Witten/Hattingen. Warum tut sich so wenig auf der Baustelle Wittener Straße nach Hattingen, die seit einem halben Jahr teils gesperrt ist? Das sind die Gründe.

Bauarbeiter wissen: Unter der Schüppe ist es dunkel. Besonders dunkel ist es offenbar im Untergrund der Wittener Straße (L924) zwischen Witten-Herbede und Hattingen. Immer wieder musste die Baustelle pausieren, weil Versorgungsleitungen gefunden wurden. Das hat Folgen.

Sei 5. Januar 2023 ist die L924 einseitig gesperrt. Während man von Witten aus Richtung Hattingen fahren kann, wird auf der Gegenfahrbahn gebaggert – oder auch nicht. Wer die stets angenehm leere Baustelle passiert, wundert sich. Viele Autofahrer haben sich auch bereits bei Straßen.NRW beschwert. Denn die Sperrung und der damit verbundene Schleichverkehr sorgen im Ortsteil Kämpen für Ärger. „Es hat für Unmut gesorgt, dass die Baustelle wenig besetzt ist und wenn, dann schleppend vorangeht“, sagt Uwe Mielke, zuständiger Projektleiter von Straßen.NRW. Bei einer Infoveranstaltung im Haus Herbede erklärt er am Dienstagabend (6.6.) vor etwa 70 interessierten Zuhörern den lahmen Baufortschritt.

Besitz erst nach 33 Tagen geklärt

Der Grund liegt im Boden. Immer wieder stößt die Baufirma Oevermann auf Überraschungen. „Dort, wo ein Kanal gebaut werden sollte, fanden wir Anlagen der Telekom. Danach gab es sechs Tage Stillstand“, so Mielke. Kaum hatte der Bautrupp wieder losgelegt, entdeckte er beim Kanalbau auf Höhe der ehemaligen Firma Kogelheide ein Paket aus neun Leitungen. Mielke: „Bei einer Baubesprechung fand sich kein Eigentümer. Darum ruhten die Arbeiten.“

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Die Stadtwerke Witten hätten sich dann als Besitzer gemeldet, allerdings ganze 33 Tage später. Die Leitungen müssen jetzt überprüft werden, teils sind sie tot, teils aber noch aktiv. Dann würden sie punktuell umgelegt. Die Folge: Die Baustelle musste die Straßenseite wechseln, weil man dort nicht weiterkam. Dazu wurde die Straßenoberfläche asphaltiert. Dabei, und das ist die nächste Überraschung, fiel auf, dass der Boden unter der Straße hochgradig belastet sei. Zeitlich wird sich das nicht auswirken, jedoch wegen der schwierigeren Entsorgung auf die Kosten.

Arbeiten nach einem halben Jahr erst in Baufeld 2 von 22

Die 1,5 Kilometer der zu erneuernden Wittener Straße sind in 22 Baufelder aufgeteilt. Anderthalb Jahre sollte die Sanierung dauern. Ein halbes Jahr ist bereits vergangen, doch der Bautrupp steckt in Baufeld 2 fest. Für die Erkenntnis, dass die Bauzeit nicht eingehalten werden kann, „braucht es keine höhere Mathematik“, so Uwe Mielke. „Wir sind jetzt fünf Monate in Verzug.“ Einen Teil der Zeit könne man wieder aufholen, so dass man mit einer Verzögerung von einem Vierteljahr rechnen müsse. Stand jetzt – denn weitere Funde sind nicht ausgeschlossen.

Schon jetzt hat sich der Bau der Straße verteuert. Ursprünglich hat Mielke mit Gesamtkosten von 7,6 Millionen Euro kalkuliert. „Der Stillstand kostet weitere 350.000 Euro“, sagt er. Wer diese zahlt, ist noch unklar. Fünf Bauherren teilen sich die Baukosten. Laut Plan zahlt Straßen.NRW 6,3 Mio für die neue Fahrbahn mitsamt einem drei Meter breiten Radweg. 300.000 Euro gibt die Stadt Witten für die Beleuchtung und 56.000 Euro die AVU für Gasleitungen. Weitere Kosten trägt die Telekom.

Die Stadtwerke Witten geben eine Million für neue Versorgungsleitungen. Außerdem lassen sie zehn Leerrohre in die Straße verlegen – als Ausbaureserve. Weil im Zuge der Energiewende der Stromverbrauch durch Wärmepumpen oder E-Autos vermutlich steigen wird, „können wir dann ohne viele Aufwand weitere Stromleitungen legen, die dann den Gewerbegebieten oder dem Stadtteil Herbede zugute kommen“, erklärt Stadtwerke-Sprecher Mathias Kukla.

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Uwe Mielke macht auf der Infoveranstaltung auch deutlich, dass solche Probleme leichter zu beheben wären, wenn man die Wittener Straße in kürzerer Bauzeit unter Vollsperrung saniert hätte. Aktuell könne man zum Beispiel nur kleine Geräte einsetzen. Während der Verkehr einspurig vorbeifließt, müsse sich ein Bagger auch drehen können. Die ursprünglich vom Landesbetrieb geplante und 2016 angekündigte Vollsperrung war nach Protesten von Anwohnern und Politik gekippt worden.