Witten. Im ersten Halbjahr ist die Zahl der Baugenehmigungen für Eigenheime im EN-Kreis und Witten eingebrochen. Was Experten deshalb vom Bund fordern.
Vom Einfamilienhaus über das Reihenhaus bis zur Eigentumswohnung – im Ennepe-Ruhr-Kreis gibt es rund 64.000 Immobilien, für die keine Miete bezahlt werden muss. Denn ihre Eigentümer nutzen sie selbst. Die Wohneigentumsquote in den neun kreisangehörigen Städten wie Witten liegt damit bei rund 38,2 Prozent.
Das geht aus einer aktuellen Regional-Analyse zum Wohnungsmarkt hervor, die das in Hannover ansässige Pestel-Institut gemacht hat. Das Institut versteht sich als Forschungseinrichtung und Dienstleister für Kommunen, Unternehmen und Verbände. Seit 40 Jahren erstellt es etwa Analysen, Befragungen und Modellrechnungen.
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Nur noch 55 Baugenehmigungen im ersten Halbjahr 2023 im EN-Kreis
Die Wissenschaftler ziehen ein düsteres Fazit: So gab es in den ersten sechs Monaten dieses Jahres im gesamten EN-Kreis nur 53 Baugenehmigungen für neue Ein- und Zweifamilienhäuser. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2022 waren es noch 155 Baugenehmigungen. „Damit ist der Eigenheimbau innerhalb von nur einem Jahr um 66 Prozent zurückgegangen“, sagt Matthias Günther, Leiter des Pestel-Instituts.
Zur Analyse des regionalen Wohnungsmarktes haben die Forscher auch einen „Machbarkeits-Check Wohneigentum“ durchgeführt. Betrachtet wurde hierfür der Neubau eines Reihenhauses mit 95 Quadratmetern Wohnfläche – gedacht als Zuhause für eine vierköpfige Familie. In die Berechnungen flossen mehrere Faktoren ein: Zinsen, lokale Baulandpreise und aktuelle Baukosten. Wer sich ein Eigenheim leisten will, sollte dafür höchstens 40 Prozent des monatlichen Haushaltseinkommen einplanen, erläutert Günther.
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5400 Euro netto im Monat als Untergrenze für Eigenheim-Bau
Berücksichtigt man dies, kann sich im EN-Kreis aktuell jemand ein Reihenhaus leisten, der als Haushaltseinkommen über 5.400 Euro netto im Monat oder mehr verfügt – und am besten ein Eigenkapital von mindestens 42.000 Euro mitbringt. „Hier geht es allerdings um eine ‚Verdiener-Elite‘. Wirklich viele sind das nicht“, sagt Institutsleiter Günther.
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Zu einem ähnlichen Ergebnis war Ende 2022 auch schon der Baufinanzierer LBS gekommen. Die untere und mittlere Mittelschicht könne sich derzeit kein Eigenheim mehr leisten, sagte Volker Große-Herzbruch, Gebietsleiter der LBS für Witten, Bochum und Hattingen. 4500 bis 5000 Euro Euro monatlich müsse eine Familie monatlich verdienen, um sich ein Haus kaufen zu können – wobei hier keine Neubauten, sondern Bestandsimmobilien gemeint sind.
Experten fordern Hilfe vom Bund durch Bau-Darlehen mit niedrigem Zins
Für alle anderen Haushalte sei Wohneigentum nur machbar, wenn der Staat den Menschen dabei unter die Arme greife, betont Günther. Die Experten des Pestel-Instituts plädieren deshalb für ein „Bundes-Baustartkapital“, ein Bundes-Baudarlehen mit maximal 1,5 Prozent Zinsen als Startkredit für die Schaffung von Wohneigentum. Der Staat sollte diesen festen Niedrigzins für 20 Jahre bieten – für einen Kredit in Höhe von bis zu 4000 Euro je Quadratmeter Wohnfläche, fordert der Wissenschaftler. Dadurch ließe sich der Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern, von Eigentumswohnungen sowie Reihenhäusern „wieder pushen“ – auch im EN-Kreis.
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