Witten. . Die 76-Jährige stellt Blätter, Wurzeln und Erden in der Galerie Haus Herbede aus.

Sie bringt vergammelte Blätter in ästhetische Form, präsentiert Blütenstengel hinter Glas und stellt ineinander verwachsene Bambuswurzeln als Skulpturen aus. Gerta Bauers Arbeiten haben derzeit in den alten Gemäuern der Galerie Haus Herbede ein passendes Ambiente gefunden.

Dass die 76-Jährige auf so einfache und doch ungewöhnliche Weise Natur und Kunst zueinander in Bezug setzt, kommt natürlich nicht von ungefähr: Sie ist nicht nur promovierte Biologin, sondern studierte auch Kunstgeschichte: „Ich stamme aus einer Malerfamilie.“

Menschliche Formen und natürlich Substanzen gehen bei Gerta Bauer ein enges Spannungsverhältnis ein. „Wir sind Teil der Natur, sie ist unsere Lebensgrundlage. Und ich versuche sichtbar zu machen, was man übersieht.“ Es gehe ihr um die Wahrnehmung von Natur jenseits der wissenschaftlichen Rationalität. Bei ihr stehen Schönheit und Kreativität natürlicher Formen im Mittelpunkt.

Verästelte Pilzgeflechte werden zum filigranen Bildmotiv

Das Blatt der Blutpflaume etwa zeigt sie in seinen verschiedenen Stadien hinter Glas, auch zerfallen, zerfressen oder vom Wind zerzaust. Zart verästelte Pilzgeflechte werden bei Gerta Bauer zum filigranen Bildmotiv – im Original oder in Tusche. Im eigenen Garten sammelt sie haufenweise die runden Früchte des Silberblattes, die sie presst und zu Kleiderformen zusammenklebt. Ebenso verfährt die Künstlerin mit Ahornblättern. Mit den getrockneten Stengeln des Blauregens wiederum verdeutlicht sie den Kontrast zwischen Chaos und Kosmos – hier geordnet, dort wild durcheinander.

Intensiv widmet sich Gerta Bauer, die aus Bonn stammt und in Lüdinghausen lebt, außerdem dem Thema Erde. In ganz Europa ist sie mit ihrem Mann und einer Schüppe unterwegs, um bestimmte Erden zu finden, die sie dann auf Leinwände fixiert: Kreide von der dänischen Insel Moen gehört ebenso dazu wie muschelzersetzter Sand vom Nordseestrand auf Amrum, vulkanische Asche aus der Eifel oder Erde aus den Ockerbrüchen des südfranzösischen Roussillon. „Vom Klang der Erde“ erzählt ein ganzer Raum in der Galerie. Viele dieser Leinwandquadrate liegen wie ein Teppich auf dem Boden aneinander oder hängen an der Wand. „Wir sind auf die Erde angewiesen und kehren in die Erde zurück. Alles ist mit ihr verknüpft."

"Schläft ein Lied in allen Dingen"

„Schläft ein Lied in allen Dingen“: Die Zeile eines Gedichts von Joseph von Eichendorff hat Gerta Bauer als Titel für ihre Ausstellung gewählt. Denn ihre Auseinandersetzung mit der Natur trägt auch poetische Züge – indem sie die verwendeten Pflanzen und Erden für sich sprechen lässt.

Die Ausstellung mit dem Titel „Schläft ein Lied in allen Dingen“ wird am Sonntag, 25. November, um 11 Uhr in der Galerie Haus Herbede, Von Elverfeldt-Allee 12, eröffnet.

Bei der Vernissage wird Lutz Quambusch, künstlerischer Leiter der Galerie, Gerta Bauer im Gespräch vorstellen. Die Werke sind noch bis zum 16. Dezember zu sehen.