Witten. So alt wie sie war noch keine andere in Witten: Grete Fastenrath wird heute 110 und steht auf der Liste der deutschen Hochaltrigen auf Platz 109.

Man kann es eigentlich kaum glauben: Grete Fastenrath wird an diesem Donnerstag 110 Jahre alt. Kein anderer Mensch aus Witten ist jemals so alt geworden. Und noch nie haben sie im Altenzentrum Feierabendhäuser an der Pferdebachstraße eine so hochaltrige Bewohnerin beherbergt. Laut Wikipedia steht die alte Dame inzwischen auf Platz 109 der Liste der ältesten Menschen, die jemals in Deutschland gelebt haben.

Erst mit 106 Jahren ist die gebürtige Hagenerin in das Seniorenzentrum gezogen. Seitdem ist dort an jedem Geburtstag ein großes Hallo. Unter anderem kommt Bürgermeister Lars König vorbei, der zeitgleich Geburtstag hat und nun 53 Jahre alt wird. Laut Andreas Vincke, Leiter der Feierabendhäuser, liest Grete Fastenrath noch immer täglich die Zeitung. Und an ihrem Ehrentage gibt‘s neben vielen Ständchen auch eine kleine Feier.

+++Folgen Sie jetzt auch dem Instagram-Account der WAZ Witten+++

Das wohl größte Lebenselixier ihrer „Tante Grete“ ist die Ungeduld, meinte ihre Großnichte Brigitte Ruttkowski bei der Feier zum 108. Geburtstag. Alles muss – früher wie heute – zack zack gehen. „Ich sage immer zu ihr, solange du das Warten nicht gelernt hast, will der da oben dich nicht haben“, so die heute 71-Jährige. Freilich: Inzwischen zählen viele Nickerchen zum Tagesablauf. „Sie wird schnell müde, hat aber wache Augen“, bilanziert Vincke.

Zwei Corona-Infektionen weggesteckt

Grete Fastenrath, die mittlerweile kaum noch etwas hört, hat einiges erlebt: Sie war ein Baby, während der Erste Weltkrieg tobte, am Geburtstag des Kaisers trug sie als Dreijährige eine Schürze und Schleifen im Haar, sie überstand den Zweiten Weltkrieg, es kamen der Wiederaufbau, der Kalte Krieg, der Mauerfall. Zum Lebensabend gab es dann noch die Pandemie obendrauf. Ihren 107. Geburtstag verbrachte die Seniorin in Isolation, weil Corona sie erwischte. Eine zweite Covid-Infektion Ende 2022 hakte sie symptomfrei innerhalb von einer Woche ab, so als wäre nie etwas gewesen.

Mehr zum Thema

Auch privat, abseits der geschichtlichen Ereignisse des 20. und 21. Jahrhunderts, hat Grete Fastenrath viel erlebt. Die alleinstehende, kinderlose Frau hat immer gearbeitet, zum Beispiel als Sekretärin für den großen Stormversorger „Mark-E“. „Die guckten nicht schlecht, als Tante Grete mit 99 Jahren noch gemeinsam mit mir zum Ehemaligen-Treffen kam“, erinnert sich Großnichte Brigitte Ruttkowski. Mit 70 Jahren noch zog Tante Grete von Hagen in den Kurort Bad Meinberg – zum Wandern und Seele baumeln lassen. Erst mit 90 zog sie in eine seniorengerechtere Wohnung nach Lütgendortmund, um näher bei ihren Großnichten zu sein, bis es sie 16 Jahre später ins Wittener Altenzentrum verschlug.

Den einst ältesten Mann Deutschlands, der 2007 starb, hat Grete Fastenrath übrigens schon um ein Jahr übertroffen. Robert Meier, übrigens auch ein Wittener, wurde 109 Jahre alt.

Mehr Nachrichten aus Witten lesen Sie hier.