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Die Uni Witten/Herdecke scheint ihre wohl schlimmste Krise überwunden zu haben. Anderthalb Jahre, nach der Fast-Pleite schreibt sie 2010 voraussichtlich schwarze Zahlen.
Die Uni Witten/Herdecke scheint ihre wohl schlimmste Krise überwunden zu haben. Anderthalb Jahre, nach der Fast-Pleite schreibt sie 2010 voraussichtlich schwarze Zahlen.
„Was wir uns im Rahmen der Restrukturierung vorgenommen haben, greift“, erklärt Geschäftsführer Michael Anders. Er übernahm das Ruder der Hochschule Ende Dezember 2008, als die Wellen gerade meterhoch schlugen. Ruhigeres Fahrwasser zeichnete sich schon bald danach ab, als die Uni ihre neuen Partner präsentierte: Die Software AG Stiftung hält 45 Prozent der Anteile, die UWH-Stiftung 18, die Initiative der Wirtschaft 13, die Alumni-Initiative 11, das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke 6, die Studierendengesellschaft 3, Anthromed 2 und das Institut für Familienunternehmen 2.
Und dann musste gespart werden: 27 Stellen wurden abgebaut, vor allem in der Verwaltung. Außerdem sei der betriebliche Ablauf umstrukturiert worden, so Anders. Sprich: Mitarbeiter bekamen weitere Aufgaben. „Das war eine harte Zeit für uns alle“, sagt der Geschäftsführer. Aber die sei überwunden. Jetzt, wo auch der Schuldenberg von 5 auf ca. 1 Millionen Euro geschrumpft sei, könne die Uni in die Zukunft schauen.
Plan greift schneller als geplant
Diese Tendenz deutete sich schon im letzten Jahr an: Im letzten Quartal 2009 habe man mit einem Verlust von über 750 000 Euro gerechnet, es wurden 300 000 Euro. Und für dieses Jahr rechne er „vorsichtig“ mit schwarzen Zahlen. Die alte Geschäftsführung hätte für 2010 noch einen Verlust von 6 Millionen Euro auf dem Zettel gehabt. „Unser Plan greift erheblich schneller als geplant“, freut sich Anders. Von den zugesagten 16 Millionen der Gesellschafter seien bisher 9 geflossen. Über die übrigen mache er sich keine Sorge – die Gelder seien langfristig zugesagt und „keiner hat vor, die Uni zu verlassen“.
Neben den Sparmaßnahmen hätten neue Geschäftsfelder die Hochschule nach vorne gebracht: Der Bereich Weiterbildung – zum Beispiel in traditioneller chinesischer Medizin – habe zu einer Umsatzsteigerung geführt. Ein Plus von 40 Prozent verzeichne die Uni auch bei der Forschung für Bundesministerien oder die Industrie. Dafür sei extra eine Forschungsförderstelle eingerichtet worden
Sorge macht bislang nur die Zahnklinik
Weiteres Geld soll auch durch mehr Studienplätze fließen. Die Zahl der Medizinstudenten sei auf 84 pro Jahr verdoppelt worden, in der Zahnmedizin will die Uni gerne zehn Plätze mehr anbieten (insgesamt 40), dafür müsste aber erstmal in neue Behandlungsplätze investiert werden. Drei neue Lehrstühle seien dort zu besetzen, eine Besetzung habe es bereits gegeben. Mit neuen Angeboten in der Pflegewissenschaft soll auch hier die Zahl der Studenten steigen.
Sorge mache ihm bislang nur die Zahnklinik. Die Umsätze lagen 2009 mehr als 500 000 Euro niedriger als geplant. Auch hier seien Maßnahmen ergriffen worden, um dem entgegen zu wirken. „Die 20 Monate harter Arbeit haben sich gelohnt“, hält Anders fest. Ein Meilenstein liegt aber noch vor der Uni: Am 31. November und 1. Dezember kommt der Wissenschaftsrat zur Reakkreditierung. 2005 hagelte es heftige Kritik wegen „erheblicher inhaltlicher und struktureller Schwächen in Lehre und Forschung“ in der Medizin. Doch Anders bleibt optimistisch: „Wir haben unsere Hausaufgaben erledigt.“