Witten. Wer traut sich, durch diese Straße zu gehen? In Witten locken an Halloween mehrere Gruselhäuser. Ein besonders aufwendiges steht in Stockum.
Witten kann kein Halloween? Von wegen! In eine gruselige Partymeile verwandelt sich alljährlich die Rüggenstraße in Stockum. Gleich mehrere Nachbarn schmücken ihre Häuser. Ganz besonders eifrig ist dabei Kai Szczypek. Zwischen 1000 und 1500 Menschen – meist in Kostüm – besuchen am Abend vor Allerheiligen dann das Mehrfamilienhaus, dessen Deko nicht nur raffiniert ist, sondern mit vielen technischen Tricks überrascht. Diesmal kommt noch ein absoluter Hingucker hinzu: ein selbstgebautes Piraten-Partyschiff.
Schon seit einigen Tagen ist auf der kleinen Straße zwischen Himmeloh und Am Katteloh viel los. „Das ist schon ein Hammer, was hier abgeht“, sagt Szczypek. „Immer wenn ich einen technischen Probelauf mache, wird alles fotografiert.“ Auch jetzt ist eine Familie vor Ort. „Die Rüggenstraße heißt bei uns Kindern „die Gruselstraße“, verrät ein Mädchen. Dort durchzugehen, gilt als Mutprobe.
Mit Latexmaske und Kunstblut im Gesicht
Dabei ist das finale Werk von Kai Szczypek noch nicht vollendet. Gerade verteilt er großzügig künstliche Spinnweben. Am Halloween-Dienstag muss er ab zehn Uhr in die Maske – eine spezielle Latexmaske, die über sein Gesicht kommt. Außerdem verarbeitet der 52-Jährige ordentlich Kunstblut. Rein ins schwarze Gewand, danach kann die Meute kommen.
Auf dem Eckgrundstück hat der Stockumer schon alles aufgebaut: Einen Sarg, der sich selbst öffnet und in dem manchmal (aus Spaß) freche Kinder landen. Einen Grabstein, das Wohnmobil, in dem Gruselpuppen hinterm Steuer sitzen, die vielen elektrisch gesteuerten Figuren, die Hexenküche. Auf deren Ofen qualmt ein Topf, drin hat der Kfz-Mechaniker eine Rauchbombe verbaut. Es gibt sogar ein Folterbrett. Besucher können Kopf und Hände durch die Motivwand stecken und lustige Fotos machen.
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Auch Sohn Lukas (22), Freundin Jasmin und Kollege Justin werden verkleidet auf Gäste warten – und sie erschrecken. 600 kleine Tüten Popcorn hat sein Vater bestellt. Denn ihm geht es vor allem darum, den Kindern etwas zu bieten, die auf „Süßes oder Saures“-Tour sind.
Als sein Sohn elf Jahre alt war, hat Kai Szczypek mit der Düster-Deko angefangen. Witten steckte in puncto Halloween-Spaß noch in den Kinderschuhen. „Hier war ja nichts, niemand hat den Kindern die Tür aufgemacht oder Süßigkeiten angeboten“, erinnert sich der Stockumer.
Die Familie stellte einen geschnitzten Kürbis nach draußen. Irgendwann versteckte sich der Familienvater in einem Haufen Holzscheite und erschreckte die Nachbarskinder. Dann kam das erste Bauwerk, das jedes Jahr getoppt wurde. „Seit zwei Jahren machen auch viele Nachbarn mit.“ Gott sei Dank seien die Anwohner der Siedlung so tolerant. Denn der Kreischpegel ist an diesem Abend nicht gering.
Zwei Wochen Urlaub für Auf- und Abbau
Auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt 2022 hatte Szczypek schließlich die Idee zu einem „Grusel-Piratenschiff“. Schon im Januar 2023 legte er los: Sammelte Ideen im Internet, bestellte Materialien, schweißte eine Grundkonstruktion zusammen – und ist selbst begeistert: „Alter Schwede, kommt das toll rüber!“
Hier stehen Wittens Halloween-Häuser
Nicht nur in Stockum wird aufwendig für Halloween geschmückt. Andere Halloween-Häuser findet man in Bommern an der Alte Straße, wo Familie Schild-Daut alljährlich die Grusel-Puppen tanzen lässt. Auch an der Durchholzer Straße 25 gibt’s liebevolle Deko zu bewundern.
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Zwei Wochen Urlaub muss der gelernte Karosseriebauer für das Halloween-Spektakel nehmen. Für seine Unkosten stellt er zwar eine Spendenbox auf. Aber erfahrungsgemäß kommt nur ein Drittel der Summe zusammen, die die Familie für den Spaß ausgibt. „Ich mache das für die Kiddies“, sagt Kai Szczypek. Darum sei seine Gruseldeko auch kindertauglich. „So massakermäßig würde ich das nie machen.“
Ab Allerheiligen wird das Eckgrundstück an der Rüggenstraße wieder leergeräumt. Die Dekoartikel füllen inzwischen schon zwei Kellerräume in dem Mietshaus. Wo er sein riesiges Gruselschiff bis zum nächsten Jahr verstaut, weiß Szczypek allerdings selbst noch nicht.