Unna/Dortmund. . Am Donnerstag begann der Prozess gegen einen Mann (21) aus Unna. Er soll als Praktikant an einer Grundschule mehrere Kinder missbraucht haben. Der Angeklagte ist geständig – und hat den Berufswunsch „Erzieher“ inzwischen aufgegeben. Jetzt wird er Kraftfahrer.
Zwei Jahre Jugendstrafe fordert die Staatsanwaltschaft Dortmund für den 21-jährigen Auszubildenden aus Unna, dem sie sexuellen Missbrauch von Kindern vorwirft. Vor zwei Jahren soll er sich als Praktikant an der Schillerschule in Massen das Vertrauen von Kindern erschlichen und sie anschließend in seiner Wohnung sexuell missbraucht haben.
Als Kind von seiner Mutter geschlagen, missbraucht und in Pflegefamilien und Heime abgeschoben, hat sich der heute 21-jährige, knabenhaft wirkende Mann, nunmehr vor der 31. Großen Strafkammer des Landgerichtes Dortmund schweren Missbrauchsvorwürfen zu stellen, die er bislang energisch bestritt und leugnet. Erst als ihm die Kammer eine bewährungsfähige Höchststrafe zusichert, lässt er durch seinen Verteidiger einräumen, im Sommer 2010 die Kinder unter ihrem Schlafanzug und auch nackt berührt, mit ihnen geduscht und nackt auf dem Sofa gelegen zu haben.
Angeklagter hatte angeblich eine schwere Kindheit
Kennen gelernt hatte er seine Opfer als Praktikant in der Ganztagsbetreuung der Schillerschule, für die er auch die Ferienfreizeit begleitete. Dass er sich so auch das Vertrauen der Mütter erschlichen habe, dafür gebe es „keinerlei Anhaltspunkte“, so sein Anwalt. Deutliche Nachwirkungen zeigt derweil die damals achtjährige Grundschülerin, die er nicht nur zum Küssen und Kuscheln zwang. Sie wartete ängstlich und voller Scham auf dem Gerichtsflur und will ihren Peiniger nicht sehen. Was er der Kleinen schlussendlich mit seinem knappen Geständnis über den Anwalt auch erspart.
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Allein zum eigenen Lebenslauf äußert er sich selbst. Dass er verstoßen worden sei und früh auf eigenen Füßen habe stehen müssen. Er mache zwar einen „reifen und selbstständigen Eindruck“, so die Vertreterin der Jugend-Gerichtshilfe, habe aber „Schwierigkeiten in der Lebensführung“, „Probleme mit Bindungen“ und stehe vor einem Berg von Schulden. Aufgegeben habe er mittlerweile seinen Berufswunsch „Kinderpfleger und Erzieher“, wohne nicht mehr in Unna und sei in der Ausbildung zum Kraftfahrer.
Während Staatsanwalt Ludger Strunk eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren zur Bewährung forderte, erscheint Verteidiger Budde eine „jugendrichterliche Maßnahme“ mit geringer Geldauflage angemessen. Die Kammer wird in der nächsten Woche das Urteil verkünden.