Witten. Seit anderthalb Jahren ist Witten an den Fernverkehr angeschlossen. Wie fühlt sich die Fahrt im IC nach Frankfurt an? Sauber, elegant, pünktlich!
Das weckt Großstadtgefühle. Seit Dezember 2021 ist Witten Halt der Intercity-Linie 34 und somit wieder an den Fernverkehr anschlossen. Während eine jahrelang diskutierte Direktverbindung von Witten gen Norden, nach Norderney, nie umgesetzt wurde, fährt fünfmal täglich ein Zug nach Frankfurt. Eine lohnende Reise durchs Sauer- und Siegerland – wenngleich das Gefühl fürs Hinterwäldlerische mitfährt.
Witten-Hauptbahnhof, Samstag, 7.14 Uhr. Es ist dunkel und regnet. Auf Bahnsteig 4 stehen nur wenige Menschen, als der IC nach Frankfurt pünktlichst einfährt. Bei einigen Mitreisenden deuten die Rollkoffer auf das Ziel Frankfurter Flughafen hin. Ansonsten steigen Frauengrüppchen und viele jüngere Alleinreisende zu.
Im Zug selbst, der erst in Dortmund eingesetzt wurde, verliert sich die Zahl der Passagiere. Wir sitzen fast allein im Waggon und feiern, dass wir uns die Sitzplatzreservierung gespart haben. Dabei hätte man nicht knausern müssen: Mutter und Tochter haben nur den „Sparpreis“ von 38 Euro für die Fahrt an den Main gezahlt. Interessanterweise hätte man bis Dillenburg nahe der hessischen Landesgrenze auch mit dem Deutschlandticket fahren können. Die Strecke bis Frankfurt kostet dann den IC-Aufschlag.
Sogar die Toiletten sind sauber
Der IC 2225, der uns befördert, entspricht der Intercity-2-Generation. Will heißen: Es sind Doppelstockwaggons. Am Platz gibt es Fußstützen, Klapptische, Steckdosen. Alles ist sauber und gepflegt, sogar die Toiletten.
Während der Zug durch die Dunkelheit rauscht, loggen wir uns mit dem Handy im „ICE-Portal“ ein. Natürlich fürs kostenlose W-LAN, aber dann bleiben wir an der großartigen Routenbegleiter-App hängen. Die zeigt nämlich an, wo wir uns gerade befinden – und verrät Informatives zu Sehenswürdigkeiten im Blickfeld des Zugfensters – etwa die Burgruine Hohensyburg.
Allerdings zeigt die App fast die ganze weitere Fahrt „no points of interest“ – also nichts Interessantes an. Denn tatsächlich gleichen die Haltepunkte einer Tour durch die tiefste mitteldeutsche Provinz. Erster Halt: Letmathe – ein Stadtteil von Iserlohn.
Wenn sich Witten rühmt, dank der Intercity-Linie ein Fernbahnhof zu sein, was sagt man dann zu diesen Bahnhöfen? Altena/Westfalen, Werdohl, Plettenberg, Finnentrop, Lennestadt-Grevenbrück und Altenhundem... Das Sauerland lässt grüßen. Kaum jemand steigt zu und noch weniger aus. Es fühlt sich an, als würde man in einem schicken Regionalexpress sitzen. Kein Wunder, dass diese Linie bei Bahnfans den Beinamen „Interdorfi“ trägt.
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Während Wald, Wiesen und Gehöfte vorbeiflitzen, verkauft eine Mitarbeiterin Kaffee und Snacks im Inneren. Für Wittener gibt’s dann nahe Kreuztal eine Erinnerung an die Heimat: Die blau-grünen Blechhallen der dortigen Edelstahlwerke sehen genauso aus wie in Witten.
Ab Siegen wird es voll und ab der hessischen Landesgrenze stellt der Zugbegleiter auf IC-Modus um. Wir merken es daran, dass die Durchsagen nun auch auf Englisch erfolgen. Je näher mit Wetzlar oder Bad Nauheim die Mainmetropole rückt, umso höher die Zahl der Mitreisenden. Als wir gut drei Stunden später, pünktlich um 10.35 Uhr, in Frankfurt aussteigen, ist das ein harter Schlag. Raus aus dem gemütlichen Kleinstadtexpress, rein ins laute, hektische, schubsende Bahnhofsgetümmel. So schlimm ist also Großstadt?
Fünf Direktverbindungen täglich
Täglich halten sechs der doppelstöckigen Intercity-2-Züge in Witten und fahren in Richtung Süden. Abfahrtszeiten: 5.14, 7.14, 11.14, 15.14 und 17.14 Uhr. Der Zug um 19.14 Uhr fährt nur bis zum Siegener Hauptbahnhof.
Ursprünglich sollte die Linie von Frankfurt über Witten bis nach Norddeich/Mole, der Fährhafen nach Norderney, fahren. Zu dieser Direktverbindung kam es aber nie. Die direkten Züge der IC-Linie 34 nach Norddeich werden über Schwerte und Unna geführt.
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