Witten. So alt wie sie war noch kein Mensch in Witten: Nun ist Grete Fastenrath friedlich eingeschlafen. Den 110. Geburtstag hat sie noch gefeiert.
Sie war der älteste Mensch Wittens und die zweitälteste Frau in ganz NRW. Wie nun bekannt wurde, ist Grete Fastenrath nur zehn Tage nach ihrem 110. Geburtstag friedlich in ihrem Zimmer im Seniorenzentrum Feierabendhäuser eingeschlafen.
Am 18. Januar 2024 hatte die alte Dame noch gefeiert, mit Torte, Akkordeonmusik und einem Ständchen. Auch Bürgermeister Lars König, der zeitgleich 53 Jahre alt wurde, kam zum Gratulieren vorbei.
Auf Platz 105 der ältesten Deutschen
Schließlich wurde Grete Fastenrath mit jedem Tag ihrer Lebenszeit berühmter. Auf der Wikipedia-Liste der ältesten Deutschen schaffte sie es mit 40.781 Tagen Lebenszeit auf Platz 105. Auch in englischsprachigen Gerontologie-Foren taucht ihr Name auf, als „German Supercentenarian“. Dort wird sie auch als zweitälteste jemals in NRW lebende Person ausgewiesen. Die älteste Frau Deutschlands, Charlotte Kretschmann aus Kirchheim unter Teck, ist 114 Jahre alt. In Witten sind inzwischen 30 Menschen 100 Jahre alt oder älter, drei Männer und 27 Frauen. Der älteste Mensch in Witten ist nun laut städtischer Statistikstelle erneut eine Frau, eine 105-Jährige.
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Grete Fastenrath ist erst mit 106 Jahren in das Seniorenzentrum Feierabendhäuser in Witten gezogen. Für ihre Generation hat die gebürtige Hagenerin ein ungewöhnlich selbstbestimmtes Leben geführt. 1914 wurde sie als in Hagen-Boele als dritte Tochter einer christlichen Familie geboren. Die ältere Schwester wird Diakonisse, die mittlere heiratet, bekommt zwei Kinder - und gab für diese Ehe viele ihrer Freiheiten auf. Die Jüngste hat dieses Beispiel vor Augen, als sie 1928 in eine kaufmännische Lehre ging.
Chefsekretärin beim Hagener Stromversorger E-Mark
In den nächsten Jahren wechselt sie oft die Arbeitsstelle und arbeitet als Sekretärin in unterschiedlichsten Branchen - bei einem Zeitungsverlag oder in der Ölfabrik von Carl Bechem in Hagen, wo sie bereits die Korrespondenz des Geschäftsführers erledigen darf. Im Juni 1938 wechselt sie zum Stromversorger Elektromark, der heute Mark-E heißt. Grete Fastenrath wird Vorzimmerdame des Technischen Direktors, bis zu ihrer Pensionierung. Sie arbeitete in dem Gebäude, in dem heute das Hagener Folkwangmuseum beheimatet ist.
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Schon 1952 bezog sie als ledige Frau eine eigene Wohnung. Ein Mann, der womöglich das Arbeiten verbietet, passte nicht in diese Lebenswelt. Grete Fastenrath fuhr, obwohl alleinstehend, regelmäßig in den Urlaub, etwa zum Skifahren oder in Kaufmannserholungsheime. Mit 70 Jahren wagte sie einen neuen Lebensabschnitt: Im Kurort Bad Meinberg lebte sie 20 Jahre lang - und ging vor allem wandern. Mit 90 zog sie dann in eine seniorengerechte Wohnung in Lütgendortmund.
„Sie war so schrift- und wortgewandt und hat tolle Briefe oder auch Gedichte geschrieben“, schwärmte ihre Großnichte Brigitte Ruttkowski in einem unserer vielen Artikel über ihre „Tante Grete“. Zur Aufgabe der Chefsekretärin gehörte es übrigens auch, für die Kollegen Liebesbriefe zu schreiben.
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