt. Das Lamm namens Baby wurde mit der Flasche aufgezogen, weil die Mutter starb. „Jetzt ist sie ziemlich fehlgeprägt. Baby hat’s nicht so mit Schafen.“
Job als Rasenmäher auf der Pferdewiese
Baby muss und darf auf dem Trantenrother Hof bleiben, ebenso wie Mucki, der Draufgänger, die Besucher stets mit dicken Nasenstupsern zum Streicheln auffordert, die zahme Molli und zwei zarte Lämmer, ebenfalls „Flaschenkinder“. Das Fünferpack soll hier die Pferdewiesen „nachweiden“, denn Schafe können eines besonders gut: Wiese, Gräser, Gestrüpp, selbst Äste ratzekurz knabbern.
Der Rest der Herde lebt längst in der Umgebung. „Wir hatten total viele Anfragen und haben uns das ausgesucht, was am besten klang.“ Das sind: ein Privatmann mit großem Wiesengelände, der zwei Schafherden (eine davon nur für Böcke) als „Rasenmäher“ benötigt. Zwei große und zwei kleine Schafe gehen nun zur Schule - in der letzten Woche wurden sie für ein Projekt abgeholt, bei dem eine kleine Herde aufgezogen werden soll.
Warum sind die kurzhaarigen Kamerunschafe so beliebt? „Weil man sie nicht scheren muss“, erklärt Sophia Nagel. Im Winter bekämen die Tiere eine Unterwolle, die sie im Frühjahr wieder verlieren. „Dann sind sie mal ein bisschen zottelig.“
Ab Herbst stehen die Schafe auf den eigenen vier Klauen
Baby läuft Sophia stets hinterher, „wie ein Hund“. Eine unerwartete Liebe für Sophia, die eigentlich nur ein Jahr zwischen Abitur und Studium auf dem Hof überbrücken wollte. Dann kamen die 15 Schafe, noch war tiefer Winter. Alles zwei Stunden musste gefüttert werden: „Ich glaube, die haben in den ersten Tage nur gefressen, Tag und Nacht“, erinnert sich Sophia. „Und nach zwei Tagen haben sich alle streicheln lassen.“ Mucki zum Beispiel, bei der so deutlich die Wirbelsäule herausragte, hat sich zum schönen kompakten Tier entwickelt.
„Schafmama“ Sophia wird übrigens im Herbst ein Studium in Hessen beginnen. Was wird dann aus Baby? „Die muss dann allein klar kommen. Sie akzeptiert ja auch andere Menschen. Nur dass sie ein Schaf ist, will ihr nicht in den Kopf.“