Ruhrgebiet. A42 dicht, Bahnlinie unterbrochen, Schulanfang und Tausende Trecker. So voll ist es auf den Straßen im Ruhrgebiet. Wie geht es weiter?
Es war voll, manchmal sogar sehr voll auf den Straßen zwischen Essen und Bottrop. „Zähfließend“ sei der Verkehr auf manchen Strecken gewesen, heißt es auf Anfrage bei verschiedenen Polizeidienststellen. Aber Worte wie „Chaos“ oder „Kollaps“ kommen den Sprechern nicht über die Lippen.
Natürlich, die B224 ist nicht leerer geworden durch die Sperrung der Autobahnbrücke an der A42. Auf der Vogelheimer Straße staut sich der Verkehr am Montagmorgen um 8 Uhr vor der Kreuzung zur Gladbecker Straße bis auf eine Länge von etwa 700 Metern. Minuten dauert es, bis Autofahrer die Kreuzung passieren, um auf der Umleitungsstrecke weiter in Richtung A42 zu fahren. Dicht sind gegen 8.30 Uhr die Hafenstraße und die Bottroper Straße. Das ist nicht schön, ungewöhnlich ist es leider auch nicht.
Drei Unfälle auf der A40 am frühen Morgen
Und auch in Gegenrichtung braucht man Geduld. Während gegen 6 Uhr nur „dichter Verkehr“ in die Nachbarstadt rollt, staut es sich ab 7 Uhr merklich auf der Essener Straße und auf der B224. Google Maps zeigt über 35 Minuten Fahrtzeit für acht Kilometer.
Und auf den Autobahnen? 65 Kilometer staut sich der Verkehr landesweit um kurz vor 10 Uhr. „Normal“, sagt die Polizei, fast schon „weniger als sonst“. Nur auf der A40 staut sich der Verkehr Richtung Essen um kurz vor 8 Uhr auf mehreren Kilometern. Das Land meldet auf seiner interaktiven Verkehrskarte rund 60 Minuten Verzögerung zwischen Gelsenkirchen-Süd und der Anschlussstelle Freudenbergstraße. Auch auf der A448 staut es sich am Westkreuz vor dem Übergang zur A40, Wartezeit um kurz vor 8 Uhr: zehn Minuten.
Kein Chaos durch gesperrte Bahnlinie zwischen Essen und Dortmund
Das hat aber weniger mit der gesperrten A42 zu tun als damit, dass es gegen 6.30 Uhr kurz vor der Anschlussstelle Gelsenkirchen-Süd gleich drei Unfälle gegeben hat. Wie ein Sprecher der Autobahnpolizei erklärte, seien die drei Unfälle unabhängig voneinander in kurzer zeitlicher Abfolge geschehen, insgesamt sieben Fahrzeuge beteiligt gewesen. Verletzt wurde niemand.
Und die große Sperrung der Bahnstrecke zwischen Dortmund und Essen, die Bochum in den kommenden Monaten fast komplett vom Verkehr abschneidet? Das befürchtete Chaos ist auch hier nicht eingetreten. Schließlich fährt die S-Bahn ja noch. Am S-Bahnsteig ist dann eigentlich alles auch wie immer: Verspätung ist angesagt. „S1 nach Dortmund, Abfahrt 7.44 Uhr, heute circa zehn Minuten später, Grund dafür ist eine Verspätung aus vorheriger Fahrt“, wird gerade durchgesagt. Die Bahn kommt dann, die Leute steigen ein, es ist voll, aber hineinquetschen muss man sich auch nicht gerade. Geht doch!
Ersatzbusse nehmen Passagiere auf
Die Bahn leitet den Fernverkehr jetzt für sieben Wochen an Bochum vorbei, auch die Regionalzüge kommen so lange nicht. Der Grund: geballtes Arbeiten an Gleisen und Brücken zwischen Dortmund und Essen. Aber offensichtlich haben sich die vielen Pendler, die sonst hier ankommen oder abfahren, gut informiert. Die da sind, nutzen die S-Bahnen und haben naheliegenderweise jedes Verständnis fürs Bauen: „Das alte Netz muss ja wieder hergerichtet werden“, sagt eine junge Frau am S-Bahnsteig. Auf allen anderen Bahnsteigen steht – kein Mensch. Die Regionalzug-Pendler haben sich geschlossen wegorganisiert. Nur ganz vereinzelt sieht man Menschen, die hektisch telefonieren.
Dabei sind die Informationen der Bahn im Bahnhof eher dürftig. „Züge werden teilweise umgeleitet“, läuft als Schriftzug über die Anzeigetafel – „teilweise“ ist gut. Veraltete Fahrpläne hängen neben aktuellen, und auch die Durchsage des Ersatzbusses („Ihr nächster Anschluss: Bus 307631 nach Witten Hbf um 8.28 Uhr“) lässt die Frage offen, an welchem Ausgang der wohl stehen mag. Und jetzt kündigt die Anzeigetafel für die zweite Hälfte dieser Woche „massive Beeinträchtigungen“ wegen des Lokführerstreiks an. Bochum kann das egal sein, die Baustelle hier dauert wesentlich länger.
Ohne Trecker wäre es ein ruhiger Montagmorgen gewesen
Zurück zur Straße: „Ohne Trecker wäre es bisher ein ruhiger Tag gewesen“, sagt ein Polizeisprecher. Wobei die Betonung auf dem Wort „bisher“ liegt. Viele Leute hätten anscheinend einen Home-Office-Tag eingelegt, mutmaßt ein anderer. Entwarnung für den Nachmittag und Abend oder gar die nächsten Tage will allerdings keiner geben. „Zur Zeit“, sagt einer, „kommt ganz viel zusammen auf den Straßen hier im Ruhrgebiet.“ Wer Prognosen machen wolle, brauche schon eine Glaskugel. „Und die haben wir alle nicht.“