Witten. Probebohrungen am Dienstag (28. 11.) werden zeigen, ob eine Weltkriegsbombe vor dem „Mondo“ in Witten liegt. Dann gäbe es eine große Evakuierung.
Liegt eine Weltkriegsbombe in einem Blumenbeet vor der Saalbau-Gastronomie Mondo in Witten? Die Bezirksregierung in Arnsberg hat seit 2017 diesen Verdacht, nun will sie es wissen. Am Dienstag (28. 11.) sollen Kampfmittelräumer mit Bohrungen den Blindgänger aufspüren. Erhärten sich die Hinweise, könnte in etwa zwei Wochen eine große Evakuierungsaktion für die Bombenentschärfung folgen.
Das große Blumenbeet wurde zeitgleich mit dem Saalbau um 1975 errichtet – einer Zeit, in der man vor dem Bauen nicht den Untergrund absuchte. Nun markieren bunte Hölzer zwischen den Ziersträuchern ein rautenförmiges Raster. Thorsten Eckartz vom Kulturforum zeigt den roten Holzpflock: Dort könnte die Bombe liegen. Überall wo ein gelbes Holz steckt, soll gebohrt werden.
Auch neben einer Wasserleitung zu einem Hydranten will der Bagger mit seinem acht Meter tiefen Schneckengewinde ansetzen, ebenso neben einer roten Bank und im Kopfsteinpflaster. Der Bagger des Kampfmittelräumdienstes steht schon parat. Nur sind die bereits ausgehobenen Gruben so voll mit Regenwasser gelaufen, dass als erster Arbeitsschritt am Dienstagmorgen, die Tauchpumpe ran muss. Alles ordentlich vorbereitet also.
Saalbau-Sanierung und Hotelneubau stehen an
Der Verdachtspunkt war 2017 aufgefallen, als die Stadtverwaltung einen Bauantrag zur Bergerstraße bearbeitet hat, erinnert sich Frank Hafermas, der bei der Feuerwehr für Blindgänger zuständig ist. Zu jeder Baugenehmigung ist mittlerweile eine „Bestätigung zur Kampfmittelfreiheit“ verpflichtend. Dazu erfolgt bei der Bezirksregierung Arnsberg eine Auswertung der Luftbilder, die Deutschland nach dem Krieg den Alliierten abgekauft hat. Darauf kann man Einschlagskrater erkennen. Experten wissen, ob die Bombe explodiert ist – oder noch im Untergrund liegen könnte.
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Den möglichen Blindgänger am Saalbau hatte man zurückgestellt. Man ahnt: Dies könnte in eine große Evakuierungsaktion ausarten, betroffen wären unter Umständen Bahnhof und Busbahnhof, das Amtsgericht, die Gerichtsschule, die Edelstahlwerke oder auch ein Altenheim wie das am Voß’schen Garten. „Während der Corona-Zeit wollten wir auf solche aufwendigen Evakuierungen verzichten“, erklärt Claudia Link von der Feuerwehr. Die Behörde wollte den Verdachtspunkt aber geklärt wissen, weil bald Bauprojekte im Umfeld anstehen: ein Hotelneubau neben dem Saalbau und die Sanierung desselben.
In Witten nur noch ein Bombenfund pro Jahr
Am Dienstagvormittag werden in die Bohrlöcher Sonden hinabgelassen Schlagen diese Metalldetektoren an, kann man ablesen, in welcher Tiefe und über welche Länge ein metallischer Gegenstand im Boden liegt. Mehr Gewissheit bringt nur das Freibuddeln. Diese „Eröffnung“ eines Verdachtspunktes plus Evakuierung wäre aber erst Tage später, nach großer Vorbereitung möglich. Die Stadt und die WAZ werden dazu weiter informieren.
„Statistisch gesehen ist jede siebte oder achte Sondierung ein Treffer. Der Rest ist Fehlalarm“, sagt Frank Hafermas. In den letzten Jahren sei die Trefferquote in Witten gesunken. „Wir haben etwa einen Bombenfund pro Jahr.“
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Zuletzt war im April auf dem Schulhof der Otto-Schott-Realschule, direkt neben dem Spielplatz, eine Zehn-Zentner-Bombe, allerdings ohne Zünder, gefunden worden. Dort soll für die neue Gesamtschule gebaut werden. 2021 war außerdem eine Bombe in den Ruhrwiesen entschärft worden, entdeckt im Zuge der damaligen Renaturierungsarbeiten.
Laut Mario Rosenkranz ist in Witten noch nie ein Blindgänger explodiert oder musste gesprengt werden. Aber einige Funde haben die Behörde ziemlich auf Trab gehalten: „Das sind Bomben, die versehentlich gefunden und bewegt werden. Die liegen dann plötzlich in der Baggerschaufel“, erinnert sich Rosenkranz. So geschehen beim Bau der Stadtgalerie und, sogar zwei Mal, beim Bau des Schiller-Gymnasiums.
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