Witten. . Der ambulante Hospizdienst Hattingen-Witten bietet wieder einen Vorbereitungskurs für ehrenamtliche Hospizhelfer an. Er beginnt Mitte September

„Es ist etwas sehr Schönes, einen Menschen begleiten zu dürfen, der diese Erde verlässt.“ Viele werden jetzt stutzen, denn der Tod ist für die meisten Menschen ganz weit weg. Solange, bis er kommt. Barbara Welker-Barann (55) hat dem Sterben ganz bewusst schon jetzt einen Platz in ihrem Leben eingeräumt: Sie begleitet Schwerkranke und Sterbende für den ambulanten Hospizdienst Witten-Hattingen.

Bei ihr war es die Betreuung ihres Vaters, der diese Tür in ihr geöffnet hat: „Die letzte Woche an seiner Seite hat mich sehr bewegt“, erzählt die Mutter von vier Kindern. „Und ich habe gemerkt, dass ich Menschen beim Sterben begleiten kann.“ Also meldete sie sich im letzten Jahr für den Vorbereitungskurs für Hospizhelfer und -helferinnen an.

Angehörige beim Trauern unterstützen

Recht bald danach übernahm sie die Besuche bei zwei schwerkranken Frauen um die 50. „Eine von ihnen habe ich letzte Woche verabschiedet. Sie hinterlässt zwei jugendliche Kinder“, erzählt sie. In diesem Alter, in dem sie nicht mehr Kind, aber auch noch nicht Erwachsene seien, sei der Verlust der Mutter besonders schwer, weiß Barbara Welker-Barann. Auch um die Kinder hat sich die 55-Jährige gekümmert, ihnen beim Abschiednehmen geholfen, sie beim Trauern gestützt. Auch das ist Aufgabe der Ehrenamtlichen: den Angehörigen zu helfen.

Maria Luig (55) hat sich ebenfalls vor einem Jahr entschieden, sich zur Hospizhelferin ausbilden zu lassen. Bei ihr war es die Betreuung ihres unheilbar kranken Neffen, der in ihr den Wunsch ausgelöst hat, Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Bei ihrer Kollegin Gerlinde Merten (63) war es der Tod dreier Demenzkranker, um die sie sich jahrelang für Mobile gekümmert hat. Der Verein bietet Entlastung für pflegende Angehörige an. „Ich habe mich einfach einfach hilflos gefühlt“, erinnert sie sich. Besonders den Angehörigen gegenüber, die so viele Fragen und Ängste hatten. Sie wollte sich informieren, um besser helfen zu können, und landete ebenfalls im Vorbereitungskurs des ambulanten Hospizdienstes.

„Da war eine ganz große Ruhe“

Und was dieses Netz ehrenamtlicher Helfer leisten kann, hat sie im Dezember des letzten Jahres erfahren: „Ich habe eine Frau drei Jahre lang begleitet, die alleine lebte. In ihrer letzten Woche haben wir Kollegen uns so abgewechselt, dass sie nie einsam war.“ Sie selbst hat die Hand der 91-Jährigen gehalten, als sie starb. „Sie hatte große Angst vor dem Sterben, eigentlich wollte sie 100 werden“, erinnert sich Gerlinde Merten. Als die alte Frau aber kurz vor ihrem Tod starke Schmerzen bekam, habe sie nicht mehr gekämpft. „Und wir haben ihr signalisiert, dass sie gehen darf.“ So vergingen die letzten Tage sehr friedlich. „Da war eine ganz große Ruhe.“

Von dieser Ruhe spricht auch Barbara Welker-Barann, wenn sie von ihrer ehrenamtlichen Arbeit erzählt. Auch sie habe „einen ganz starken Frieden“ miterleben dürfen, wenn Menschen gehen. Für sie sei die Begleitung Sterbender eine Vorbereitung auf die eigene Endlichkeit. Wenn man den Tod miterlebe, nehme man das Leben intensiver wahr. Und man gehe nachsichtiger mit sich selber um: „Man darf sich auch mal einen Fehler verzeihen.“ Ihr habe die Arbeit auch gezeigt, dass ein Sterbender in seinen Empfindungen völlig lebendig sei. Dass es deshalb wichtig sei, sich nicht zurückzuziehen, sondern diesem Menschen nahe zu sein: „Das Leben geht bis zur letzten Minute“, weiß die 55-Jährige.

Die eigene Geschichte aufarbeiten

„Und das Leben ist schön“ — das hat Maria Luig aus ihrer Arbeit mitgenommen. Sie ist dankbar, Menschen in ihrer letzten Phase so eng kennenlernen und ihnen beistehen zu dürfen. „So kann man auch die eigene Geschichte ein Stück aufarbeiten“, sagt die 55-Jährige. Sie sei jetzt mit sich im Reinen und diese Ruhe wolle sie weitergeben.

Die Begleitung Schwerkranker und Sterbender beginne im Idealfall schon deutlich vor der letzten Woche, erklärt Susanne Gramatke, Leiterin des Hospizbüros Witten. Wenn sich ein Angehöriger melde, fahre eine der Koordinatorin in die Familie, ins Altenheim oder Krankenhaus, kläre ab, ob Angehörige und Betroffene mit der Begleitung einverstanden seien und suche dann den passenden Helfer. Und der bzw. die besucht den Erkrankten dann regelmäßig. Für die Familien ist dieser Service kostenlos.

Es hilft, wenn jemand da ist, der keine Angst hat

Und dem Sterbenden helfe es oft, wenn jemand von außen da sei, der nicht voller Angst sei, hat Barbara Welker-Barann selbst erlebt. Bevor ihr Vater starb, hat ihre Freundin mit ihm gebetet, erzählt sie. Sie hätte nie gedacht, dass ihr Vater dies möchte. Ihre Freundin habe diesen Wunsch erfüllen können.

Der nächste Vorbereitungskurs beginnt Mitte September. Infos: 02302/175-26-26.