Witten. .

„Ich geh’ eben zur Bank, bis gleich.“ Das waren die letzten Worte ihres Mannes. Seitdem, seit Dienstag gegen 14.40 Uhr, hat Patricia Kreitz (45) nichts mehr von ihrem Gatten Michael (49) gehört oder gesehen. Er ist spurlos verschwunden. Die Herbederin rechnet mit dem Schlimmsten.

Bei der Volksbank, die nur wenige Meter vom Wohn- und Geschäftshaus der Familie in der Meesmannstraße entfernt liegt, ist der bekannte Wittener Metzger nie angekommen. Gegen fünf Uhr am Nachmittag fing seine Frau an, sich Sorgen zu machen. Zu diesem Zeitpunkt wähnte sie ihn längst in der Wurstküche. Deshalb habe sich ihr Mann auch die Arbeitshose angezogen.

Als Patricia Kreitz ihren Mann nicht an seinem Arbeitsplatz vorfand, dachte sie: Nun gut, er ist noch nicht von der Bank zurück. Der Metzger ist „im Dorf“ bekannt wie ein bunter Hund, vielleicht war er ja irgendwo hängen geblieben, dachte seine Frau. Richtig Sorgen machte sie sich erst, als er auch abends noch nicht wieder aufgetaucht war und auch nicht wie sonst üblich die Einnahmen in der Innenstadtfiliale abgeholt hatte. Mit einer Freundin klapperte sie Bekannte, Kneipen und Krankenhäuser ab -- Fehlanzeige. Auf der Polizeiwache riet man ihr dann: Abwarten, möglicherweise ist er ja nur einen trinken.

Eine durchwachte Nacht mit viel Kaffee und noch mehr Zigaretten

Es folgte eine durchwachte Nacht mit viel Kaffee und noch mehr Zigaretten, an deren Ende Patricia Kreitz morgens wieder bei der Polizei auf der Matte stand. Diesmal habe man ihr Anliegen ernster genommen und die Suche eingeleitet. Ein Huschrauber flog über Witten, über den Kemnader See -- vergeblich. Inzwischen hält sie alles für möglich: „Ich rechne damit, dass es irgendwann klingelt und man mir mitteilt, sie hätten meinen Mann gefunden.“

Selbstmord? Abgehauen? Ein Verbrechen? Die Polizei ermittele in alle Richtungen, so Sprecher Volker Schütte. Hinweise gebe es bisher kaum, obwohl Michael Kreitz am hellichten Tag verschwunden sei. Schütte bestätigt gleichzeitig, es gebe „Ermittlungsansätze in verschiedene Richtungen“.

Die Polizei weiß von drei Drohbriefen

So weiß die Polizei von den drei Drohbriefen, die Patricia Kreitz im Tresor ihres Mannes fand. „Da waren Feinde“, sagt sie und erinnert sich an Äußerungen ihrem Mann gegenüber, die aber Jahre zurücklägen. Es sei um Geld gegangen, das er zahlen sollte. Von den Briefen habe sie nichts gewusst. Jetzt verstehe sie allerdings, warum ihr Mann in letzter Zeit sein Verhalten geändert habe: abends mit dem Hund dunkle Wege mied, die Einnahmen der Filiale früher als sonst abholte.

Wie gesagt, die Polizei ermittelt in mehrere Richtungen, hat keine Anhaltspunkte für eine Gewalttat oder Entführung. Dass sich ihr Mann aus dem Staub gemacht hat, kann sich Patricia Kreitz, die eine erwachsene Tochter hat, nicht vorstellen. „Er hatte nur 20 Euro dabei.“ Wenn er sich wirklich hätte absetzen wollen, hätte er sie nicht im Ungewissen gelassen, glaubt sie. „Dafür ist er viel zu korrekt.“