Witten. Nur zwei neue Läden in Witten gehen auf das Sofortprogramm Innenstadt zurück, das die schwächelnde City beleben sollte. Trotzdem gibt es Erfolge.
So bitter die Corona-Lockdowns und die Kaufhof-Schließung für Witten auch waren, immerhin flossen deswegen Fördergelder nach Witten. Sie sollen der schwächelnden Innenstadt wieder auf die Beine helfen. Mit Erfolg? Mit Blick auf noch immer viele leere Schaufenster kann man geteilter Meinung sein. Der städtische Wirtschaftsförderer Heiko Kubski zieht aber eine positive Bilanz.
Nach drei Jahren läuft das „Sofortprogramm Innenstadt“ nun zum 31. Dezember aus. Dank Landesgeldern kann die Stadt leerstehende Ladenlokale mit Rabatt der Eigentümer anmieten und zu 20 Prozent der Altmiete an Nutzer mit einer Geschäftsidee untervermieten. Klingt attraktiv. Doch lediglich zwei Neueröffnungen gehen auf diese Förderung zurück.
Da wäre die „Zwergenzeit“ am Berliner Platz. Anfang Juli 2022 eröffnete Angelika Bilow-Hafer ihr Fachgeschäft für nachhaltige Umstandsmode, Kindermode und Spielzeug. Zum Jahresende startet an der Hauptstraße 14 ein sogenannter „Escape-Room“. Norman Hesse und Jens Esser bauen die ehemalige Optic Kerssen zurzeit zum Rätselraum um.
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Aktuell fallen rund 18 Leerstände auf, wenn man sich in Bahnhof-, Ruhr-, Haupt- oder Johannisstraße umguckt. Haben sich dafür keine Interessenten gefunden? Oft habe die Lage oder die Struktur der gemeldeten Ladenlokale nicht zu den speziellen Geschäftsideen gepasst, nennt der Leiter der Wirtschaftsförderung, Heiko Kubski, einen Grund für eine gescheiterte Vermittlung. Ein anderer: Die Stadt kann natürlich keinen Eigentümer verpflichten, an dem Innenstadt-Programm teilzunehmen. Vier Gründungswillige haben außerdem wegen der aktuellen Wirtschaftslage einen Rückzieher gemacht.
Die Wirtschaftsförderung
Noch unter Bürgermeisterin Sonja Leidemann wurde die städtische Wirtschaftsförderung neu aufgestellt und bekam mehr Personal. Acht Mitarbeitende kümmern sich inzwischen um neue und alte Wittener Unternehmen, seit 2020 ist der ehemalige CDU-Ratsherr Heiko Kubski in leitender Funktion an Bord.
Erst seitdem werden Leerstände in der City überhaupt systematisch erfasst, um sie zumindest ansatzweise zu bekämpfen.
30 Prozent der eingereichten Geschäftsideen schienen zudem nicht ausgereift. „Wenn man für eine neue Gastronomie statt Businessplan nur eine Speisekarte einreicht, reicht das eben nicht“, sagt Kubski. Die Stadt hat in solchen Fällen auch ein Gründungsberatungsgespräch angeboten. Doch es müssen eben mehrere Voraussetzungen erfüllt sein.
Schließlich sollen die Fördergelder Ansiedlungen unterstützen, die die Kundenfrequenz in der City erhöhen und sich möglichst dauerhaft etablieren. Erst wenn die aus Stadtverwaltung, Industrie- und Handelskammer sowie Politik bestehende Jury „wirklich Potenzial gesehen hat, haben wir begonnen, zwischen Immobilienbesitzern und neuen Nutzern zu vermitteln“. Mit Erfolg.
Acht Neueröffnungen in Witten liefen ohne Fördermittel
Acht Neueröffnungen, davon sechs im Zentrum, kamen aus dem Pool der eingereichten Geschäftsideen zustande. Alle neuen Händler verzichteten auf die Förderung, „die oft ein zu starres Korsett“ bedeute, so der Wirtschaftsförderer. Mitunter schien es einfacher, sich direkt mit dem Vermieter auf eine niedrigere Miete zu einigen oder sich auf eigene Faust das passendere Ladenlokal zu suchen. „Wenn eine Neuansiedlung über den freien Markt gelingt, ist uns das doch lieber“, sagt Heiko Kubski.
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Insgesamt hätten sich 13 Eigentümer mit leerstehenden Ladenlokalen für das Förderprogramm beworben. Die Zahl der Gründer war allerdings höher. Kubski: „Wir haben noch zwei Menschen mit Geschäftsideen in der Warteschleife, die einfach nicht das passende Ladenlokal finden.“ Als Faustregel gelte: Kleine Ladenlokale, mit überschaubaren Fixkosten seien attraktiver. Ein Ladenlokal wie das Krügerhaus (ehemals Mayersche oder Lederwaren Lingenberg) mit 1450 Quadratmetern oder zwei große leerstehenden Supermärkte an der unteren Bahnhofstraße seien schwerer zu vermitteln.
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Bräuchte es da nicht eine Verlängerung des Förderprogramms? Kubski ist skeptisch. Viel Aufwand, viele öffentliche Gelder, Konkurrenz durch das gleiche Angebot in 224 weiteren Kommunen – und der Markt zeigt, dass er sich selbst regeln könne. Wichtiger sei das Netzwerk zwischen Stadtgesellschaft, Händlern und Verwaltung. „Und das bleibt.“ Letztlich werde doch mit den Füßen abgestimmt. Kubski appelliert: „Wenn ihr eine lebendige Innenstadt wollt, müsst ihr sie auch nutzen.“ Also nach Witten kommen und kaufen.
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