Witten. . Wittens Bevölkerung steht zu 83,6 Prozent hinter der Wiedereinführung des WIT-Autokennzeichens. Auch die Politiker wollen es. Nur die Kreisverwaltung stellt sich quer.

Wattenscheid bekommt wieder sein WAT, Wanne-Eickel sein WAN, für die Autokennzeichen GLA (Gladbeck) und CAS (Castrop-Rauxel) sind die Weichen im Kreis Recklinghausen gestellt. Und die rebellischen Wittgensteiner können bald wieder mit BLB (Bad Berleburg) fahren. Über das heimische WIT entscheidet Ende März der Kreistag - und die Zeichen stehen auf Sturm.

Denn wie berichtet lehnt eine Vorlage der Kreisverwaltung das Wittener Ansinnen in überaus harschen Tönen ab. Ein Vorgang, den der Initiator der „Heilbronner Initiative“ zur Wiedereinführung auslaufender Kennzeichen, Prof. Ralf Bochert, nicht nachvollziehen kann: „Die mittelgroßen Städte bekämen dadurch ein kleines eigenes Merkmal.“

Zu der in Schwelm befürchteten Kreisabgewandheit führe ein eigenes Kennzeichen nicht, so der Wissenschaftler, der gestern Witten besuchte. „In Hanau hat das HU dazu geführt, dass die Kreisakzeptanz gut ist. Aus unserer Sicht ist es der eindeutige Wunsch der Wittener Bevölkerung, einen Wechsel zu ermöglichen.“ Für die Stadt wäre WIT ein kleines Markenzeichen.

Bei der Umfrage der Uni Heilbronn auf dem Rathausplatz hatten sich im letzten Jahr 83,6 Prozent der Befragten für das WIT-Kennzeichen ausgesprochen. Kein Wunder, meint Prof. Bochert: „Witten ist die drittgrößte deutsche Stadt ohne eigenes Kennzeichen. Die Kreisstadt ist deutlich kleiner als Witten. Dies ist als ungerechtfertigte Benachteiligung Wittens im Stadtmarketing-Sinne zu beurteilen.“

„Man schlägt mit dem Holzhämmerchen auf Witten ein“

Rund 100 Bürger hatten sich vorsorglich bei der Behörde für ein WIT-Kennzeichen angemeldet, allen voran der 1. Beigeordnete Frank Schweppe. Wie alle anderen erhielt er jetzt Post mit dem Hinweis, dass die Reservierung null und nichtig sei. Bürgermeisterin Sonja Leidemann möchte „selbstverständlich, wenn es möglich wäre“, ihr WIT ans Auto, ebenso der erste stellvertretende Bürgermeister Hans-Ulrich Kieselbach: „Ich würde mein Kennzeichen sofort ändern lassen.“

Er findet die ablehnende Haltung der Kreisverwaltung befremdend: „Abgrenzung, Sonderrechte, Gebietsreform - die Kreistagsvorlage enthält Argumente, von denen ich nicht geglaubt habe, dass sie jemals wieder aufs Papier kommen. Hier schlägt man mit dem Holzhämmerchen auf Witten ein.“

Technisch sieht Christoph Noelle (38), Sachbearbeiter für allgemeine Verkehrsregelungen bei der Stadt, keine Probleme: „Der Verwaltungsaufwand ist gering, der Kreis könnte hier Bürgernähe zeigen.“ Wittens CDU hat ihre Kreistagsmitglieder entsprechend angeschrieben, auch Thomas Richter (SPD) will im Kreistag für die Wahlfreiheit zwischen WIT und EN stimmen: „Andere SPD-Mitglieder sind ebenfalls meiner Meinung. Ich finde es legitim, sich auf diese Weise mit seiner Heimatstadt zu identifizieren.“