Witten. Zum Kegeln geht dieser Kegelclub schon lange nicht mehr. Aber die „Pudelbrüder“ aus Witten reisen noch – und erinnern sich an legendäre Fahrten.

Die „Pudelbrüder“ treffen sich seit 60 Jahren. Als Kegelclub haben die inzwischen ehemaligen Mitarbeiter der Sparkasse Witten damals angefangen. Längst ist das Kegeln passé, geblieben ist die Gemeinschaft: Alle zwei Wochen treffen sich die acht Männer zum Essen – und manchmal gehen sie auch noch zusammen auf Reisen.

„Kegeln war damals einfach ein Trend, an den haben wir uns drangehängt“, blickt Gerold Herrmann zurück in die 1960er-Jahre. Der inzwischen 81-jährige ehemalige Leiter der Kreditabteilung bei der Sparkasse Witten erzählt, wie es zur Gründung des Kegelclubs „Pudelbrüder“ kam. Anfangs hätten sich die elf Mitglieder im Haus Lenk getroffen und gar nicht so recht gewusst, wie man kegelt. „Aber zwei ältere Kollegen, erfahrene Kegler, nahmen uns junge Männer unter ihre Fittiche und brachten uns die Regeln der einzelnen Spiele bei.“

Bei den Wittenern stand der Spaß im Vordergrund

Danach gab es kein Halten mehr. „Ob Dortmunder Bild, Sechs-Tage-Rennen oder Totenkiste – es wurde nach Lust und Laune gekegelt“, weiß Karl-Heinz Köster, der mit 78 Jahren das Küken des Clubs ist. Der Spaß habe dabei immer im Vordergrund gestanden, nicht das Gewinnen. „Jeder hat sein Ergebnis selber auf die Tafel geschrieben.“ Doch zumindest ein Mitglied des Clubs habe auch darauf geachtet, dass alles mit rechten Dingen zugeht.

Erinnerungen an eine gemeinsame Reise: die „Pudelbrüder“ in Budapest.
Erinnerungen an eine gemeinsame Reise: die „Pudelbrüder“ in Budapest. © Pudelbrüder

Denn wenn dann im Laufe des Abends die Rechenkünste schon mal nachließen, dann schlug die Stunde von Rainer Vogt. Der damalige stellvertretende Leiter der Privatkundenabteilung war der Kopfrechenmeister des Clubs und korrigierte jeden Fehler im Nu: „Mir ist jeder Verrechner aufgefallen – egal, ob er aus Versehen oder mit Vorsatz passiert ist.“

Mit dem Sambazug unterwegs durch Deutschland

Dass ein Kegelverein sich nicht nur auf der Kegelbahn trifft, sondern auch noch andere Dinge unternimmt, war den Keglern von Beginn an klar. „Als Kegelclub muss man auch mal verreisen“, sagt Karl-Heinz Köster. Und so gingen auch die „Pudelbrüder“ mit dem legendären Sambazug der Bahn auf Tour und fuhren in verschiedene deutsche Städte. Unterwegs sorgten Schlagergrößen wie Rex Gildo oder auch Costa Cordalis mit ihren Auftritten für Stimmung.

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Zum 25-jährigen Bestehen flogen die „Pudelbrüder“ nach Mallorca. Dort ließen sie es „ordentlich krachen“, wie man sich noch lebhaft erinnert. Da es Probleme mit dem Rückflug gab, verlängerte sich der Aufenthalt noch mal um zwei Tage. Dass es damals zu keinen disziplinarischen Konsequenzen auf der Arbeit kam, hatte einen einfachen Grund: Der Personalchef der Sparkasse war mit auf Mallorca.

Stammtisch trifft sich alle zwei Wochen

Mitte der 1990er Jahre war dann Schluss mit Kegeln. Die „Pudelbrüder“ hatten an den Wochenenden einfach andere Dinge zu tun, als sich vom freitäglichen Kegelabend zu erholen, sagen sie schmunzelnd. Deshalb lösten sie den Kegelclub auf und machte als Stammtisch weiter. Seitdem treffen sich die Mitglieder alle zwei Wochen mittwochs und essen gemeinsam zu Abend.

Aber auch die Reisen finden weiterhin einmal pro Jahr statt. Gerold Herrmann erzählt von Trips nach Trier, Heidelberg oder auch ins Ausland, etwa nach Wien oder Budapest. An ein Comeback des Kegelclubs hätten die Mitglieder zwar immer wieder mal gedacht, es aber dann doch lieber seingelassen. „Wir können uns ja kaum noch bücken“, sagen sie.

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Was aber aktuell geplant wird, ist die gemeinsame Reise im kommenden Jahr. Nachdem man in diesem Jahr in Magdeburg war, geht es 2024 voraussichtlich in den Süden nach Bamberg. Und auch dort werden es die ehemaligen Kegelbrüder vielleicht wieder ordentlich krachen lassen.