Witten. Die „Ruhrpott Kracher“ aus Witten spielen in der untersten Dart-Liga, wollen aber mehr. Ihre erste Saison lief gut an. Wohin geht die Reise?
Man nennt sie Mücke, Ghostsniper und Dart Vader: Spitznamen gehören beim Darts quasi zum guten Ton. Auch die Weltrangliste der Profis strotzt nur voller Kosenamen: Cool Hand, Mighty Mike und Bully Boy führen sie an. Bis zur Weltspitze ist es für die Wittener noch ein weiter Weg. Als „Ruhrpott Kracher“ spielt die Mannschaft ihre erste Saison in der untersten Liga. In ihrer Stammkneipe „Haus Stratmann“ in Witten bereiten sich die Sportler jeden Montag auf ihre Gegner vor.
Sabrina Lohmann (34, Spitzname Hannelore) hat ihren Freunden längere Zeit beim Darts-Spielen zugesehen. Damals hielt sich ihr Interesse noch in Grenzen. „Toll, Pfeile werfen“, habe sie sich gedacht. Bis sie es selber ausprobiert hat. Weil ihr der Kneipensport dann „doch Bock gemacht“ hat, hat sie kurzerhand ein Team gegründet.
Ursprünglich war eine reine Damenmannschaft geplant. Kam wegen „Zickereien“ dann aber doch nicht zustande. Deshalb und weil sie generell besser mit Männern zurechtkomme, habe sie nun eine gemischte Mannschaft ins Leben gerufen, sagt Sabrina: die Ruhrpott-Kracher. Das ist etwas weniger als ein Jahr her und die bunte Truppe aus blutigen Anfängern und erfahrenen Spielern hat sogar schon erste Erfolge eingefahren.
Partystimmung in der Stammkneipe: Ruhrpott Kracher bereiten sich auf ihr Darts-Ligaspiel vor
In Haus Stratmann herrscht am frühen Freitagabend schon ordentlich Betrieb. Neben den Stammgästen, die dort am Tresen ihr wohlverdientes Feierabendbier genießen, wuseln Menschen in schwarzen T-Shirts durch den Gastraum. Manche von ihnen tragen Wurfgeschosse, andere ein Glas Bier in der Hand. „Rums, rums, rums“, dröhnt das Aufprallen von Darts-Pfeilen aus einer Ecke. Darunter wummert Musik aus einem stattlichen Lautsprecher.
In gut einer halben Stunde startet in der kleinen Kneipe an der Crengeldanzstraße ein wichtiges Ligaspiel. Dafür werfen sich die Ruhrpott-Kracher schon mal warm. Es herrscht eine Stimmung irgendwo zwischen Heiterkeit und Konzentration. „Weil wir erst im letzten Jahr angefangen haben, wollen wir vor allem Spaß haben und das Team aufbauen. Wenn aber mehr drin ist, dann holen wir uns das auch“, erklärt „Ghostsniper“ alias Marc (32).
Wittener starten stark in ihre erste Saison
In ihrer ersten Saison scheint schon eine Menge drin zu sein. Das Team hat bereits den aktuellen Tabellenführer geschlagen und bekleidet den fünften von acht Plätzen in der C-Liga. Lediglich vier Punkte trennen sie vom Spitzenplatz. Heute geht es gegen die „Quelleratten“ auf Platz vier.
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Während sich Rasensportler mit allerlei Übungen warmmachen, die augenscheinlich wenig mit Fußball zu tun haben, kommt es beim Darts nur auf einen Bewegungsablauf an. Den trainiert man am besten an der Scheibe und noch besser unter Wettkampfbedingungen. „Man muss gegen andere spielen können“, erklärt Pascal (45), genannt Mücke. Er habe gestern mit einem Bundesligisten trainieren dürfen. „Der hat mich zwei Runden lang gemacht, aber zwei Legs habe ich gewonnen“, sagt er stolz. Das gibt Selbstvertrauen.
„Wenn du 120 Kilo auf der Bank drückst, ist das vielleicht ein tolles Erlebnis, bringt dir beim Darten aber gar nichts“, weiß Rene (32) alias „Stonie“. Er spielt erst seit knapp einem Jahr. Vorher hat er den Sport nur als Zuschauer am Bildschirm verfolgt. Jetzt trainiert er in der Kneipe - dabei trinkt er gar keinen Alkohol. Der könne zwar helfen, um die Nervosität zu zügeln und den Kopf auszuschalten. „Aber irgendwann ist die Scheibe dreimal da. Dann stellt sich die Frage, welche man nimmt.“
Aberglaube im Darts-Sport? „Das macht einfach keinen Sinn!“
Bei so manchen nützt auch das beste Training nichts, wenn sie sich am falschen Automaten wähnen. Im Haus Stratmann stehen zwei Darts-Automaten, die die Scheibe schon integriert haben. Der rechte ist neu und hat ein großes Farbdisplay, das den Spielstand anzeigt, das linke Modell ist der Vorgänger. Trotz identischer Scheiben gibt es Spieler, die meinen, nur mit einem Automaten gut spielen zu können. „Das macht einfach keinen Sinn. Aberglaube ist im Darts ein großes Thema“, findet Rene.
Ob es an der Vorbereitung oder am richtigen Automaten lag? Man weiß es nicht. Fakt ist, die Ruhrpott-Kracher haben die Quelleratten mit einem 11:9 nach Hause geschickt.
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