Witten. . Kurt Krömer begeisterte seine Fans mit Brachial-Humor, aber auch feinen Sentenzen
Für die besten Comedians gilt: Entweder man liebt sie oder man hasst sie. Die Zeltfestival-Gäste, die zu Kurt Krömer strömten, lieben den Mann mit der schwarzen Hornbrille. Auch oder gerade weil er so gerne ganz tief unterhalb der Gürtellinie unterwegs ist.
„Er ist respektlos und sympathisch schrottig“, findet Maren Meyer zu Westerhausen (32). „Besser als Mittermeier.“ Und er macht intelligentere Comedy, weil er mit der Form spielt. Er macht hinter der Bühne scheinbar seinen Assistenten zur Schnecke, brüllt die Techniker durchs Mikro an und bleibt in der Pause, als die ersten zum Bierstand flitzen, einfach an seinem Tischchen sitzen: „Sagt doch keiner, dass der Künstler die Pause nicht auf der Bühne verbringen darf.“
Natürlich macht auch er Kalauer der Marke: „Kommt eine Schwangere zum Bäcker. Sie sagt: Ich bekomme ein Schwarzbrot. Sagt er: Sachen gibt’s!“ oder reißt Witze mit Bart über den Niedergang der FDP. Aber besonders in den ruhigen Momenten („Ich gehe auf die 40 zu und habe noch nie gelacht. Ich bin der Timm Thaler der Comedy-Szene“) merkt man, dass viel Tiefe in dem Mann steckt, der über eine Lehre zum Herrenausstatter und Maloche auf dem Bau zum Kabarett gefunden hat.
Dass er auch gerne die Nähe zum Publikum sucht, erfahren die Zuschauer ganz vorne und direkt am Mittelgang am eigenen Leib: Krömer steigt auf Stühle, knutscht, pöbelt, begrabbelt und klaut Bierflaschen. Letztere kenne er ja gut: „Ich hab drei Jahre auffem Bau gearbeitet, dat Ding mach ich euch mit nem Augenlid auf.“
Auch wenn Krömer mittlerweile die gruselig-karierten Uropa-Anzüge im Schrank lässt und schick in Schwarz erscheint, seine Berliner Schnauze hat er glücklicherweise beibehalten. Und die gehört zu seiner Comedy wie seine schwarze Brille. Das ist ein Dialekt, mit dem man sich sogar gerne anbrüllen lässt. „Das Berlinerische ist toll“, sagt auch Sascha Walter (24). „Und es ist gut, dass er auch Grenzen überschreitet, um es charmant auszudrücken.“ Viele hat Krömer davon offensichtlich nicht. Kleines Beispiel: „Mein erstes Mal: Sie war groß und zärtlich. Heute ist sie Bürgermeister von Berlin.“