Witten. . Ein 18-jähriger Wittener zeigte sich mehreren Frauen entblößt aus einem Auto heraus. Er leitete mehrere Jugend-Kurse. Das Bochumer Jugendschöffengericht verordnet dem Exhibitionisten jetzt eine Therapie.
So tiefe Einblicke wollten sie nicht: Aus einem Auto heraus zeigte ein 18-Jähriger insgesamt sieben Frauen mehr, als ihnen lieb war. Endstation der freizügigen Fahrten war am Donnerstag das Bochumer Jugendschöffengericht. Das verordnete dem jungen Wittener eine Therapie.
Der Berufsschüler hatte sich immer den Mercedes von Oma geliehen, „um mal frische Luft zu schnappen, den Kopf frei zu kriegen“, wie er vor Gericht sagte. Immer wieder hielt er in Parkbuchten vor nichtsahnenden Frauen an, mal in der Billerbeckstraße in Heven, mal in der Herbeder Kämpenstraße. Dann ließ er nicht nur die Scheibe, sondern auch die Hose runter. Unter seinen Opfern war sogar ein 12-jähriges Mädchen, das der 18-Jährige mit einem „Guck mal“ begrüßt hatte. Die meisten der Frauen rannten bei dem ungewünschten Anblick schnell weg, zweien blieb der Wittener hartnäckig auf den Fersen, folgte ihnen halbnackt bis zur Haustür.
Vor Gericht zeigte sich der junge Angeklagte reuig und erschrocken über seine Taten. Teilweise versagte ihm die Stimme. „Ich war nicht ich selbst.“ Seine Zeigefreudigkeit hat offenbar einen ernsten Hintergrund. Der 18-Jährige erklärte sie unter anderem mit dem frühen Tod seiner Mutter, dem schlechten Verhältnis zu seinem Vater und der Trennung von seiner Freundin. „Vielleicht“, mutmaßte er, „wollte ich einfach mal zeigen, dass ich ein Mann bin.“
Ein Psychologe, den er seit Oktober eigenständig aufsucht, attestiert ihm eine „depressive Störung“. Das Gericht verpflichtete den Wittener, die Therapie durchziehen zu müssen und eine weitere, für solche Taten spezialisierte Stelle aufzusuchen. Die Staatsanwältin hatte vergeblich beantragt, ihm einen Betreuer an die Seite zu stellen. Vor allem das auffällig umfangreiche Engagement des 18-Jährigen als Jugendbetreuer machte ihr Sorgen. „Ich habe Unbehagen, wenn jemand mit Sexualdelikten aufgefallen ist, und mit Kindern arbeitet.“ Der Wittener war Praktikant in einer Kita, arbeitete als Betreuer für einen Schwimmkurs und gab Konfirmandenunterricht. Mittlerweile ist er nicht mehr in diesen Bereichen tätig. Er wurde von seinen Aufgaben freigestellt.