Witten. . Ärzteverein und Kreis starten eine kostenlose Sprechstunde zur Demenz. Vor allem Menschen im frühen Stadium der Alterskrankheit und deren Angehörige wollen sie erreichen. Am 19. April beginnt eine kreisweite Veranstaltungsreihe.

Im EN-Kreis gibt es derzeit schätzungsweise mehr als 5000 Menschen mit Demenz, bundesweit sind rund ein Prozent der Bürger betroffen. Damit sie und ihre Angehörige sich nicht verunsichert zurückziehen und so in die Isolation geraten, ist Hilfe von außen nötig. Deshalb bieten Ärzteverein und Kreisverwaltung jetzt regelmäßig kostenlose Sprechstunden in Witten an. Außerdem geht der Arbeitskreis Demenz im EN-Kreis mit einer Veranstaltungsreihe auf das Thema ein.

Ab diesem Mittwoch steht Sabine Simon-Tillmann in der Nebenstelle der Kreisverwaltung am Schwanenmarkt 5-7 wöchentlich von 13.30 bis 15 Uhr als Ansprechpartnerin zur Verfügung. An jedem zweiten Mittwoch im Monat wird das Beratungsangebot durch einen Arzt ergänzt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Zehn Veranstaltungen im gesamten Kreis

Mit der Veranstaltungsreihe „Miteinander reden, lachen, tun und leben“ möchte der Arbeitskreis Demenz dagegen einzelne Aspekte aus dem großen Themenfeld aufgreifen. Zwischen April und Dezember sind zehn Veranstaltungen in Ennepetal, Gevelsberg und Schwelm geplant. Informationen für Fachkräfte, pflegende Angehörige und Interessierte sowie Angebote für und mit Menschen mit Demenz wechseln sich ab. Den Auftakt bildet eine Informationsveranstaltung zum Thema Patientenverfügung am Donnerstag, 19. April, um 17 Uhr im Schwelmer Ibach-Haus, Wilhelmstraße 41.

„Hinter den Zahlen stehen persönliche Schicksale. Menschen, die ihre Orientierung, ihr Gedächtnis und ihre Sprache verlieren und Angehörige, die dem Verlauf der Krankheit hilflos gegenüber stehen - Demenz geht jeden an“, erklärte Susanne Auferkorte, Leiterin der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe (KISS EN-Süd) bei der Vorstellung des Programms. Die Betroffenheit werde nach ihrer Einschätzung in den nächsten Jahren weiter wachsen. Denn: Der Bevölkerungsanteil der Menschen im Alter von mehr als 60 Jahren sowie der Hochbetagten über 80 Jahren werde spürbar steigen.

Menschen bereits im frühen Stadium erreichen

„Uns geht es auch darum, Menschen im frühen Stadium einer Demenzerkrankung zu erreichen. Wir möchten die Betroffenen mit ihren Kompetenzen und Bedürfnissen einbeziehen“, so Sascha Kron, der als Mitarbeiter des Ennepe-Ruhr-Kreises zukünftig die Arbeit einer Selbsthilfegruppe mit unterstützten wird.

Zweite Zielsetzung der Mitglieder des Arbeitskreises: Sie wollen Demenz wieder ein Stückchen weiter aus der Ecke der Verschwiegenheit, aus der Tabuzone holen. Die Erkrankung habe viele Gesichter, begegne einem in Familie und Freundeskreis, in der Nachbarschaft und am Arbeitsplatz. „Für Erkrankte“, so die Veranstalter, „sollte Demenz kein Grund sein, sich zu schämen oder gar zurück zu ziehen. Gesunde seien gefordert, mit Verständnis und klugen Ideen Beiträge zu leisten, damit die Betroffenen möglichst lange selbstständig ihren Alltag bewältigen können und mit Unterstützung in ihrer vertrauten Umgebung weiterleben können.“

Die Veranstaltungsreihe bietet Vorträge, Lesungen, Tanznachmittage und einen Nikolausball. Eine Übersicht hat der Arbeitskreis in einem Informationsblatt zusammengefasst. Die Teilnahme ist grundsätzlich kostenlos, eine vorherige Anmeldung nicht erforderlich.