Witten. .

Das Bochumer Landgericht hat heute (26. August) einen ehemaligen Erzieher (26) des Hevener Waldorf-Kindergartens wegen Missbrauchs von zwei Kindern zu 21 Monaten auf Bewährung verurteilt.

Der schmächtige Kerl mit dem schütteren Haar und der leisen Stimme ist nicht der Typ, dem man zutrauen würde, Kinder zu missbrauchen. Doch genau das hat der 26-Jährige zwischen Oktober und Dezember 2010 im Hevener Waldorf-Kindergarten getan. Das gestand der ehemalige Erzieher der Kita am Freitag vor dem Bochumer Landgericht.

Der Angeklagte räumte ein, sich an einem sechsjährigen Jungen und einem vier Jahre alten Mädchen sexuell vergriffen zu haben. Das Bochumer Landgericht verurteilte den Mann, dem einst Sympathien von Eltern und Kindern zuflogen, wegen Kindesmissbrauchs zu 21 Monaten auf Bewährung. Kita-Leiterin Sabine Zander erinnert sich an den Tag, an dem sie von den Vorfällen erfahren hatte.

„Ich bekam einen Anruf eines aufgelösten Vaters. Er sagte, mit seiner Tochter stimme etwas nicht.“ Die Vierjährige hatte über Schmerzen im Intimbereich geklagt und ihren Vater mit Namen des Erziehers angesprochen. Als Sabine Zander den Mann, dem sie gerade einen Einjahresvertrag gegeben hatte, mit dem Vorwurf eines möglichen Missbrauchs konfrontierte, brach er in Tränen aus.

Er räumte die Übergriffe ein und wurde umgehend entlassen. Insgesamt fünf Eltern hatten Anzeige erstattet, in drei Fällen konnten die Vorwürfe nicht erhärtet werden. Vor Gericht wurde gestern klar: Der Schlafsaal der Kita wurde für zwei Kinder zur Falle.

Nach dem Mittagsessen hatte der 26-Jährige die 23 Kinder der „Blauen Gruppe“ immer zum Schlafen gelegt. Zunächst waren die Drei- bis Sechsjährigen noch alleine. Irgendwann habe er sich zu ihnen gelegt, sie beobachtet, so der Angeklagte. Dabei blieb es nicht. Sieben Mal sollte er einem vierjährigen Mädchen Strumpfhose und Schlüpfer ausziehen, es im Intimbereich streicheln und küssen.

„Sollen wir uns auch streicheln?“ Diese Frage, so der Vater eines sechsjährigen Jungen vor Gericht, habe sein Kind ihm auffällig oft gestellt. „Schon da hätte die Alarmglocken angehen müssen.“ Doch erst als er über mögliche Missbräuche vom Kindergarten informiert wurde, sei ihm ein Licht aufgegangen: Auch sein Kind wurde missbraucht. Seit dem Geständnis des 26-Jährigen am Freitag ist klar: Der Mann, dem das kleine Kind vertraute, legte seine Hände mindestens zweimal da hin, wo sie nicht hingehören.

„Der Kleine hatte über Bauchschmerzen geklagt“, so der 26-Jährige. „Dann habe ich ihn gestreichelt.“ Dabei sei es nicht geblieben, räumte er ein: Auch an den Genitalien habe er das Kind berührt, ohne allerdings die Unterhose auszuziehen. Eine Reaktion hätte sowohl der Junge als auch das Mädchen nicht gezeigt.

Doch warum missbrauchte der junge Erzieher die Kinder? Der Mann, der angibt, seinen Beruf gemocht zu und nie pädophile oder homosexuelle Neigungen verspürt zu haben. Der Mann, der zum Zeitpunkt der Taten seit drei Jahren eine Freundin hatte und im Oktober Vater wird. Keine Antworten dazu vor Gericht. Bei einer Vernehmung hatte der 26-Jährige noch davon gesprochen, er habe es als „spannend und richtig“ angesehen.

Kita-Leiterin Zander kann die Übergriffe, die keiner bemerkte, noch immer noch nicht verstehen. „Ich frage mich oft: Wie konnte das passieren?“ Eine Antwort finde sie nicht. Nun sei es wichtig, dass der 26-Jährige nie wieder mit Kindern arbeite.