Witten. . Eigentlich wollte Katharina Schwabedissen am Jobcenter Annen Wahlkampf machen, bewusst dort, wo sonst wohl kaum ein Wahlkämpfer hinkommt. Doch das Vorhaben scheiterte an verschlossenen Türen.
„Wir sind zur falschen Zeit am richtigen Ort“, musste Katharina Schwabedissen (39) feststellen. Denn die Wittener Landtagskandidatin der Linken wollte am Mittwochvormittag am Annener Jobcenter Wahlkampf machen. Nur: Das hatte für Publikumsverkehr geschlossen.
Ärgerlich fand das auch Wahlkampfhelfer David Staercke (42): „Dabei hatte ich kürzlich noch über eine städtische Nummer mit dem Jobcenter telefoniert. Und da wurde mir gesagt: ,Machen Sie mal’“, erzählt er. Doch die Spitzenkandidatin der Linken in NRW und ihr Mitstreiter wollen sich von diesem terminlichen Missgriff nicht entmutigen lassen: „Dann kommen wir eben am nächsten Donnerstag wieder“, meinen sie.
Bewusst auch in die Stadtteile
Dies sei eine bundesweite Aktion der Linken. „Wir wollen Leute ins Jobcenter begleiten, die sich beschweren, dass sie ihre Bezüge am Monatsende nicht bekommen haben, und ihnen helfen“, erklärt Katharina Schwabedissen. Die sogenannte Grundsicherung sei nämlich so gering, dass viele Betroffene bereits Ende des Monats kaum noch Geld zum Überleben hätten. Auch deshalb fordere die Linke eine Millionärssteuer, „mit der wir die Armut in unserem Land beenden könnten“, so die Wittener Direktkandidatin, die auch Landessprecherin ihrer Partei ist..
Mit ihrem kleinen mobilen Stand, der sich mit wenigen Handgriffen auf- und wieder abbauen lässt, haben sich Schwabedissen und Staercke also an diesem Vormittag in unmittelbarer Nähe des Jobcenters postiert. Und zwar an der Annenstraße. „Wir wollten bewusst nicht nur in die City, wie viele andere Parteien, sondern auch die Menschen in den Stadtteilen unmittelbar ansprechen“, nennt der Wahlkampfhelfer einen weiteren Grund für diese Ortswahl.
Infos und eine Zeitung
Auf dem Fußweg der Annenstraße sind denn auch zahlreiche Passanten am Mittwochvormittag unterwegs. Vielen sieht man an, dass sie in Eile sind. „Möchten Sie eine Zeitung?“ fragt Katharina Schwabedissen und tritt beherzt auf eine vorbeigehende Frau zu. Die hält kaum inne, schaut kurz auf den Wahlstand und meint: „Brauch’ ich nicht.“ Daraufhin Schwabedissen: „Die Linke braucht jeder.“
Andere Vorbeikommende sind offener, nehmen die Zeitung der Linken in Empfang, bedanken sich teils artig. „Ich habe zwar jetzt keine Zeit, sie zu lesen. Aber in den nächsten Papierkorb wandert sie trotzdem nicht“, meint Sabine Müller, die im Gehen darin blättert. Und: „Daheim werde ich diese Zeitung bestimmt in aller Ruhe durchschauen“, meint die Passantin. „Denn Infos sind immer gut bei schwierigen Wahlentscheidungen.“
Aber nicht nur auf harte Informationen setzen die Linken an ihrem Wahlstand. Wer möchte, bekommt auch einen Kugelschreiber, ein Tütchen mit Weingummi in Herzform oder eine Packung Taschentücher mit Aufschriften wie „Mit Herz und Verstand“ oder „Für rote Nasen!“ Selbstverständlich dominiert hier die Farbe Rot. Sie bildet auch den Untergrund zur Aufschrift „ Hier ist Die Linke“ an dem kleinen Annener Wahlstand. Den hätte man ohne diese Signalfarbe an der elend langen Straße sonst beinahe übersehen können. Und ganz klar, hat sich Katharina Schwabedissen, auch lässig einen roten Schal umgeworfen. Davon abgesehen ist die Wittenerin eher sportiv gekleidet. Was die entspannt-unaufdringliche Art, mit der sie den Bürgern an diesem Tag begegnet, geradezu sinnfällig unterstreicht.