Witten. Auf einmal war das Grab weg. Diesen Schock musste die Angehörige eines Verstorbenen in Witten erst einmal verarbeiten. Was genau ist passiert?

Noch immer ist Veronika Böttcher geschockt. Jahrelang hat sie das Grab ihres verstorbenen Vaters Leo Pitkowski auf dem städtischen Friedhof am Steinhügel in Heven liebevoll gepflegt. Doch auf einmal war es weg.

„Es war in der zweiten Juniwoche, als meine Tochter mich auf einmal anrief“, sagt die 57-Jährige. Ihre Tochter wohnt direkt am Friedhof und hat die letzte Ruhestätte ihres Opas immer wieder besucht. „Sie sagte mir, dass das Grab weg ist.“ Veronika Böttcher fragte ungläubig nach, was sie denn damit meine. „Dann hat sie mir ein Foto geschickt und tatsächlich war das Grab weg.“ Nur noch eine Kerze stand dort.

Stadt Witten spricht von „unglücklichem Fehler“

„Es wurde wirklich einfach abgeräumt, ohne dass wir davon etwas wussten“, erklärt die Dortmunderin. Normalerweise passiert das nach ungefähr 25 Jahren, wenn Angehörige das Nutzungsrecht nicht erneuern. „Mein Vater ist aber 2007 gestorben und liegt somit erst seit 16 Jahren dort.“ Von einer Mitarbeiterin auf dem Friedhof habe sie erfahren, dass das Friedhofsamt den Auftrag erhalten habe, das Grab zu räumen. Anschließend wendete sich Veronika Böttcher an die Stadt.

Die erklärt auf WAZ-Anfrage, dass es sich bei dem Vorfall um ein Versehen handele. „Der Fall ist bekannt und da gibt es keine Umschweife: Es ist ein ganz unglücklicher Fehler passiert, der nicht hätte passieren dürfen“, sagt Stadtsprecherin Lena Kücük. So sei ein Zettel auf einem falschen Stapel gelandet, weshalb das Grab von Böttchers Vater eingeebnet worden sei.

Heißt: Die Oberfläche wurde abgeräumt, die „Gebeine“ des Verstorbenen aber nicht angerührt und die Totenruhe somit nicht gestört, betont die Stadt. „Für die Angehörige ist das aber natürlich trotzdem hochemotional“, sagt Kücük.

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Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung hätten das Veronika Böttcher auch so erklärt und um Entschuldigung gebeten. „Die Entschuldigung kam tatsächlich,“ sagt die 57-Jährige. Sie versteht jedoch nicht, wieso seitdem alles so lange dauert. „Ich habe auf der Stelle gefordert, dass das Grab wieder so hergestellt werden soll, wie es vorher war.“ Erst kürzlich habe sie noch viel Geld für eine Granitplatte und die Reparatur des Grabsteins ausgegeben.

Seitens der Stadt sei ihr dann mitgeteilt worden, sie solle selbst einen Kostenvoranschlag für die Wiederherstellung des Grabs machen. „Ich dachte, ich höre nicht richtig. Wieso soll ich mich darum kümmern und eventuell sogar noch die Kosten übernehmen“, sagt die Angehörige. Hier liegt aber offensichtlich ein Missverständnis vor.

„Frau Böttcher hatte mehrfach Kontakt mit der Grünflächenabteilung und dem städtischen Rechtsamt“, sagt Stadtsprecherin Lena Kücük. Dabei sei ihr mitgeteilt worden, dass die Stadt sich um den Kostenvoranschlag und die Wiederherstellung des Grabes kümmern werde. „Selbstverständlich wird auch die Stadt die Kosten tragen“, so Kücük.

Grab soll wiederhergestellt werden

Das Ganze soll nun auch zeitnah in Angriff genommen werden. „In der kommenden Woche ist der Mitarbeiter wieder da, der sich um Kostenvoranschlag und die originalgetreue Wiederherstellung kümmern wird“, versichert die Behördensprecherin. Die abgeräumten Elemente seien aufbewahrt worden, um genau nachvollziehen zu können, wie die Grabstätte wirklich aussah. Allerdings hänge der Beginn der Arbeiten auch mit den Kapazitäten des Steinmetzes zusammen.

„Unabhängig davon hoffen wir, dass Frau Böttcher die Entschuldigung der Stadt Witten annehmen und dann das wiederhergestellte Grab im inneren Frieden besuchen kann“, so Kücük. Vielleicht legt sich spätestens dann auch wieder der Schock bei der Dortmunderin.

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