Witten. . Preise für Getreide steigen seit Wochen auf dem Weltmarkt, weil Amerika von einer Jahrhundert-Dürre betroffen ist. Heimische Landwirte haben für Teil der Ernte aber schon Verträge geschlossen.
Die Landwirte in den USA leiden unter der schlimmsten Dürre seit Jahrzehnten. Weil Amerika der größte Getreideexporteur der Welt ist, hat dies die Preise für Mais und Weizen auf dem Weltmarkt um 50 Prozent ansteigen lassen. Davon profitieren auch die heimischen Getreidebauern. In die Röhre schauen dagegen Viehhalter, die deutlich mehr fürs Futter zahlen müssen.
„Die Getreidepreise sind schon seit ein, zwei Jahren auf einem sehr hohen Niveau“, sagt Dirk Kalthaus, der Vorsitzende des Landwirtschaftsverbands Ennepe-Ruhr. So könne ein Landwirt — wenn das Wetter halte — aktuell 20 bis 25 Euro für einen Doppelzentner (100 Kilogramm) Winterweizen bekommen. Vor sieben, acht Jahren lag der Preis nur bei 9 bis 15 Euro.
Täglich schwinden 16 Hektar landwirtschafliche Fläche
Solch eine Niedrigpreisphase sei in Zukunft aber nicht mehr zu erwarten, so Kalthaus. Schon allein deshalb, weil in Nordrhein-Westfalen täglich 16 Hektar landwirtschaftliche Fläche Industrie, Straßen oder Häusern weichen müsse und damit auch die Masse an landwirtschaftlichen Produkten schrumpfe. In ganz Deutschland seien es 80 Hektar pro Tag, die verloren gingen.
Thomas Steffen bewirtschaftet noch 200 Hektar zwischen Vormholz und Dortmunder Uni mit seinem Partner Norbert Wernecke, weitere 500 Hektar dreschen sie mit ihren Maschinen für andere Landwirte. Die beiden bauen Raps, Weizen, Gerste, Roggen und Ackerbohnen an und nehmen am NRW-Programm „Vielfältige Fruchtfolge“ teil. Bisher sei die Ernte dieses Jahres gut ausgefallen. Der Winterweizen stehe noch auf dem Feld, werde aber jetzt geerntet, da er nun die richtige Reife habe.
Von der Preisexplosion profitierten die Landwirte nur bedingt, denn um sich abzusichern, schlössen die meisten schon vor der Ernte Verträge mit Getreidehändlern für einen Teil des zu erwartetenden Ertrags. „Das war in diesem Jahr ein Fehler“, so Steffen. Denn die Preise sind im Laufe des Jahres wegen der Dürre-Nachrichten aus den USA immer weiter gestiegen. Außerdem setzten Händler und Viehzüchter alles daran, möglichst wenig zu zahlen. Denn gerade die Tierhalter leiden wie schon berichtet unter den höheren Futterpreisen.
Der Getreidepreis sei heute globalisiert: Wenn es wie vor zwei Jahren heiße, aus Russland komme kein Getreide mehr, explodiere der Preis. Wenn dann von woanders Meldungen einer überdurchschnittlichen Ernte folgten, sinke er wieder. „Es geht nicht mehr darum, wie viel Getreide wirklich da ist, sondern es wird spekuliert.“