Witten. .

Betriebsferien bei der Stadtverwaltung - der Nothaushalt treibt seltsame Blüten. Erstmals seit vielen Jahren ist das Rathaus zwischen den Jahren eine Woche dicht. Rund 900 Beschäftigte werden in den Urlaub geschickt. Das spart eine halbe Million Euro.

Die Stadt schenkt ihren Mitarbeitern keine zusätzlichen Weihnachtsferien, im Gegenteil, der Kämmerer will sparen. Mit der viertägigen Zwangspause sollen Resturlaube, vor allem aber Überstunden, die unter Umständen später ausbezahlt werden müssten, abgebaut werden. „Für diese Urlaubstage müssen wir dann keine Rückstellung mehr bilden“, erklärt Matthias Kleinschmidt. Sonst fielen hohe Beträge für nicht genommenen Urlaub, Überstunden und Gleitzeitguthaben an. Den Gesamtwert der in dieser Woche nicht erbrachten Arbeitsleistung beziffert der Dezernent mit 900.000 Euro. Da auch ohne Betriebsferien etwa die Hälfte der Mitarbeiter Urlaub genommen hätte, schätzt der Kämmerer den Spareffekt auf eine halbe Million.

Die Personalvertretung hat den Betriebsferien zugestimmt, obwohl die Urlaubsplanung eigentlich schon längst abgeschlossen war, als die Verwaltung - angeregt durch Nachbarstädte - auf die Idee der Zwangspause kam. Die Möglichkeit, da noch freie Zeit anzusparen, sei relativ kurz gewesen, erklärt der stellvertretende Personalratsvorsitzende Hartmut Witte. Die Verwaltung habe sich aber flexibel gezeigt. Wer keine Überstunden oder keinen Resturlaub mehr hat, der könne sogar Minusstunden nehmen.

Notdienst zwischen den Feiertagen wird eingerichtet

Und wie steht’s mit der Kundenfreundlichkeit? Zwar sind Feuerwehr, Müllabfuhr und ein Notdienst etwa bei Sterbefällen zwischen dem 24. Dezember und 2. Januar besetzt. Dennoch ist sich der Kämmerer bewusst, dass die Betriebsferien „unter Servicegesichtspunkten eher kritisch zu beurteilen sind“. Das sieht der Personalrat ähnlich. Bei einer internen Umfrage hätten sich denn auch zahlreiche Mitarbeiter besorgt um das Image der Behörde gezeigt. Gut in Erinnerung sind dem Vize-Personalratsvorsitzenden Witte noch die Diskussionen über längere Öffnungszeiten mit der Verwaltungsspitze, die stets auf Bürgernähe drängt.

Gleichzeitig betont Witte, dass die Politik die Folgen der Einsparungen zu vertreten habe. Der Druck auf die Mitarbeiter werde immer größer, psychische Erkrankungen nähmen zu. Er sehe eine ziemlich geschlauchte Belegschaft. „Da kann es mal ganz hilfreich sein, vier Tage zu Hause zu bleiben.“