Witten. Bislang standen die Wittener nach Geschäftsschluss vor verschlossenen Türen der Stadtgalerie. Die Ausnahmeregelung ist jetzt Vergangenheit.

Über zwei Jahre standen Passanten nach Geschäftsschluss vor verschlossenen Türen der Stadtgalerie. Wegen des Ärgers mit Obdachlosen hatte das Center-Management im Dezember 2020 eine Sondergenehmigung für die nächtliche Durchgangssperre erhalten. Das gehört nun der Vergangenheit an. Der direkte Weg zum Hauptbahnhof beziehungsweise in die City ist nun auch nach 19.30 Uhr wieder geöffnet.

„Die Regel wurde von der Stadt aufgehoben“, sagt Center-Managerin Babett Arnold. „Uns war klar, dass das nicht dauerhaft Bestand haben kann.“ Bürgermeister Lars König hat die Verantwortlichen von Wittens größtem Einkaufscenter über die Entscheidung informiert.

Obdachlose in Witten machten zunehmend Probleme

Bei einer spontanen, nicht repräsentativen Umfrage der Redaktion begrüßten viele Passanten am Montag die Öffnung des Durchgangs. „Das ist gut. So kommt man wieder schnell und direkt zum Bahnhof“, sagt Lina (25). Den Umweg fand sie gerade in den Abendstunden nicht nur „nervig. Ich hatte auch ein bisschen Angst, da herzulaufen.“

„Super“ sagen Liane (64) und Wilfried (68). Jetzt könne man wieder geradeaus durchgehen, „das ist viel einfacher“. Allerdings dürfe jetzt das alte Problem mit Vandalismus und Verschmutzung nicht zurückkehren. Deshalb fordert Wilfried „alle drei Stunden“ Kontrollen des Wachdienstes, der die Stadtgalerie ja vermutlich ohnehin im Blick habe. Franziska (26) fand es gut, „dass es nachts zu war. Ich weiß nicht, was hier sonst nachts passieren könnte.“

In den letzten 24 Monaten war es nicht mehr möglich gewesen, nachts oder am Wochenende den Weg zum Zug oder umgekehrt in die Fußgängerzone zwischen 19.30 Uhr am Abend und sechs Uhr morgens abzukürzen. Begründet wurde die Schließung der Mall seinerzeit mit einer steigenden Zahl von Obdachlosen, die in der frei zugänglichen Passage des Einkaufscenters übernachteten. Das habe für mehr Randale und Übergriffe gesorgt, zudem war von Fäkalien auf dem Marmorboden die Rede. Das Sicherheitspersonal sei der Lage nicht mehr Herr geworden. Ein Obdachloser soll zudem bewaffnet gewesen sein und habe die Securityleute bedroht. Laut Stadtgalerie musste man teilweise zehnmal am Tag die Polizei rufen.

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Die Entscheidung, deshalb nach Geschäftsschluss die Türen zu verriegeln, stieß hier und da auf Kritik. Zumal die Politik 2007 – vor dem Bau der Stadtgalerie – versprochen hatte, dass die Achse Hauptbahnhof - Berliner Platz immer offen bleiben werde. Der durch die Schließung nötig gewordene Umweg führte um das Gebäude herum, über den schmalen Weg am „KiK“-Gebäude oberhalb der Zufahrt zum City-Center-Parkhaus und am italienischen Restaurant „Il gusto“ vorbei. Das Problem: Vor allem im Winter war der Weg vielen zu dunkel.

SPD-Fraktion spricht bei Umweg von „Angstraum“

Auch in der Politik wurde das Ganze zuletzt wieder thematisiert. So wendete sich die SPD-Fraktion mit den Grünen in einer Anfrage an den Bürgermeister und wollte wissen, wie lange diese Regelung noch gilt. Vor allem für Frauen und ältere Menschen sei es sehr unangenehm, in der dunklen Jahreszeit dort herzugehen. Die Genossen sprechen sogar von einem „Angstraum“. Viele Bürger, die sich durch die nächtliche Schließung nicht mehr sicher fühlten, seien an sie herangetreten.

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Bei Babett Arnold stößt die Entscheidung der Stadt nicht gerade auf Begeisterung. „Die Frequenz ist vor allem nach 22 Uhr nicht mehr hoch“. sagt die Center-Managerin. Aber auch sie habe zuletzt gemerkt, dass es immer gezieltere Nachfragen von Passanten gab, die wissen wollten, wie es weitergeht.

Wie genau die Stadtgalerie nun darauf reagiert und ob wieder mehr Sicherheitspersonal eingesetzt werden muss, ist noch nicht bekannt. Viele Bürgerinnen und Bürger dürften sich aber freuen, dass sie ab sofort auch zu späterer Stunde wieder einen kurzen Weg vom Hauptbahnhof in die City haben.

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