Witten. . „Sunrise Avenue“ heizten beim Zeltfestival mächtig ein – nicht nur mit ihrem Hit „Hollywood Hills“. Neben dem eigenen Repertoire spielte die finnische Band auch Songs anderer Künstler, verzichtete dann allerdings doch lieber auf den geplanten Grönemeyer-Hit „Bochum“.

Der Kopf dröhnt. Das T-Shirt ist durchgeschwitzt. Die Hände schmerzen vom Klatschen. Es ist kurz nach zehn am Montagabend. Und die Menge, die zuvor im großen Sparkassen-Zelt alles gegeben hat, strömt erschöpft an die Getränkestände oder Richtung Parkplatz. Nach dem Konzert von „Sunrise Avenue“ ist die Power raus. Denn die Jungs aus Finnland haben dem Publikum mächtig eingeheizt – finnische Sauna.

„Hollywood Hills“ – der Hit von 2011, das ist der Song, auf den alle warten. Und warten müssen sie bis zuletzt. Als Samu Haber – blond, sympathisch, wohlproportionierte Oberarme – mit seiner markanten Stimme die ersten Zeilen singt, explodiert die Stimmung endgültig. Alle grölen mit. „Schade nur“, sagt mein 14-jähriger Sohn, „dass man dann das Lied von denen gar nicht mehr richtig gehört hat“. Doch sonst habe ihm das Konzert echt gut gefallen. Warum? „Na, weil es rockig und laut war“.

Damit kommen die Finnen aber nicht nur bei Teenagern an, von denen die weiblichen kreischen und herzförmige Luftballons gleich vorn an der Bühne schwenken. „Sunrise Avenue“, die schon 2010 beim Zeltfestival begeisterten, verbinden Generationen.

Vom Teenager bis zum Mittfünfziger

Auf der Tribüne, die all jenen Platz bietet, die Massenansammlungen nicht so gut abkönnen, gerät eine Truppe Mittfünfziger arg in Wallung. „Meine Pumpe ist schon auf 190“, scherzt einer und ist froh, dass die Musiker eine gute Balance finden zwischen dynamischen Rocksongs und melodiösen Balladen, bei denen untrainierte Konzertgänger ein wenig abschalten können.

Obwohl – abschalten will hier eigentlich niemand. Auch den Finnen – inzwischen in Bochum-Trikots – fällt es sichtlich schwer, nach 90 Minuten ihre Fans zu verlassen. Noch einmal werfen sie Wasserflaschen in die Menge und verschwitzte Handtücher. Noch einmal greifen sie zu den Instrumenten und spielen ein paar Takte, obwohl schon die Melodie im Zelt erklingt, die darauf verweist: Jetzt ist Schluss. „Sunrise Avenue“ nehmen’s damit nicht so genau wie etwa „Cro“, der Panda-Rapper. Der hatte seinen Auftritt nach 75 Minuten ziemlich abrupt beendet.

„Fairytale gone bad“ und „I don’t dance“ – klar, diese Songs dürfen heute nicht fehlen. Doch die Jungs zaubern zwischendurch noch eben ein Medley von Carley Ray Jepsens aktuellem Ohrwurm „Call me maybe“ bis hin zu Queen. Und eigentlich, verrät Samu, wollten sie noch irgendwas spielen, was mit Bochum zu tun habe. Grönemeyers gleichnamiger Hit war geplant. „Aber das haben wir lieber gelassen.“ Musste auch nicht sein, denn „Sunrise Avenue“ haben nun wahrlich keine Not, aus dem eigenen Repertoire zu schöpfen. Drei Studioalben haben sie immerhin seit ihrem Durchbruch 2006 geschafft.

Auf dem Heimweg im Auto dann noch mal „Hollywood Hills“. „Bye, bye, Sunrise Avenue“ – bis zum nächsten Mal.