Witten. Afrikanisches Essen wollte Williams Atweri auf Wittens Weihnachtsmarkt anbieten. Doch er hat keine Hütte bekommen. Wohin nun mit den Kochbananen?
Frittierte Kochbananen, gekochte Yamswurzel und warmer Hibiskustee haben 2022 für Abwechslung auf dem Wittener Weihnachtsmarkt gesorgt. Auch in diesem Jahr hätte Williams Atweri gerne wieder mit seiner Frau Rahinatu Bawa die afrikanischen Spezialitäten in Witten verkauft. Doch sie haben vom Stadtmarketing keine Hütte bekommen. „Obwohl sie uns hundertprozentig zugesagt worden war“, klagt der Ghanaer. Nun fällt für ihn nicht nur der Weihnachtsmarkt flach – er bleibt auch auf 20 Kisten Kochbananen und einer Menge Kosten sitzen.
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Atweri ist in Witten kein Unbekannter. Der 45-Jährige ist sehr aktiv, hat unter anderem den Afrika-Tag am Schleusenwärterhaus organisiert. Nach längerem Bemühen sei es ihm im letzten Jahr gelungen, einen Stand auf dem Weihnachtsmarkt zu ergattern, erzählt der Flüchtlingsbetreuer. Das Geschäft sei gut gelaufen, viele Wittener hätten die Klassiker der westafrikanischen Küche probiert. „Abends waren wir oft ausverkauft“, sagt er.
Wittener hat Vorräte für 3500 Euro gekauft
Das sollte ihm in diesem Jahr nicht wieder passieren. Deswegen haben er und seine Frau deutlich mehr Vorräte bestellt. Nicht nur 20 Kisten Kochbananen, die jetzt zu verfaulen drohen, auch Reis, Öl, Hibiskus, Gasflaschen, dazu Servietten und Holzbesteck. Rund 3500 Euro hat das Paar dafür bezahlt, allein die Bananen kosten pro Kiste etwa 100 Euro. Doch als mit dem Weihnachtsmarkt-Aufbau begonnen wurde, erfuhren die beiden, dass sie diesmal nicht dabei sein werden. „Das war ein echter Schlag für uns.“
Denn Atweri hatte sich fest darauf verlassen, dass alles wie im Vorjahr klargeht. „Das hatte mir das Stadtmarketing im September fest zugesagt“, sagt der Ghanaer. Mit der Zwiebelkirmes, für die Atweri sich auch beworben hatte, würde es zwar nichts werden. „Aber der Weihnachtsmarkt klappt hundertprozentig“, das habe der Mitarbeiter ihm damals versprochen. Danach habe er jedoch nichts mehr von ihm gehört. „Ich habe immer wieder angerufen und Whatsapp geschrieben, aber er hat sich nicht zurückgemeldet“, so schildert es Atweri.
45-Jähriger fühlt sich schlecht behandelt
Der 45-Jährige fühlt sich vom Stadtmarketing schlecht behandelt und diskriminiert. Er ärgert sich nicht nur, dass ihm nicht rechtzeitig abgesagt wurde, sondern auch über den Tonfall in den Gesprächen: Bei einem späteren Telefonat habe ihm der Mitarbeiter lapidar erklärt, er habe einfach viel um die Ohren gehabt. Und er könne „schließlich keine Hütten zaubern“.
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„Fakt ist: Wir haben keine Hütte“, erklärt Stadtmarketing-Chefin Sandra Gagliardi auf Nachfrage. Der Besitzer der Hütte, die von der Stadt angemietet wird, hat Gastronomie als Nutzungszweck ausgeschlossen. Eine Alternative sei nicht zu bekommen gewesen. Falls es ihrem Kollegen durchgegangen sein sollte, dies frühzeitig weiterzugeben, sei es bedauerlich, aber nur menschlich: Seine Arbeitsbelastung sei in den letzten Monaten extrem hoch gewesen. „Aber er versucht immer, alles möglich zu machen.“
Ghanaer hatte keinen gültigen Vertrag für 2023
Die Stadtmarketing-Chefin betont, es tue ihr sehr leid, dass die Ghanaer nun auf ihrer Ware sitzenbleiben. Doch die zu bestellen sei auch etwas voreilig gewesen. Er habe schließlich keinen gültigen Vertrag über einen Stand bekommen. „Und er hätte aus dem letzten Jahr wissen müssen, dass wir mit Verträgen arbeiten.“ Das Stadtmarketing habe zudem nicht gewusst, dass Atweri schon so viele Vorräte eingekauft hatte. „Hätte er uns früher davon erzählt, hätten wir zumindest versuchen können, Leute zu finden, die ihm die verderblichen Lebensmittel abkaufen – wir sind ja gut vernetzt“, betont Gagliardi.
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Über Vorräte wie Servietten und Besteck könne man immer noch sprechen. Sie lädt Williams Atweri ein, mit einer Liste und den entsprechenden Quittungen zu ihr zu kommen. „Dann schauen wir, was sich machen lässt“, versichert Sandra Gagliardi und betont ausdrücklich: „Wir hätten den afrikanischen Stand sehr gerne auf unserem Weihnachtsmarkt gehabt.“ Mit Diskriminierung habe der Fall überhaupt nichts zu tun. „Für Diskriminierung gibt es beim Stadtmarketing nicht einen Millimeter Platz.“