Witten. Die Pläne für das Neubaugebiet in Witten-Stockum haben im Ausschuss überraschend keine Mehrheit gefunden. Nun muss die Stadt nacharbeiten.
Die Pläne sind bekannt. Im Stockum soll auf einer Fläche zwischen Stockumer Bruch und Hörder Straße ein Neubaugebiet entstehen. Die Häuser auf dem jetzigen Ackerland sollen hohen ökologischen Ansprüchen genügen. Doch genau an denen scheiterte jetzt im Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Klima die Abstimmung über den Bebauungsplan.
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Stadtplaner Arne Merres hatte den Mitgliedern zuvor den letzten Stand der Planung vorgestellt. 93 Wohneinheiten sind im östlichen Teil der rund drei Hektar großen Fläche angedacht, davon eine Hälfte Mehrfamilienhäuser, die andere Reihen- und Doppelhäuser. Der kleinere, westliche Teil soll getrennt entwickelt werden.
Wegeführung in Witten-Stockum sorgt für Probleme
Änderungen hatten sich seit seinem letzten Zwischenbericht bei der Wegeführung ergeben. Eigentlich war vorgesehen, den Gehweg von Stockum-Zentrum aus nicht auf dem Niveau der Hörder Straße zu führen, die höher als das Baugebiet verläuft, sondern unten am Rand entlang. Bei der weiteren Planung habe sich aber gezeigt, dass dies schwierig zu realisieren wäre, so Merres. Der Weg müsste dann nämlich die höherliegende Autozufahrt ins Wohngebiet kreuzen – für die Fußgänger ginge es also hoch und runter.
Der neue Plan, der jetzt vorgestellt wurde, hätte stattdessen vorgesehen, den Gehweg doch oben an der Hörder Straße entlangzuführen. Das hieße aber: Insgesamt 25 Bäume und Sträucher, davon fünf Linden der Allee dort, müssten gefällt werden. Der Stadtplaner erklärte, ein Baumgutachter habe sich die Linden bereits angesehen und festgestellt, dass sie sich am Ende ihrer Lebenszeit befänden.
In welchem Zustand sind die Bäume?
Das wollten die Grünen so nicht stehen lassen. Sie zitierten aus einem Gutachten, nachdem die Bäume in einem „1A-Zustand“ seien. „Unser Anliegen muss es sein, die Bäume zu erhalten“, sagte Edeltraut Priddat. Dem stimmte auch Martin Strautz vom Bürgerforum zu.
Grundsätzliche Bedenken gegen das Neubauvorhaben äußerten Linke und Stadtklima. Für Oliver Kalusch von der Linkspartei kommt weder die Fällung noch eine weitere Versiegelung von Flächen in Frage. „Je mehr wir bauen, desto mehr wird sich die Stadt aufheizen“, sagte er. Zudem sei Ackerland wichtig. „Das haben wir in der Krise gesehen.“ Außerdem werde preiswerter Wohnraum benötigt. „Einfamilienhäuser brauchen wir nicht.“ Dieser Kritik schloss sich Michael Hasenkamp (Stadtklima) an.
Stadtbaurat wirbt für das Projekt
Holger Jüngst von der SPD hielt dagegen. „Wir bekommen mit diesem Entwurf, was wir wollen: ein Baufeld, das erhebliche Qualität aufweist.“ Billig zu bauen sei derzeit nicht machbar – schon gar nicht, wenn man gehobene ökologische Ansprüche verwirklichen wolle.
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Auch Stadtbaurat Stefan Rommelfanger warb noch einmal für das Projekt. „Wir haben versucht, Qualität zu schaffen.“ Verschiedene Maßnahmen – unter anderem begrünte Dächer, Photovoltaik, unversiegelte Stellplätze – würden dazu beitragen, die Klimafolgen zu reduzieren. Ein weiterer wichtiger Aspekt sei die geplante Kita, die errichtet werden soll. Außerdem sei neuer Wohnraum in Witten nun einmal dringend nötig. „Und dies wird eine grüne, liebenswerte Siedlung werden.“
Patt nach Abstimmung – Antrag abgelehnt
Doch all seine Argumente reichten nicht. Nur SPD und CDU stimmten für den Entwurf, alle anderen Fraktionen dagegen. Mit acht Ja- und acht Nein-Stimmen gilt der Beschluss als abgelehnt und wird an die Verwaltung zurückverwiesen. Die muss nun nacharbeiten – und will schon bald damit anfangen.
Bereits Anfang nächsten Jahres will die Stadt eine Alternative für die Wegeführung vorlegen, wie Rommelfanger am Freitag (27.10.) auf Nachfrage erklärte. „Das Problem lässt sich lösen.“ An den grundsätzlichen Plänen für den Stockumer Bruch halte die Verwaltung aber weiter fest.
Baurat spricht von „viel Nachfrage“
„Das Projekt ist sehr wichtig für Witten“, so der Baurat. Und recht weit fortgeschritten: Die Vorabstimmung mit den Behörden sei bereits gelaufen. Es gebe zudem nicht nur einen Investor, sondern auch schon viel Nachfrage. „Die Menschen wollen dort wohnen.“ Außerdem sei schließlich ein Grundsatzbeschluss für das städtebauliche Konzept für Stockum gefasst worden – und das mit breiter Mehrheit.
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Die Ablehnung der Vorlage hat die Stadt daher kalt erwischt. „Es war nicht abzusehen, dass es Probleme mit dem Bebauungsplan geben wird“, so Rommelfanger. Eine lange Verzögerung des Projekts werde es dadurch aber nicht geben. „Ich rechne mit wenigen Wochen Verzug.“ An den Plänen, dass die Siedlung 2025 stehen könnte, werde das aber nichts ändern.