Witten. .

Michael Kreitz lebt. Der seit dem 16. März vermisste Fleischermeister aus Witten liegt derzeit auf der chirurgischen Station eines Krankenhauses in Dresden. Über sechs Wochen nach seinem Verschwinden soll er versucht haben, sich in Sachsen umzubringen.

Der Redaktion gelang es am Mittwoch, Kontakt mit dem 49-Jährigen aufzunehmen, den eine ehemalige Angestellte am vergangenen Freitag in Wuppertal gesehen haben will. „Mir geht es ganz gut“, sagte der Herbeder. Auf die Frage, wann er wieder nach Witten, komme, antwortete er: „Bald.“ Es war ein kurzes Gespräch, da Kreitz wegen der Anstrengung nicht so viel sprechen wollte. Ohnehin wollte er zu diesem Zeitpunkt noch keine Fragen beantworten, wo er sich in den letzten sechseinhalb Wochen aufgehalten hat und warum er so plötzlich verschwunden ist.

Kreitz war am Dienstag, 16. März, mit wenig Geld in der Tasche aus dem Haus gegangen. Angeblich wollte er kurz zur Bank. Doch dort kam er nie an - und nach Hause kehrte auch nicht zurück. Seine Frau suchte verzweifelt nach ihm, die Polizei graste anderntags die Umgebung rund um den Kemnader See mit einem Hubschrauber ab, mehrere Fernsehsender berichteten über den mysteriösen Fall. Doch Michael Kreitz, der nach Angaben seiner Ehefrau Patricia in all der Zeit kein Lebenszeichen von sich gab, blieb wie vom Erdboden verschluckt.

Seine Ehefrau glaubte an ein Verbrechen und mögliche Verbindungen nach Osteuropa

Die 45-Jährige glaubte an ein Verbrechen, an eine Verwicklung der Ex-Frau und mögliche Verbindungen nach Osteuropa. Doch für all das fand die Polizei keine Hinweise. Die Ermittler sehen sich im Nachhinein bestätigt: „In einem Gespräch mit der Polizei am Mittwoch erklärte er, dass er sein ursprüngliches Lebensumfeld ausschließlich aus persönlichen Grünen verlassen habe. Er sei nicht Opfer einer Straftat geworden.“

Das Krankenhaus in Dresden informierte Patricia Kreitz gestern über die Einlieferung ihres Mannes. Sie machte sich sofort mit Tochter Sabrina auf den Weg. „Schön, dass er wieder da ist“, sagte Sabrina. Patricia Kreitz: „Mein Mann hat mir bestellen lassen, dass er mich liebt und dann gefragt, was in der Zwischenzeit mit dem Geschäft passiert ist.“ Die Familie hat eine Metzgerei an der Meesmannstraße, die in all den Wochen geöffnet blieb.

Warum er Witten verlassen, das bleibt noch im Dunklen

Warum Kreitz Knall auf Fall Witten verlassen hat, bleibt derzeit noch im Dunklen. Dazu kann auch die Polizei nichts Näheres sagen. Geschäftlich war nur bekannt, dass unmittelbar nach seinem Verschwinden eine Betriebsprüfung angestanden hätte. Doch hier sei nichts Schlimmes zu erwarten gewesen, hieß es. Und Patricia Kreitz, die seit fünf Jahren mit dem Fleischermeister verheiratet ist, hatte immer wieder betont, wie sehr er an ihr gehangen habe. Sie wollte nie glauben, dass ihr Mann einfach abgehauen sein könnte. „Ich hätte zumindest ein Lebenszeichen von ihm bekommen“, sagte sie in früheren Gesprächen.

Nun, nach über sechs Wochen verzweifelter Ungewissheit, konnten Patricia Kreitz und ihre Tochter den so lange Vermissten endlich wiedersehen. Von der Bochumer Polizei, die ihn gesucht hat, wird er zwar eine Vorladung bekommen. Doch nur, „um zu unterschreiben, dass ihm nichts passiert ist und er selbst keine Straftat begangen hat“, wie Hauptkommissar Udo Hackmann erläutert. „Er ist aus freien Stücken weggegangen und muss uns keine Rechenschaft ablegen.“