Witten. .
Großbritannien steht Kopf: Kate und William heiraten am Freitag, 29. April. Die Wittener Öffentlichkeit lässt das offenbar kalt. „Das ist wohl mehr ein mediales Ereignis, als dass man etwas hier vor Ort merkt“, sagt Silvana Möbius von Hafermann-Reisen.
Gemeinsames öffentliches Fernsehen auf Großbildleinwand ist, anders als bei der Fußball-Weltmeisterschaft, nirgends angekündigt. In den Bäckereien gibt es keine Wedding-Teilchen. Und auch Supermärkte werben nicht etwa mit einer englischen Woche.
Der für die Partnerstadt Barking and Dagenham verantwortliche Rolf Ostermann vom Witten Club berichtet: „Ich habe weder aus meinem privaten Bekanntenkreis in der Partnerstadt etwas von Aktionen gehört, noch von offizieller Seite. Wir als Club haben auch nichts geplant“. Und dabei ist Dagenham einer der 32 Stadtbezirke von Groß-London, 15 Kilometer östlich der Innenstadt. Rolf Ostermann sagt, er habe bis zum Anruf dieser Zeitung noch gar nicht an das bevorstehende Ereignis gedacht – seine Mitarbeiterin schon: Sie ärgerte sich, dass Kate und William zur besten Arbeitszeit freitags heiraten.
Die Männer sind genervt, die Frauen vor dem Fernseher
Genau darum hat sich die in Witten lebende Britin Gundula Talbot (53) frei genommen. Sie arbeitet an der Ruhruniversität in Bochum, genauer: an der Graduiertenschule für Doktoranden im Fach Chemie als Koordinatorin. „Ich werde aber allein gucken“, sagt die seit 1964 in Deutschland Lebende, die gerade vom Osterurlaub aus Cornwall zurück ist. „Ich habe meinen Vater und meinen Bruder besucht. Die meisten, die ich gesprochen habe, waren eher genervt von dem ganzen Theater.“ Allerdings ist sie sich sicher, dass die meisten Frauen heute vor dem Fernseher das Ereignis verfolgen, „die Männer aber nicht“.
Als sie in Cornwall angekommen sei, habe man ihr gleich eine Tasse mit William und Kate darauf hingestellt. „Klar, Souvenirs will jeder haben, ich habe auch schon kleine Fähnchen.“ Die sind vor dem Fernseher dabei. In Großbritannien sei „public holiday“, Feiertag also. „Und wer arbeiten muss, wird doppelt bezahlt“, so Gundula Talbot.
Im Reisebüro Wedhorn sind nicht vermehrt Flüge und Reisen auf die Insel verkauft worden. Hafermann-Reisen hatte extra eine eigene Reise zur Hochzeit aufgelegt mit speziellem Programm. „Das haben auch einige wenige gebucht. Der erwartete Ansturm ist aber ausgeblieben“, so Silvana Möbius.
Der Wunsch, am selben Tag zu heiraten wie Kate und William, scheint in Witten nicht sehr groß. Sieben Paare lassen sich vom Standesamt trauen. „Das ist normaler Aprildurchschnitt“, heißt es bei der Stadt.