Witten. Lang war der Weg: Von Herbede aus tuckerten 21 Bauern nach Schwelm. Zur Demo gegen die Ampel-Regierung kamen sie auf den letzten Drücker.

Die Wittener Landwirte stellen sich quer. Den geplanten Wegfall der Agrardiesel-Subventionen wollen sie nicht akzeptieren. Deshalb tuckerten sie am Montagmorgen mit ihren Treckern nach Schwelm. Viel Publikum zogen sie mit ihrem Protest nicht an. Auch eine flächendeckende Solidarisierung anderer Gewerke blieb aus. Über 20 Kilometer und mehrere Liter Diesel später stellt sich die Frage: Was hat es gebracht?

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Mit Verspätung nach Schwelm

Der Protest startet früh: Gegen 8 Uhr fahren sie im Morgengrauen mit ihren Traktoren und Zugmaschinen durch die Herbeder Meesmannstraße. „Politik mit Weitblick? Fehlanzeige“, „Zu viel ist zu viel“ und „Nicht mit uns“ steht auf ihren Plakaten. Nur gelesen hat sie vor Ort kaum jemand: Die Fußgängerzone bleibt leer – bis auf die Zugmaschinen. Anschließend geht es weiter nach Hattingen. Hier haben sich die Wittener mit ihren Kollegen zusammengeschlossen und fahren im Tross gen Schwelm.

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Unterwegs staut sich hinter den gemächlichen Zugmaschinen eine Pkw-Schlange. Hier solidarisieren sich die meisten mit den Landwirten. Machen Autofahrer gestikulieren mit Daumen-hoch in Richtung des Protestzuges, andere sind weniger angetan.

„Bauer tot = Hungersnot“ steht auf einem Heuballen geschrieben. Auch am Durchholzer Platz in Witten machen die Bauern ihrem Unmut Luft.
„Bauer tot = Hungersnot“ steht auf einem Heuballen geschrieben. Auch am Durchholzer Platz in Witten machen die Bauern ihrem Unmut Luft. © WAZ | Susanne Schild

Auf dem Weg nach Schwelm geht es langsamer voran, als geplant. Die Kundgebung vor dem Kreishaus war für 12 Uhr angesetzt, um 12.15 Uhr tuckern die Trecker noch über die B7. Man wolle unterwegs „den Verkehr beruhigen“, kündigte Florian Wolff, Sprecher der Wittener Landwirte, noch vor Beginn der Proteste an. Zumindest in diesem Punkt waren die Wittener Bauern erfolgreich.

Wittener Grünen-Politiker spricht vor den Landwirten

Die Aufgabe, die Linie der Regierung vor den aufgebrachten Landwirten zu vertreten, fiel dem Bundestagsabgeordneten Janosch Dahmen von den Grünen zu. Der Wittener machte klar, dass man die „Kritik gehört“ habe und verwies dabei auf die jüngsten Zugeständnisse seitens der Politik. Es gibt nur wenige Zwischenrufe von vereinzelten Teilnehmern. Die ernten zwar den einen oder anderen Applaus, feindselig ist die Stimmung vor Ort aber nicht.

Die Wittener Bauern warnen vor den vermeintlichen Folgen der Agrarpolitik: „Keine Pommes, kein Fleisch, kein Mehl.“
Die Wittener Bauern warnen vor den vermeintlichen Folgen der Agrarpolitik: „Keine Pommes, kein Fleisch, kein Mehl.“ © Funke Foto Services | Jürgen Theobald

Im Zuge der Protestankündigung der Landwirte gab es Menschen, die noch weiter gehen wollten. Von einem Generalstreik war in sozialen Medien die Rede. Dirk Kalthaus, Vertreter der Bauern im Kreis, distanziert sich bei der Kundgebung deutlich von undemokratischen Protestbewegungen.

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Die Landwirte seien „keine Umsturzphantasten“, ein Regierungswechsel werde an der Wahlurne entschieden. Von den Blockaden einzelner Autobahnausfahrten in Sprockhövel distanziert sich Peter Oberdellmann, Sprecher der Landwirte in Hattingen. Diese hätten mit dem Verband nichts zu tun.

Die Landwirte sind traditionell früh auf den Beinen. Schon in den frühen Morgenstunden tuckerten sie durch die Meesmannstraße in Herbede.
Die Landwirte sind traditionell früh auf den Beinen. Schon in den frühen Morgenstunden tuckerten sie durch die Meesmannstraße in Herbede. © Funke Foto Services | Jürgen Theobald

Auch die Attacken auf Robert Habeck, die Kanzler Olaf Scholz kürzlich noch als „beschämend“ bezeichnete, werden verurteilt. Klar ist: Die Landwirte wollen ihre Ziele erreichen, nicht die Regierung stürzen. Sie wünschen sich einen Diskurs mit der Politik. Im Zuge dessen überreichten die Vertreter der Landwirte im Kreis ein Positionspapier mit ihren Forderungen an Janosch Dahmen und Landrat Olaf Schade.

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