Witten. In Witten häufen sich Unfälle mit E-Bikes. Beim Sicherheitstraining stellt sich heraus: Beim Fahren auf dem Pedelec ist einiges zu beachten.
Unfälle mit dem E-Bike häufen sich in Witten. Allein im Juni gab es drei schwere Stürze. Zuletzt ist ein 44-Jähriger vor wenigen Tagen auf der Ruhrdeich-Kreuzung mit einem Auto zusammengestoßen. Ein Grund mehr, das Angebot der Polizei zu nutzen. Unter dem Motto „Pedelec, aber sicher?!“ lädt sie regelmäßig zu Kursen ein. Erst gerade wurde wieder das Fahren mit den Elektrorädern auf dem Rathausplatz geübt.
Die Frauen und Männer, die mitmachen, sind mit ihren eigenen E-Bikes hergekommen. Nun drehen sie Runden um die aufgestellten Hütchen oder bremsen auf Guido Jabuschs Kommando. Wer zuschaut, der sieht: Das Training mit dem Mann von der Verkehrswacht Bochum macht in vielen Fällen durchaus Sinn.
Polizist in Witten: Bei fast allen sitzt der Helm zu locker
Einige Teilnehmer wirken unsicher. Eine Frau verhält sich übervorsichtig. Sie ist mit ihrem schweren Rad augenscheinlich etwas überfordert. Prompt stürzt sie, allerdings im Stehen. Auf die Schulter, auf den Kopf. Zum Glück ist nichts passiert. Die Radfahrerin trägt wie alle anderen einen Helm. Das Stichwort für Polizeihauptkommissar Ingo Braunschuh am Infostand.
Pflicht ist der Helm für Pedelec- und andere Radfahrer zwar nicht. Doch mehr als alle anderen Appelle überzeugt ein Satz des 52-Jährigen sicher all jene, die den Kopfschutz bisher ablehnen: „Ich bin ein Mann, der ohne Helm keine Frau mehr hätte.“
Doch das Ding eben aufsetzen – so einfach ist es gar nicht. Es komme auf die richtige Einstellung an. „Bei fast allen sitzt der Helm zu locker“, sagt Braunschuh. Das Rädchen hinten müsse richtig festgedreht werden. Es diene nicht der reinen Größeneinstellung, wie manche meinen, sondern müsse unter dem Schädelknochen sitzen. „Wenn alles korrekt ist, könnte man Sie am Helm hochheben.“
Teilnehmer üben Kurven fahren und bremsen
„Versuchen Sie, beide Hände am Lenker zu lassen, und fahren Sie enge Bögen“, gibt Guido Jabusch (62) gerade die nächste Anweisung an die Truppe. Kurven fahren und bremsen – „darauf liegt unser Hauptaugenmerk bei den Kursen“, sagt Polizist Braunschuh, der selbst seit über vier Jahren begeistert mit dem Pedelec unterwegs ist. Er weiß: Gerade Ältere haben oft andere Verhaltensmuster im Straßenverkehr. „Die denken, sie fahren ja schon so lange Rad.“
Dabei wiegt so ein Pedelec deutlich mehr als ein klassisches Rad. Statt etwa 13 sind es immerhin um die 25 Kilogramm. Da komme es zunächst mal darauf an, dass der Sattel richtig eingestellt ist: „Wer draufsitzt, muss mit beiden Fußballen auf dem Boden stehen“, sagt Ingo Braunschuh. Es sind kleine Tipps wie dieser, die das Fahren sicherer machen können. Auch dieser hilft bestimmt: „Bei einer engen Kurve schauen Sie am besten dorthin, wo sie hinwollen, also in Fahrtrichtung.“ Der Selbsttest bei der Radrunde am Abend zeigt: Es funktioniert.
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Auch Thomas Barschke, Ehrenamtlicher bei der Verkehrswacht Bochum, gibt den E-Bike-Fahrern noch etwas mit auf den Weg: „Sichtbarkeit ist ganz wichtig. Tragen Sie eine gelbe Jacke oder Weste. Das wirkt sofort auf Autofahrer.“ Horst Gruchmann ist ganz vorbildlich ausgerüstet. Der 88-Jährige wollte beim Kurs unter Beweis stellen, dass er’s noch drauf hat. Lässig kurvt er durch den Slalom. Ziel erreicht. Seit sechs Jahren nutzt er das Pedelec. „Ich hatte noch keinen Unfall.“
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Zahl der Unfälle mit E-Bikes steigt
Mit wachsender Beliebtheit der E-Bikes steigt auch die Zahl der Unfälle. Laut Polizei Bochum sind im Jahr 2021 in Witten 20 Pedelec-Fahrer verunglückt, 2022 waren es 34.
Auch deshalb sind in den Sommerferien wieder vermehrt Teams der Verkehrsunfallprävention der Polizei mit Pedelec und Lastenrad unterwegs, um mit E-Bike-Fahrern ins Gespräch zu kommen. Die Beamten fahren am Nachmittag und an den Wochenenden verstärkt Streife auf Radwegen auch in Witten.
Dabei möchten sie nicht belehren, sondern über sicheres Fahrverhalten, den richtig eingestellten Helm und das verkehrssichere Rad informieren.
Weiter geht’s im Kreis. „Stopp, der Ständer ist noch draußen“, ruft der Trainer einem beherzt losfahrenden Teilnehmer hinterher. Auch nach einer guten Stunde Üben klappt noch nicht alles völlig reibungslos. Trotzdem ist Guido Jabusch ganz zufrieden. „Aus vorsichtigen Bremsern sind konzentrierte Bremser geworden“, sagt er und grinst. Denn: „Ein Lächeln bringt Lockerheit. Das Ganze soll ja auch Spaß machen.“