Witten. Seit über einem halben Jahr müssen Autofahrer wegen der Baustelle Wittener Straße große Umwege fahren. Könnte man das nicht besser lösen?

Die Baustelle an der Wittener Straße nervt viele Autofahrer – vor allem die Umwege, die sie dafür in Kauf nehmen müssen. Seit Januar ist der Abschnitt zwischen der Autobahn in Herbede und dem Steinenhaus einseitig gesperrt. Der Verkehr rollt nur noch Richtung Hattingen. Könnte nicht eine Baustellenampel eine Lösung sein, damit die Straße aus beiden Richtungen halbseitig befahrbar wäre? Gerade am Wochenende, wenn überhaupt nicht gearbeitet wird, stößt die Sperrung auf viel Unverständnis.

Zumal ja immer nur Teilstücke bearbeitet werden. Fährt man von Herbede aus in Richtung Hattingen, sieht man erst mal nichts von der Baustelle. Dann kommt die aufgerissene Fahrbahn – und irgendwann ist wieder alles gut. Täte es hier nicht auch eine Ampel, so dass die Baustelle aus beiden Richtungen halbseitig umfahren werden könnte? Autofahrer nähmen die Wartezeit gern in Kauf – alles besser als die langen Umleitungen, sagen viele. Doch der Bauherr Straßen.NRW sendet klare Signale: Nichts zu machen.

„Wir würden dort Rückstaus bekommen, die nicht beherrschbar sind“, fürchtet Andreas Berg, Sprecher des Landesbetriebs. Es könne gerade auf Wittener Seite in Richtung Autobahn zu chaotischen Verhältnissen kommen. Zwar habe man keine genauen Erhebungen. „Der Abschnitt ist dafür aber nicht gemacht.“

Ampel schaltet in Witten bei Rettungseinsätzen auf Rot

Wobei dort – Höhe Kämpenstraße – ja schon eine Ampel steht. Die ist aber nur für den Rettungsdienst gedacht. Bei einem Ortsbesuch am Mittwochmorgen zeigt sich, wie es gehen könnte. Die Ampel steht auf Rot. Ein Notarzt- und ein Rettungswagen passieren den Abschnitt – entgegen der Einbahnstraße, Fahrtrichtung Witten. Knapp fünf Minuten müssen die Autofahrer warten, die nach Hattingen wollen. Naturgemäß staut es sich etwas, das scheint aber überschaubar. Auch wenn bereits einige Pkw-Fahrer die Geduld verlieren und wenden. Wobei: Es ist elf Uhr, kein Berufsverkehr und mitten in den Ferien.

Seit nunmehr gut einem halben Jahr müssen Autofahrer lange Umwege in Kauf nehmen. So wie Frank (42), der sein Auto am Mittwoch an der Aral im Hammertal volltankt. Kurz mal eben zurück nach Witten? Fehlanzeige. Er wählt die Umleitung Richtung Sprockhövel. Auch die Redaktion entscheidet sich nach dem Ortsbesuch dafür. Eine Alternative wäre die Schleife Bochum-Stiepel, die zum Beispiel auch der Schnellbus 38 nimmt.

Am Anfang der Baustelle Wittener Straße in Höhe der Kämpenstraße steht zwar eine Ampel (rechts im Bild), die ist aber nur für Rettungseinsätze gedacht.
Am Anfang der Baustelle Wittener Straße in Höhe der Kämpenstraße steht zwar eine Ampel (rechts im Bild), die ist aber nur für Rettungseinsätze gedacht. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Klar kommt man irgendwann wieder am Anfang der Baustelle in Höhe des Unami-Restaurants an der Kämpenstraße an. Statt vielleicht einmal drei Minuten auf direktem Wege dauert das Ganze aber gut und gerne mehr als 20 Minuten – und das außerhalb des Berufsverkehrs. „Das ist schon aufwendig, einmal um den Pudding zu fahren“, sagt Frank. Er würde eine Baustellenampel befürworten. „Das wäre sicher gut, zumal dann, wenn wenig Verkehr herrscht.“

Straßen NRW: Zu wenig Platz zum Arbeiten

Doch es gibt wenig Hoffnung. Vielleicht müssen die Autofahrer sogar noch länger als ursprünglich mit den Umleitungen leben. Denn die Baustelle hat bereits mit großen Verzögerungen zu kämpfen. Noch immer finden die Arbeiten im ersten Bauabschnitt in Höhe der Autobahnbrücke statt. „Es ist nicht leicht, hier zu arbeiten“, sagt Straßen.NRW-Sprecher Andreas Berg.

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So hätten die Bagger mit knapp 3,50 bis 4,50 Metern an Breite zu wenig Platz zum Arbeiten. Berg: „Wir werden bald den Schotter auftragen. Da wäre eine Vollsperrung besser gewesen und wir würden schneller vorankommen.“ Die Lkw könnten so auf der einen Straßenseite stehen, auf der nicht gearbeitet wird, und die Bagger den alten Schotter direkt auf die Lkw auftragen. „So ist es eher so, dass beide hintereinander arbeiten. Das kostet viel Zeit.“

Hinzu kommt, dass man bei den Arbeiten auf viel teerhaltiges Material gestoßen sei. „Die Entsorgung davon ist deutlich aufwendiger. Das sind aber alles Dinge, die man nicht vorhersehen kann und die erst auftauchen, wenn die Arbeiten begonnen haben“, erklärt der Behördensprecher. Wie groß die Verzögerungen mittlerweile sind, lasse sich nicht genau sagen. Bis die Baustelle aber wirklich vorangeht, dürfte noch einige Zeit vergehen. Und wann wird die Straße dann fertig? Noch gilt der zuletzt genannte Termin Mitte 2024. Bis dahin dürfte auch der Allerletzte die Umleitung auswendig kennen.

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