Witten. Von einem Trend zum Eigenheim ist in Witten nicht wirklich etwas zu erkennen. Dabei gibt es bei den Immobilienpreisen gute Nachrichten.
Die Preise für ein Eigenheim sind in Witten und dem Ennepe-Ruhr-Kreis im letzten Jahr spürbar gefallen. Das geht aus dem Grundstücksmarktbericht 2024 vor. Diese Entwicklung scheint die Wittener aber nicht wirklich anzuspornen, zu investieren. Die Zahl der verkauften Häuser oder Wohnungen ist in 2023 nämlich spürbar eingebrochen.
So wechselten 2030 Immobilien den Besitzer. Das sind rund 16 Prozent weniger als noch im Jahr 2022. „Man merkt den Leuten einfach an, dass sie unsicher sind“, sagt Makler Marc Birnstiel. Auch die Zahl der Kaufgrundstücke im Ennepe-Ruhr-Kreis ist auf 32 gesunken. Laut des Berichts wurden viele Bauflächen aufgrund des geringen Angebots zu sehr hohen Preisen verkauft.
Kaufpreise in Witten sinken um bis zu zehn Prozent
Bei den Bestandsbauten hingegen sieht das anders aus. So lagen die durchschnittlichen Kaufpreise für freistehende Ein- und Zweifamilienhäuser zehn Prozent und für Doppel- und Reihenhäuser acht Prozent unter dem Vorjahresniveau. Eigentumswohnungen waren im Schnitt sieben Prozent günstiger. Doch wieso nimmt die Kaufkraft trotz sinkender Preise ab?
+++Folgen Sie jetzt auch dem Instagram-Account der WAZ Witten+++
„Da spielen viele Faktoren eine Rolle“, sagt der Wittener Immobilienexperte Marc Birnstiel. Man würde jetzt die Auswirkungen der letzten vier, fünf Jahre sehen. „Wir hatten und haben weltweite Krisen, die Preise für Modernisierungen und Baukosten steigen an.“ Zudem sei vielen Leuten gar nicht klar, was das Gebäudeenergiegesetz denn überhaupt vorsieht. „Es ist nun mal so, dass wir im EN-Kreise viele Altbauten haben. Da sind Sanierungen wichtig.“ Doch viele Interessenten wüssten gar nicht, wie sie ihr Haus zum Beispiel energietechnisch ausstatten müssten.
„Es gibt Kunden, die wollen unbedingt eine Wärmepumpe, weil sie denken, dass sie diese haben müssen. Das geht aber nicht in jedem Haus.“ Zudem seien viele abgeschreckt von den Sanierungskosten. „Es ist ja so, dass es auch immer weniger Handwerker gibt und diese immer teuer sind. Auch das hält viele Leute davon ab, sich ein Haus zu kaufen“, sagt Birnstiel. Die Leute würden zwar gerne „alles drin haben“, doch am Ende sei es dann immer die Frage, wer das denn bezahle.
Immobilienexperte: Kaufkraft in Nachbarstädten ist größer
Er selbst habe derzeit ein Objekt für 650.000 Euro im Portfolio. „Da gab es auch Interessenten, die das Haus sehr gut fanden. Am Ende sind sie aber wieder abgesprungen. Da sind wir aber natürlich auch schon in einem hohen Sektor.“ Die meisten freistehenden Einfamilienhäuser, die in Witten und dem EN-Kreis 2023 Käufer gefunden haben, wurden laut dem Grundstücksmarktbericht zwischen 1950 und 1974 gebaut. Der Durchschnittspreis bei einer Wohnfläche zwischen 90 und 210 Quadratmetern lag bei 410.000 Euro.
Mehr zum Thema Immobilien in Witten
- Sinkende Immobilienpreise in Witten? Das sagen die Experten
- Wittener Genossenschaften setzen auf soziales Wohnen
- Architekt: „Der Wohnungsbau in Witten ist fast tot“
Der Immobilienmakler geht davon aus, dass sich die Preise in der Zukunft einpendeln werden. „Ich glaube nicht, dass das nochmal drastisch sinken wird. Aber man weiß natürlich auch nicht, welche Faktoren dort noch mit einspielen, wenn es zum Beispiel neue Krisen gibt.“ Generell sei der Wohnmarkt im Ennepe-Ruhr-Kreis aber schwierig. „In den Städten drumherum sieht das ganz anders aus.“ So würde in Dortmund oder Bochum deutlich mehr gebaut werden. Auch die Kaufkraft sei größer. „Eigentlich ist das schade, weil Witten und die Umgebung schon viel bieten“, sagt Birnstiel.