Witten. .

Eigentlich ist es überhaupt nicht das Wetter dafür. Doch am Donnerstag machen die Karmelitinnen Auf der Klippe Honig, und mit Gottes Hilfe wird es gelingen. Und sie machen nicht irgendeinen Honig, sondern den besten Honig weit und breit. Das haben sie sogar amtlich.

Wo sonst Gebet und Ruhe herrschen, wo bestenfalls ein feiner Wohlgeruch von Weihrauch wahrnehmbar ist, da duftet es im Wittener Karmel hocharomatisch frisch nach Bienenwachs und zartblumig süß nach ganz frischem Honig. Den schleudert Schwester Margarita (42) gerade fachmännisch aus den Waben, die ihre Mitschwester Maria Theresia (83) ihr aus den Bienenstöcken herbeischafft. Beide Frauen wissen genau, was sie tun: Sie sind ausgebildete Imkerinnen und gehören dem Imkerverein Herdecke an.

Deshalb sitzt und passt jeder Handgriff, wenn Schwester Margarita erst das Wachs von den gefüllten Waben abkratzt, „entdeckeln“, sagt die Fachfrau, und dann immer vier große Waben in die alte, aber gut funktionierende Zentrifuge einhängt. Das Gerät, irgendwann Mitte der 80er Jahre aus Schlesien nach Witten gekommen, setzt sich rumpelnd in Gang, ist wie so manches im Kloster ein Geschenk und hält bei guter Pflege annähernd ewig.

Was die Zentrifuge freisetzt, wandert zunächst durch ein Doppelsieb, dann nochmals durch ein sehr feines Sieb, um auch allerkleinste Wachsrückstände zurückzuhalten. Abfall gibt es in einem Kloster, das sich selbst versorgt, kaum: Alle Wachsreste werden gesammelt, ausgewaschen, nochmals durchgeseiht und im Herbst zum Kerzenziehen verflüssigt. Schwester Maria Theresia zeigt ein paar Kerzen vom letzten Jahr, die schon mit einer ganz feinen Patina überzogen sind. Sie sind dunkel, fast olivfarben. „Das Wachs war eben im letzten Jahr so“, sagt sie. So ist das mit einem reinen Naturprodukt.

Über eine halbe Million Bienen

Acht Wirtschaftsvölker und zwei Ableger tummeln sich in den Bienenstöcken im Klostergarten und machen sich über die Blüten von Linden und Sonnenblumen, von Ysop und Lavendel, von Johanniskraut, Estragon, Pfefferminze und Wegwarte her, und den vielen bunten Blumen, die Schwester Maria Theresia als Bienenweide ausgesät hat. Eine Pracht, doch so richtig zufrieden ist sie nicht. „Bei diesem Wetter blüht es nicht so gut.“

Weit über eine halbe Million Bienen umschwirren die Schwestern im Klostergarten, und ganz so freiwillig geben sie ihre süße Köstlichkeit nicht her. Schwester Maria Theresia hat eine Biene gerade unter der der Nase erwischt, eine Besucherin am Kopf. Mit ein paar Tropfen Karmelitergeist wird die Schwellung schnell kuriert - äußerlich angewendet, versteht sich. „Ich habe schon so viele Stiche bekommen, ich bin immun“, lacht die Ordensfrau.

Platz eins in der Honigbewertung

Das Ergebnis ihrer Arbeit kann sich sehen lassen. „Im letzten Jahr hatten wir rund fünf Zentner Honig, und bei der ersten Schleuderung in diesem Jahr bekamen wir 147 Gläser voll - das sind gut anderthalb Zentner“, freuen sich die Schwestern. Und die Qualität macht ihnen hier in der Region keiner nach. „Der beste Honig im Ennepe-Ruhr-Kreis“ steht groß auf der Urkunde, mit der vom Landesverband Westfälisch-Lippischer Imker bei der Honigbewertung im Oktober 2011 die Auszeichnung in Gold für den 1. Platz verliehen wurde.

Der Regen verzieht sich, der blaue Himmel kommt hervor, Schwester Maria Theresia wird unruhig. „Die Sonne kommt heraus, ich muss wieder zu den Bienen“, sagt die 83-Jährige und greift sich resolut eine Schubkarre für die Waben. Priorin Anna-Maria (53) hat derweil kleine Kostproben für ihre Gäste organisiert, „obwohl der Honig ja noch nicht reif ist. Das ist er erst, wenn er kristallisiert“, wissen die Imkerinnen.

Fruchtig, nicht zu süß und sehr intensiv mit ganz feiner Kräuternote schmeckt der Wittener Honig, der beste Honig im EN-Kreis. Auch in diesem Jahr hoffen sie wieder auf eine Auszeichnung.Und mit Gottes Hilfe wird es auch gelingen.