Witten. . Alle nennen ihn Manni. Der 26-Jährige arbeitet zum fünften Mal beim Zeltfestival Ruhr und hält viele Fäden in der Hand

Er hat mit Helge Schneider Geburtstag gefeiert, mit den Fantastischen Vier gerockt und Joe Cocker zum Flughafen gefahren. Er hat beim allerersten Zeltfestival die Bühnen mitaufgebaut und würde auch mit verbundenen Augen jeden Weg auf dem Festivalgelände finden. Manuel gehört zum Zeltfestival Ruhr wie der Kemnader See. Trotzdem kennt ihn dort unter seinem richtigen Namen kaum jemand, denn alle nennen den 26-Jährigen nur Manni.

Es ist kurz vor 12 Uhr und Manni frühstückt. Das liegt nicht daran, dass er ein notorischer Langschläfer ist, sondern an seinen Arbeitszeiten. Eine seiner vielen Aufgaben beim Zeltfestival ist nämlich die zentimetergenaue Bestuhlung der Festivalzelte für die Auftritte der Comedians. Doch weil die Sitzmöbel natürlich erst in die Locations geschleppt werden können, wenn die Zuschauer raus sind und die Bands ihre Instrumente und Technik abgebaut haben, kann so ein Festivaltag für Manni schon mal bis vier oder fünf Uhr morgens dauern. Bis er dann zu Hause in Essen ist und seinen Kopf aufs Kissen betten kann, wird es draußen oft schon wieder hell. „Aber das merkt man nicht, weil die Arbeit so viel Spaß macht“, sagt Manni.

Manni koordiniert auch die Shuttle-Fahrten der Künstler

Die Sonne knallt auf die weißen Zelte und in der mobilen Catering-Halle wird es merklich wärmer. Vor ihren Auftritten sitzen auch die Stars hier und essen, trinken oder daddeln Videospiele in den Ledersitzecken. Doch noch ist es leer. Manni aber, der beim Zeltfestival so viele Fäden in der Hand hält, ist schon aktiv. Er koordiniert nämlich auch die Shuttle-Fahrten für die Künstler und ihre Crews. Die meisten kommen nicht wie Helge Schneider im letzten Jahr mit dem Wohnwagen zum Kemnader See, sondern reisen per Bahn oder Flugzeug an. Und die müssen dann pünktlich abgeholt, zum Hotel gebracht, später wieder abgeholt und zum Festivalgelände kutschiert werden. Oft sitzt er auch selbst am Steuer. Immer aber weiß er, welches Fahrzeug wo unterwegs ist und wer gerade drin sitzt.

„Und dann mache ich jeden Tag noch das ZfR-TV“, erzählt der 26-Jährige. Jeden Nachmittag kommt ein Filmteam aufs Gelände, macht Interviews mit den Stars oder blickt backstage. Manni moderiert die Show, die auf der ZfR-Homepage zu sehen ist. „Das hat sich im letzten Jahr so ergeben, dass ich das mache und in diesem Jahr sind wir wieder eingestiegen.“ Seinen Ehrentitel „Mädchen für alles“ des Zeltfestivals hat sich Manni wahrlich verdient.

Essen wenn die Künstler auf der Bühne stehen

Angefangen hat alles mit seiner Lehre als Veranstaltungskaufmann bei der Essener Firma Contra. Die war schon bei der ZfR-Premiere 2008 dabei und der neue Azubi wurde gleich eingebunden. Zelte aufbauen, fünfmal am Tag zum Baumarkt fahren, weil immer etwas fehlte, Künstler chauffieren: Das sei schon cool gewesen, so ein großes Festival zum Berufsstart. „Wenn man dann gesehen hat, was die Kollegen in anderen Betrieben gemacht haben“, sagt Manni und schmunzelt. Jetzt ist er Profi und kümmert sich das restliche Jahr über für seine Firma um das Booking (die Buchung) von Künstlern und das Tourmanagement. „Da bin ich dann auf der anderen Seite“, sagt der 26-Jährige. Beim Zeltfestival habe er das große Ganze im Blick, als Tourmanager exklusiv einen Künstler oder eine Band.

Es sei klasse, so viele tolle Sänger, Comedians und Bands kennenlernen zu können. „Und auch, wenn viel zu tun ist, schaut man bei allen Shows mal rein“, erzählt Manni. Viel länger als zehn Minuten ginge es meistens nicht, weil er bei der Lautstärke in den Zelten seinen Funk nicht höre, mit dem alle Kollegen verbunden sind. Außerdem müsse man die Zeit nutzen, wenn die Künstler auf der Bühne sind — und essen. Sonst fehle einfach die Zeit. Und die Nahrungsaufnahme sei beim Zeltfestival alles andere als eine Pflichtveranstaltung: „Künstler brauchen richtig gutes Essen“, sagt er und lacht. „Und wir profitieren davon.“