Witten. Bei der Planung der Böhmer-Fläche in Witten-Annen geht‘s voran. Es soll ein Mix aus Wohnen, Leben und Arbeiten werden. Und es gibt zwei Gewinner.
In die Flächenentwicklung der ehemaligen Eisenwerke Böhmer in Annen kommt wieder Bewegung. Noch in diesem Januar waren Verzögerungen bei den Planungen beklagt worden. Im Stadtentwicklungsausschuss präsentierte die Verwaltung jetzt gleich zwei Gewinner des Planerwettbewerbs.
Zwei Gewinner des Planer-Wettbewerbs
Matthias Rottmann vom deutsch-niederländischen Planungsbüro De Zwarte Hond präsentierte sein städtebauliches Konzept. Es weist eine große Schnittmenge mit der Planung des zweiten Wettbewerbssiegers auf, dem Hamburger Architekturbüro Petersen. Das städtebauliche Konzept diene als „Ausgangsbasis für die weitere Entwicklung“, so die Verwaltung.
Mix aus Wohnen, Leben und Arbeiten an der Wittener Annenstraße
Städteplaner Rottmann stellte einen Mix aus Wohnen, Leben und Arbeiten vor. Seine Formel lautet: „Laut, lebendig, leise.“ Gewerbe will er unmittelbar an der Annenstraße ansiedeln. Dabei sei Verkehrslärm unvermeidlich. Der Entwurf von De Zwarte Hond sieht vor, dass Dienstleistungsbetriebe mit zahlreichen Kundenkontakten den Gewerbebereich mit viel Transportverkehr von der ruhigen Wohnzone trennen.
Kita, betreutes Wohnen und auch Seniorenheim
Die Gesamtfläche umfasst 45.500 Quadratmeter. Etwas mehr als die Hälfte davon entfallen auf innerstädtische Logistik und Modell-Lager sowie Dienstleistungsbetriebe. 8000 Quadratmeter stehen als Wohnfläche zur Verfügung. Die Anzahl der Wohnungen hängt von ihrer Größe ab. Vorgesehen ist eine zusätzliche Zufahrt in das neue Quartier über die Annenstraße. Mit Blick auf die alternde Stadtgesellschaft brachte Rottmann betreutes Wohnen und ein Seniorenheim ins Spiel. Zugleich enthält das Konzept auch eine Kita.
Parkplätze zentralisiert
Der Plan von De Zwarte Hond schlägt Stellflächen für insgesamt rund 350 Parkplätze an zentraler Stelle im Süden des Geländes vor. Zwei Drittel davon sollen als Teil eines sogenannten „Mobility-Hubs“ (Mobilitätsstation) angelegt werden – etwa mit Bereitstellung von Ladesäulen und Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel. Eine Tiefgarage soll 90 Autos Platz bieten. Am Straßenrand sollen höchstens 25 Fahrzeuge stehen.
Schrittweise Entwicklung
Städteplaner Rottmann sprach sich für eine „schrittweise Entwicklung“ des ehemaligen Industriegeländes aus. Teure Nutzungslücken sollen möglichst vermieden werden. Zugleich warb er dafür, möglichst viele der vorhandenen Gebäude weiter zu nutzen. Es gelte, den Bedarf an sogenannter „grauer Energie“ so niedrig wie möglich zu halten. Gemeint ist Energie, die insgesamt in Baumaterialien und Bauteilen enthalten ist – von Herstellung über Transport und Montage bis hin zur Entsorgung.
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Dichtes Gewerbe
Rottmann brachte den Begriff „dichtes Gewerbe“ in die Diskussion ein. Damit meinte er, Ansiedlung von Gewerbe auf der ehemaligen Böhme-Fläche solle ein Maximum an Rendite, Gewerbesteuer und zugleich städtebauliche Qualität bringen.
Die Verwaltung betonte auf Nachfrage aus dem Ausschuss, Altlasten würden bei der Entwicklung des Geländes lediglich eine untergeordnete Rolle spielen.
Auf Nachfrage des Annener Ratsherrn Holger Jüngst (SPD) erläuterte Stadtplaner Rottmann, warum der innerstädtische Warenvertrieb an Bedeutung gewinne: „Wir haben in Corona-Zeiten einen Großteil unseres Konsumverhaltens verändert. Wir kaufen inzwischen zwar etwas weniger online, aber wir kaufen immer mehr zeitnah ein. Wir wollen, dass Lebensmittel am Abend und Ware von Amazon am nächsten Morgen geliefert werden.“ Das bedeute mehr innerstädtischer Lieferverkehr. Dabei sei es egal, ob herkömmliche Kleintransporter oder Elektrofahrzeuge eingesetzt würden.
Zustimmung im Ausschuss
Ausschussmitglieder reagierten auf die Beiträge von Stadtplaner und Verwaltung mit ausdrücklicher Zustimmung. Sogar von Begeisterung war die Rede.
So sieht der nächste Schritt aus
In einem weiteren Schritt müssen Verwaltung und Politik Planungsrecht für die Neugestaltung des Böhmer-Geländes schaffen. Das wird für den Herbst erwartet.