Witten. Viele Wittener verzichten in der Fastenzeit auf Süßes oder Alkohol. Danny Awad ist Gesundheitstherapeut. Er weiß, was dem Körper wirklich guttut.
Danny Awad hat Sportwissenschaften studiert. Nun arbeitet er als Therapeut für Gesundheitsförderung an der Uni-Ambulanz Witten und ist ausgebildeter Fastenberater. Der 33-Jährige ist natürlich nicht nur in den Wochen zwischen Aschermittwoch und Karfreitag beruflich gefordert. Denn: „Fasten kann jederzeit eine große Rolle spielen.“ Dennoch hat er für jene, die gerade auf Süßes, Fleisch oder digitale Medien verzichten, ein paar Tipps parat. Achtsamkeit steht dabei im Mittelpunkt.
Herr Awad, was genau ist Ihr Job an der Uni-Ambulanz?
Danny Awad: Es geht hier um Allgemeinmedizin mit einer ganzheitlichen Sicht auf Gesundheit. Deshalb bieten wir achtwöchige Kurse zur Förderung der Gesundheit an. Da kommen wir Therapeuten ins Spiel. Es geht um Entspannung, Ernährung, Bewegung, kurz - um Hilfe zur Selbsthilfe.
Sie sind aber auch gerade dabei, sich selbstständig zu machen...
Ich berate und coache Menschen, auch zuhause oder per Video-Gespräch sowie derzeit noch in einer Paderborner Praxis. Ich gehe auch in Schulen, denn Lehrergesundheit liegt mir sehr am Herzen. Außerdem möchte ich in Zukunft regelmäßig „Retreats“, also eine Art Gesundheitsreisen, in meiner ostwestfälische Heimat anbieten. Zusätzlich plane ich gerade meine Promotion. Mein Traum wäre letztlich eine eigene Praxis.
Zurück zum Fasten. Was bedeutet der Verzicht für den Körper?
Ich verstehe Fasten als Pause für den Körper. Oder auch für die Gedanken, den Geist, wenn es etwa um Medienfasten geht. Ich erlebe, dass viele schlecht abschalten können. Dann sind Pausen Gold wert.
Reicht es, jetzt nur mal ein paar Wochen abstinent zu sein?
Es wäre wünschenswert, Belastendes dauerhaft von sich zu schieben. Vieles hat sich ja zur Gewohnheit entwickelt. Da empfiehlt es sich, einen Schnitt zu machen, um gesündere Routinen zu entwickeln.
Wer nicht nur auf Schoki und Wein verzichten will, kann auch anders durchstarten. Welche Möglichkeiten gibt es?
Es gibt zum Beispiel das Heilfasten, bei dem man keine feste Nahrung zu sich nimmt. Das muss nicht von jetzt auf gleich null Kalorien bedeuten, sondern kann mit Entlastungs- und Aufbautagen einhergehen. Anfänger sollten sich medizinisch begleiten lassen oder sich einer Fastengruppe anschließen. Wenn man es richtig macht, kann es viel bringen: Schmerzen werden weniger, man wird vitaler. Ich persönlich ziehe das Intervallfasten vor. Das ist einfacher umsetzbar. Man isst 16 Stunden nichts und in der restlichen Zeit ganz normal. Das geht aber auch in einem anderen Zeitverhältnis. Wichtig ist es, grundsätzlich immer mal längere Esspausen zu machen, ohne zwischendurch Latte Macchiato zu trinken oder mal eben einen Keks zu essen.
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Wie hält man durch?
Es ist normal, dass man gerade anfangs Durchhänger hat, weil der Stoffwechsel sich ja umstellt. Wichtig ist es, eine gute Antwort für sich darauf zu finden, warum man es macht, ein Ziel vor Augen zu haben. Es hilft auch, andere mit ins Boot zu holen, die einen daran erinnern oder sogar selbst mitmachen. Das erleben wir in unseren Kursen. Die Gruppe gibt Kraft, dranzubleiben. Gute Vorsätze erscheinen außerdem machbarer, wenn der Verzicht nicht für immer ist.
Und wenn man beim Fasten doch mal schwach wird?
Rückfälle und Misserfolge gehören dazu. Das ist ganz menschlich. Wichtig ist es, uns dann nicht zu bestrafen, sondern mit uns selbst zu fühlen, uns zu trösten. Ausnahmen sind okay. Manchmal hat man einfach so einen blöden Tag, Stress mit dem Chef, irgendwas geht kaputt. Dann darf man auch mal zum Schokoriegel greifen, weil er einem eben gerade guttut. Wir haben das alles selbst in der Hand. Es liegt in unserer Verantwortung.
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Was bringt das Fasten noch, außer vielleicht ein paar Pfund weniger auf der Waage?
Bewusster Verzicht erhöht die Wertschätzung für Lebensmittel. Man muss sich einfach mal bewusst machen, dass wir zum Beispiel immer sauberes Trinkwasser zur Verfügung haben. Und man kann auch mal darauf achten, was es bewirkt, etwa zwei Liter Wasser oder ungesüßten Tee pro Tag zu trinken - die Menge ist ungefähr empfehlenswert. Denn klar ist: Ein Liter Cola reicht dem Körper nicht.
Manche Menschen fasten digital. Wie geht das?
Ich muss mir bewusst machen, womit ich meinen Geist füttere. Negative Informationen wirken sich auch negativ auf den Körper aus. Es geht vor allem um die Reizüberflutung in unserer bunten, schnellen Welt. Wenn mir das zu viel wird, muss ich mir eine Pause gönnen, das Smartphone weglegen, nicht jede Nachrichtensendung schauen. Ich bin aus einem 1000-Seelen-Dorf ins Ruhrgebiet gekommen und war überfordert mit den vielen Menschen, den vielen Autos. Dann hilft es zum Beispiel, in die Natur zu gehen.
Haben Sie auch schon mal auf etwas verzichtet?
Ich habe mal zwei, drei Monate nichts Süßes gegessen. Aber ich persönlich bin kein großer Freund von ganz oder gar nicht. Und den Wettkampf mit mir selbst suche ich eher im Sport.
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