Dortmund/Witten. . Bei einer Razzia von Steuerfahndung und Polizei gegen die sizilianische Baumafia wurden auch Wohnungen und Geschäfte in Witten durchsucht. Ein 55-Jähriger Sizilianer soll im Gebiet Dortmund/Witten Strohmannfirmen organisiert haben. Der Gesamtschaden soll sich auf über 30 Millionen Euro belaufen.

Seit Donnerstagmorgen durchsuchen mehr als 400 Polizisten und Steuerfahnder mit Unterstützung von Spezialeinheiten Privatwohnungen und Geschäftsräume italienischer Baufirmen in ganz NRW, darunter auch in Witten. Im Bereich Dortmund/Witten soll ein 55-jähriger Sizilianer mit seiner Gruppierung den Betrieb von Strohmannfirmen organisiert haben. Ein weiterer Schwerpunkt ist Köln.

Die Beschuldigten sollen insgesamt 24 so genannte „Strohmannfirmen“ gegründet haben, über die Schwarzarbeit und Steuerstraftaten mit einem Gesamtschaden von mehr als 30 Millionen Euro abgewickelt wurden. Bislang haben die Ermittler elf von zwölf Haftbefehlen in NRW und sechs Haftbefehle auf Sizilien vollstreckt. Spezialisten in NRW und Italien sind zur Stunde damit beschäftigt, die von den überwiegend sizilianischen Verdächtigen erwirtschafteten illegalen Gewinne abzuschöpfen. Unter anderem wird eine Luxus-Villa auf Sizilien beschlagnahmt.

Hinterleute stellten Geld zur Verfügung

Das illegale Geschäftsmodell lief so ab: Die Gruppierung gründete Unternehmen oder kaufte bereits existierende Firmen auf. Als Geschäftsführer dieser Firmen wurden Strohmänner eingesetzt, die am Donnerstag in Italien festgenommen wurden. Gelder zum Kauf dieser Firmen wurden durch Hinterleute zur Verfügung gestellt. Diese besorgten die für die Strohmanngesellschaften erforderlichen Urkunden und Nachweise zur Teilnahme am Wirtschaftsverkehr.

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Nach Gründung der Strohmannfirmen verkaufte die Gruppierung verschiedenen „Nutzerkreisen“ vor allem Rechnungen dieser Firmen, ließ die Rechnungsbeträge über die Konten der Strohmannfirmen laufen und zahlte die Summe abzüglich einer Gebühr an die Nutzer in bar aus. So wurde zum Beispiel illegalen Bauarbeiterkolonnen ermöglicht, mit ihren Auftraggebern über die Strohmannfirmen Aufträge zu vereinbaren und abzurechnen, gleichzeitig aber sämtliche anfallenden Steuern und Sozialabgaben nicht entrichten zu müssen.

Am Markt etablierte Baufirmen enttarnt

Auch am Markt etablierte Baufirmen wurden als Kunden der Baumafia enttarnt. Sie kauften Scheinrechnungen, um damit in den eigenen Bilanzen tatsächlich nicht entstandene Kosten vorzutäuschen und so Steuern und Sozialabgaben zu sparen. Das erhaltene Bargeld nutzen die Firmeninhaber für eigene Zwecke, bezahlten eigenen Arbeitern einen zusätzlichen Schwarzlohn oder heuerten illegale Arbeiterkolonnen an.