Witten. Nach 33 Jahren Gastronomie in Witten hat Pino erst mal fertig. Der Italiener gibt sein Lokal an der Stadtgalerie ab. Trotzdem geht’s dort weiter.
Seine Pasta ist unter Stammgästen berühmt, gerade die mit Steinpilzen und der italienischen Wurst „Salsiccia“. „Die Kalbsbäckchen macht er auch sehr gut und die Carbonara finden die Gäste toll“, sagt Francesca, die den Tresen schmeißt und in dem kleinen gemütlichen Lokal bedient. Sie spricht von Pino Difonzo, dem Koch und bisherigen Restaurantbesitzer, der in diesem Moment gerade mal nicht in der Küche steht, sondern an einem der Tische sitzt und plaudert. Der Italiener gibt nach viereinhalb Jahren sein Lokal an der Stadtgalerie in Witten ab, besser bekannt als „Pino’s il Gusto“. Insgesamt blickt er auf 33 Jahre als Gastronom in Witten zurück.
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Ob der 69-Jährige, der aus dem „Prosecco“-Gebiet in der Provinz Treviso in Venetien stammt und mit elf Jahren vom damaligen Bischof und späteren Papst Johannes Paul I. gefirmt wurde, nun aber ganz Schluss mit der Gastronomie macht, lässt er offen. Jetzt reicht es ihm aber erst einmal. „Rente, leben“, lautet die perspektivische Kurzform. Denn ein „Restaurant zu betreiben, ist die schwerste Arbeit, die es gibt“. Und Pino hatte ja nicht nur das eine.
An Tor 1 der Edelstahlwerke in Witten fing alles an
An Tor 1 der Edelstahlwerke, wo die Pizzas heute im Minutentakt den Ofen verlassen, hat er schon 1990 in noch kleineren Räumlichkeiten Pizza, Pasta, Salate und noch mehr an die hungrigen Wittener gebracht. Für die leckere Küche, wie sie die Deutschen in Bella Italia lieben, hatte er immer schon ein Händchen, eröffneten seine Eltern mit dem „La Taverna“ seinen Angaben zufolge doch eines der ersten italienischen Restaurants in Bochum und im Ruhrgebiet überhaupt. „Mutter hat gekocht.“
Sohn Pino betrieb später eigene Restaurants an der Pferdebachstraße („Trattoria Pino“), an der Hauptstraße („Pino’s Osteria“), an der Breite Straße („La Piazza“) und die letzten viereinhalb Jahren eben das „il Gusto“ auf der Ecke der vorderen Stadtgaleriefront Er sei nur fünf Jahre von Witten weggewesen, angestellt in Iserlohn und Herne, „bis ich wieder zurückgekommen bin“. Hinter ihm liegt eine lange Laufbahn zwischen Carpaccio und Calamari, Tagliatelle und Tonno, ein weiter Weg „mit Höhen und Tiefen“, wie Pino sagt. Erläuterungen? Überflüssig.
Seinen Nachfolgern übergibt der vierfache Vater, der in Deutschland schon der Kinder wegen bleibt, ein offenbar gut gehendes Lokal, dessen Mittagstisch mit der Außenterrasse zumindest an diesem Sommertag gut besucht ist. Drinnen überreichen Stammgäste ihrem Lieblingswirt Blumen zum Abschied, bevor sie es sich selbst bei Austern, Peterfisch und kühlem Rosé gut gehen lassen.
Für Kontinuität in der offenen Küche, auf der Speisekarte und im Service sorgt weiterhin ein familiäres Team, das bereits in den letzten Jahren und Monaten zusammengewachsen ist: Francesca und Lina, die beiden Frauen, kümmern sich nach wie vor um Getränke und die Gäste, Linas Mann Domenico ist seit sieben Monaten der neue Koch und wird von Massimo unterstützt, dem Ehemann von Francesca.
„Es bleibt bei mediterraner Küche“, sagt Francesca, die im „Pino’s il Gusto“ fast seit Anfang an mit von der Partie ist. Es werde viel mit Fisch gearbeitet und wie zur Bekräftigung gibt Domenico gerade einem appetitlich anmutenden Teller mit Thunfisch im Sesammantel den letzten Schliff.
„Pino, mach’s gut“, sagt ein Gast zum Abschied und spricht – schon mittags beseelt vom guten Vino oder anderen erlesenen Tropfen – begeistert „vom besten Lokal der Stadt“. Doch der scheidende Wirt lacht nur, er macht nicht viel Aufheben um seine Person. Ein einfaches „Ciao, Pino“ passt vielleicht besser zu ihm.
Das „Pino’s il Gusto“ an der Stadtgalerie ist nur vom 16. Juli bis zum 3. August geschlossen. Dann sind Betriebsferien. Reservierungen: Telefon 02302 9832724