Witten. .

Der Fall ist mysteriös: Vor sechs Wochen verschwand der Metzger Michael Kreitz aus Witten spurlos - ohne Pass, ohne Auto und Extra-Kleidung. Seine Frau Patricia lässt seither nichts unversucht, ihren Mann zu finden. Ihr Leben hat sich vollkommen verändert.

Es ist jetzt sechs Wochen her, dass Michael Kreitz das Haus verließ und nicht mehr zurückkam. Sechs Wochen, in denen sich das Leben seiner Frau Patricia auf den Kopf gestellt hat.

Um ihn zu finden, hat sie sich an TV-Sender in Deutschland, in der Schweiz, in Luxemburg, Belgien und den Niederlanden gewandt und unzählige Flyer verteilt. „Ich werde nie aufgeben“, sagt die 45-Jährige.

Auf dem Weg zu Bank verschwunden

Der Fall ist mysteriös: Ohne Reisepass, Auto und Extra-Kleidung, mit nur 20 Euro und dem Schlüsselbund in der Tasche, sei ihr Mann an diesem 16. März gegen 14.40 Uhr losgegangen. Zur Bank, wie er sagte. Doch bei der Volksbank in Herbede kam der Metzger nie an. Ein Zeuge will ihn einen Tag nach seinem Verschwinden noch wie berichtet am Steuer eines schwarzen Golfs am Hauptbahnhof gesehen haben. Seither: Stille.

Doch der Alltag geht brutal weiter. Weil nun eine Arbeitskraft fehlt, habe sie schon einer Mitarbeiterin kündigen müssen, sagt Patricia Kreitz. Sie selbst, sagt sie, stehe von halb fünf Uhr morgens bis 20, 21 Uhr, manchmal auch noch länger im Laden. „Zur Ruhe komme ich nur, wenn ich von 4.30 Uhr bis 8 Uhr alleine in der Küche stehe, und natürlich abends. Dann fange ich an nachzudenken.“ Und dann kämen immer auch die Sorgen und die Ängste.

Patricia Kreitz meidet die gemeinsame Wohnung

Alleine in der Wohnung kann Patricia Kreitz nicht mehr sein, auch ins gemeinsame Schlafzimmer hat sie keinen Fuß mehr gesetzt: „Das ist zu bedrückend.“ Sie glaubt fest daran, dass ihr Mann nicht abgehauen ist („sonst hätte er sich gemeldet, eine E-Mail geschrieben oder ein Fax“), sondern dass er entführt wurde. Schon Wochen vor dem 16. März sei immer wieder ein schwarzer Golf vor dem Laden hin- und hergefahren, sie habe Drohbriefe im Tresor gefunden. Deshalb habe sich auch ihr Mann verändert. Er sei sogar mit einem Taschenmesser herumgelaufen. „Er sagte, er will sich nicht den Schädel einschlagen lassen.“

Es gehe um Geld, eine Lebensversicherung und das Testament, das Michael Kreitz Tage vor seinem Verschwinden noch ändern wollte, sagt die 45-Jährige. Da sei nicht sie als Erbin vermerkt, somit arbeite sie im Moment für nichts. „Aber ich mache weiter“, schon weil sie Verantwortung für die Mitarbeiter trage. Und die stärken ihrer Chefin den Rücken. Auch jetzt sitzen sie mit ihr zusammen auf der Holzbank in der Küche der Metzgerei: „Wir halten einfach zusammen“, sagt eine Kollegin. „Wie eine große Familie.“

Von Polizei im Stich gelassen

Von der Polizei fühlt sich Patricia Kreitz im Stich gelassen. Sie unterstütze sie nicht genug bei ihrer Suche. „Wir ermitteln weiter in alle Richtungen und schließen nichts aus“, sagt Polizeisprecher Volker Schütte. Man habe mit vielen Menschen gesprochen, einen Tatverdächtigen gebe es nicht. Und weil Michael Kreitz kein Straftäter sei, werde er auch nicht international gesucht. Sich abzusetzen, falls es denn so gewesen sei, sei jedem erlaubt. Eines sei bei diesem Fall aber schon ungewöhnlich – dass es trotz der vielen Fernsehsendungen im In- und Ausland und der Flyer mit Kreitz’ Bild nicht einen Hinweis seit der Beobachtung des Zeugen am 17. März am Hauptbahnhof gebe.

Patricia Kreitz muss los – der Betrieb muss weiterlaufen. Und die 45-Jährige hofft weiter, „dass sich irgendwann jemand meldet, der meinen Mann gesehen hat“.