Witten. .

Wie konnte die Postbank so hereingelegt werden? Das fragten sich viele nach dem Bericht über den flüchtigen Postagenturbetreiber in Stockum. Er wird verdächtigt, den Konzern um 500 000 Euro betrogen zu haben.

Nach Informationen unserer Zeitung soll der ehemalige Agenturbetreiber den eigenen Postbankschalter dazu genutzt haben, auf vier selbst angelegten Konten fingierte Einzahlungen vorgenommen zu haben. Mit diesen Gutschriften soll er dann innerhalb einer Woche eine halbe Million Euro bei Postbankfilialen in Witten und im gesamten Ruhrgebiet abgehoben haben.

Geldwäschegesetz

Peter S. (Name geändert), der selbst in einer Postagentur arbeitet, hält dies schlichtweg für unmöglich. „500 000 Euro innerhalb von einer Woche, das geht gar nicht“, meint er. Nach seinen Angaben darf man am Tag maximal 1500 Euro pro Konto einzahlen. „Bei einem größeren Betrag hätte das System gar nicht mitgespielt“, sagt S. Er macht folgende Rechnung auf: Wenn täglich auf vier Konten scheinbar 6000 Euro überwiesen wurden, können pro Woche maximal 48 000 Euro zusammengekommen sein. Bei größeren Beträgen als 1500 Euro, meint S., „greift ohnehin das Geldwäschegesetz“, sprich bestimmte Sicherheitsmechanismen der Banken.

Der mutmaßliche Täter hatte nur eine Woche Zeit, weil die Kundengelder aus den Filialen einmal pro Woche abgeholt werden. Dann wäre er vermutlich aufgeflogen, weil die Gutschriften mit dem tatsächlich ja gar nicht eingezahlten Geld überhaupt nicht übereingestimmt hätten.

Oberstaatsanwalt Bernd Bienioßek wiederholte gestern auf Nachfrage, dass der Schaden tatsächlich 500 000 Euro betrage. Auch die Postbank hat diese Summe nicht dementiert. Nach dem Agenturbetreiber lässt die Staatsanwaltschaft Bochum seit Jahresende fahnden.