Witten. Seit sieben Jahren gibt es in Witten die Tierbestattung „Tatzenhimmel“. Neben traurigen Schicksalen gibt es auch immer wieder kuriose Anfragen.

Ulrike Vollmer-Terzakis hat schon vieles erlebt. Seit 2017 betreibt sie die Tierbestattung „Tatzenhimmel“ in der Geschwister-Scholl-Straße in Witten-Annen. Seit 2019 ist auch ihre Tochter Maria Terzakis mit im Boot und kümmert sich hauptsächlich um die zweite Filiale in Bochum. Die beiden hatten schon mit einigen Schicksalen zu tun. Vollmer-Terzakis bewegt ein Fall aber besonders.

„Einmal mussten wir eine Rettungshündin bestatten“, sagt die Wittenerin. Das Tier hat jahrelang Menschen das Leben gerettet und musste von diesem am Ende selbst Abschied nehmen. „Das war schon sehr traurig. Ich wollte auch gar nicht nachfragen, wie viele Menschen die Hündin gerettet hat“, so die 67-Jährige. Leider konnten auch die Halter sich nicht wirklich verabschieden. „Das Tier wurde operiert und ist dabei gestorben.“

Wittenerin bestattete zuvor Menschen

Dabei hat Vollmer-Terzakis in ihrem Leben schon viele Schicksale miterlebt, schließlich bestattete sie zuvor jahrelang Menschen. „Irgendwann wollte ich aber einfach was anderes machen und hatte, auf Deutsch gesagt, die Faxen dicke.“ In ihrem jetzigen Beruf hat sie fast jeden Tag mit neuen Menschen und Tieren zu tun. Ein Zuckerschlecken ist der Job aber nicht. „Wir haben 24 Stunden am Tag Rufbereitschaft“, sagt Tochter Maria Terzakis.

Die Tierbestattung „Tatzenhimmel“ bietet Urnen in verschiedensten Formen an.
Die Tierbestattung „Tatzenhimmel“ bietet Urnen in verschiedensten Formen an. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Sie selbst musste sich erst einmal an den Beruf gewöhnen, als sie 2019 mit eingestiegen ist. „Ganz zu Beginn hatte ich eine Kundin, die irgendwie sehr ruppig war. Das hat mich schon verunsichert.“ Mutter Ulrike habe ihr dann gesagt, dass sie das nicht persönlich nehmen solle. „Es sind für die Menschen auch absolute Ausnahmesituationen“, so die 33-Jährige. Das Menschliche ist den beiden in den Gesprächen immer sehr wichtig. „Für diejenigen, die Abschied von ihrem Tier nehmen, geht oft eben auch ein Familienteil“, so Vollmer-Terzakis.

Und schon fällt ihr ein nächster Fall ein. „Einmal ist der Hund einer Kundin verstorben, der zuvor ihrem verstorbenen Papa gehörte. Für sie ging somit auch eine Erinnerung an ihren Vater.“ Insbesondere bei diesen Schicksalen sei es wichtig, einfühlsam zu reagieren. „Wir sitzen oft dann auch zwei Stunden zusammen und unterhalten uns einfach nur. Da stecken Familiengeschichten hinter“, so die Tierbestatterin.

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Wer nun aber denkt, dass nur Hunde eingeäschert werden, liegt falsch. „Hier kommt wirklich alles an“, sagt Maria Terzakis. Von Wellensittichen, über Nager bis hin zu Pferden, Hamster und Meerschweinchen. Die meisten Kundinnen und Kunden wählen eine Einzel-Einäscherung. „Wir schauen dann, dass wir die Urne und die Asche so schnell wie möglich wieder an die Besitzer geben.“ Aber nicht jeder will sein Tier nach dem Tod zu Hause haben. Für diejenigen gibt es die Möglichkeit einer „Sammelkremierung“. Die Asche wird dann auf einem Streubeet verstreut. „Die Halter können dort immer hingehen und ihrem verstorbenen Tier nah sein“, ergänzt Vollmer-Terzakis.

Kunden setzen vermehrt auf biologisch abbaubare Modelle

In den vergangenen Jahren hat sich der Beruf der beiden etwas geändert. „Die ganzen Krisen gehen auch an uns nicht vorbei“, sagt die ehemalige Tierbestatterin. Insbesondere die Energiekrise sei eine schwierige Zeit gewesen. „Wir mussten erstmalig unsere Preise anheben.“ Im Schnitt liegt eine Keramikurne bei 100 bis 150 Euro. Heutzutage würden viele Leute aber auch auf biologisch abbaubare Modelle setzen.

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In all den Jahren gab es auch einige kuriose Anfragen. So sollten auch schon Esel, Alpakas und sogar ein Koi eingeäschert werden. Bei letzterem wäre aber so gut wie nichts übrig geblieben. „Grundsätzlich bestatten wir alles, was als Haustier gehalten werden kann. Das ist bei Eseln oder Alpakas aber jetzt nicht unbedingt der Fall“, sagt Vollmer-Terzakis mit einem Augenzwinkern.

Hündin Frieda gehört fest zum Team von Maria Terzakis und Ulrike Vollmer-Terzakis.
Hündin Frieda gehört fest zum Team von Maria Terzakis und Ulrike Vollmer-Terzakis. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Zum Team der beiden gehört übrigens auch Hündin Frieda, die täglich bumsfidel in dem Laden an der Geschwister-Scholl-Straße unterwegs ist. Neben der Trauer herrscht im „Tatzenhimmel“ also auch Heiterkeit.

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