Witten. Wittens Rittergut Haus Herbede hat einen Käufer gefunden. Der plant einen Hotelneubau, Gastronomie im Innenhof und noch vieles mehr.

Jahrelang wurde nach einem Investor gesucht, der dem historischen Adelssitz Haus Herbede neues Leben einhauchen will, jetzt wurde der Vertrag unterzeichnet: Das denkmalgeschützte Rittergut aus dem 11. Jahrhundert ist verkauft worden. Der neue Eigentümer ist kein Unbekannter. Den Zuschlag für Wittens ältestes Gebäude hat Markus Bürger bekommen – der Mann, der mit dem Kauf und Umbau des Hauptbahnhofes bereits eine gut sichtbare Visitenkarte in der Stadt hinterlassen hat.

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In einem aufwendigen Verfahren war ein Investor gesucht worden, der ein passendes Konzept für die zukünftige Nutzung des Anwesens vorlegen konnte. Letztlich seien zwei Interessenten aus Witten übriggeblieben, so Jürgen Hecht, Geschäftsführer der Freizeitgesellschaft Metropole Ruhr (FMR), die das Herrenhaus 1985 – damals noch als „Freizeitzentrum Kemnade GmbH“ – gekauft und hergerichtet hatte.

Zwei Interessenten aus Witten legten Konzepte vor

Die Ideen, die Markus Bürger für Haus Herbede entwickelt hat, konnten Stadt und FMR letztlich mehr überzeugen als die seines Konkurrenten. Der wollte unter anderem „Tiny Houses“ für Gäste im Garten errichten. Bürger hingegen will umsetzen, was schon vor fünf Jahren angedacht und laut Bauvoranfrage auch genehmigungsfähig wäre: Ein Hotelneubau mit 40 bis 45 Zimmern im Garten des Hauses, etwa parallel zum Straßendamm und Omegabrücke.

In Haus Herbede soll neues Leben einziehen: Markus Bürger (li.) hat den Rittersitz gekauft. Jürgen Hecht (re., Geschäftsführer der Freizeitgesellschaft Metropole Ruhr) ist sehr zufrieden über dessen Pläne für das alte Gemäuer.
In Haus Herbede soll neues Leben einziehen: Markus Bürger (li.) hat den Rittersitz gekauft. Jürgen Hecht (re., Geschäftsführer der Freizeitgesellschaft Metropole Ruhr) ist sehr zufrieden über dessen Pläne für das alte Gemäuer. © Fotograf Jörg Fruck

Doch das soll erst der zweite Schritt sein. Zunächst will Bürger den Herrensitz „optisch, technisch und energetisch auf den Stand 4.0“ bringen. „Es kann ja heutzutage nicht mehr sein, dass Sie hier feiern und dann kein Wlan haben“, so der 49-Jährige. Auch ein neues Lichtkonzept müsse her. Kurz: Das alte Gemäuer solle nach und nach erneuert und aufgefrischt werden. „Aber ohne seinen historischen Charakter zu verlieren, niemand muss Angst haben, dass er sein Haus Herbede hinterher nicht mehr wiedererkennt.“

Gastronomie im Innenhof soll dauerhaft installiert werden

Recht konkret sind auch schon die Pläne für die Vorburg: Dort will Bürger – „in Kombination mit den Ateliers“ – eine Gastronomie installieren. Etwa 200 Quadratmeter groß werden die Räumlichkeiten sein, die dafür angebaut werden sollen, dazu kommt ein Biergarten. Bürger schwebt ein Lokal vor, das dauerhaft betrieben wird, nicht nur im Sommer, mit einer kleinen, feinen Karte. Mit Interessenten – und einem ganz besonders – sei er dafür bereits im Gespräch. Er hofft, dass im nächsten Frühling bereits die ersten Gäste einkehren können.

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Das Herrenhaus selbst soll weiterhin öffentlich zugänglich sein, das Trauzimmer bleibt erhalten. „Keiner, der sich dort trauen lassen will, muss sich Sorgen machen“, versichert der Investor. Kaminzimmer und Rittersaal können auch zukünftig gemietet und für Veranstaltungen genutzt werden. Ausstellungen und Märkte werden weiterhin stattfinden. Bürger betont, er wolle bestehende Formate übernehmen, gegebenenfalls verbessern und auch Kooperationen eingehen. Der historische Gewölbekeller soll zudem künftig als Ort für Kochkurse und Event-Restaurant dienen.

Hotel-Neubau startet erst, wenn Brücke fast fertig ist

Den Neubau des Drei-Sterne-Hotels will der 49-Jährige erst dann angehen, wenn abzusehen ist, dass die Arbeiten an den Herbeder Brücken zu Ende gehen – also vermutlich frühestens in etwa sechs Jahren. „Es macht keinen Sinn, dass morgens um sechs die Presslufthämmer starten, wenn gerade die ersten Gäste da sind“, erklärt er. In der letzten Brückenbauphase werde er aber mit dem Neubau beginnen. „So dass wir dann hoffentlich gleichzeitig fertig werden.“

Markus Bürger hat bereits mit großem Erfolg den Wittener Bahnhof umgebaut. Auch die Villa Lohmann und das ehemalige Rathaus Herbede hat er gekauft und saniert.
Markus Bürger hat bereits mit großem Erfolg den Wittener Bahnhof umgebaut. Auch die Villa Lohmann und das ehemalige Rathaus Herbede hat er gekauft und saniert. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Der Wittener ist überzeugt, dass das Gästehaus eine Lücke im Angebot der Stadt schließen wird. „Es ist eine konsequente Weiterentwicklung des Anwesens.“ Für (Rad-)Touristen, Übernachtungsgäste nach Feiern im Haus, aber auch normale Geschäftsreisende könnte eine Übernachtung hier direkt am Fluss interessant sein.

Fenster zur Ruhr soll pünktlich zur IGA geöffnet werden

Diese besondere Lage ist es, die Bürger an Haus Herbede gereizt hat. „Ich habe schon seit Jahren mit dem Kauf geliebäugelt“, gibt der Investor zu. Der alte Rittersitz sei eines der schönsten Gebäude in Witten. „Es passte genau in mein Beuteschema.“ Es sei eine Schande, dass es so lange im Dornröschenschlaf gelegen habe. Gerade jetzt kurz vor der Gartenausstellung 2027 gelte es, dieses Fenster zur Ruhr für die vielen erwarteten Touristen zu öffnen und zu aktivieren. „Damit Radfahrer, die hier vorbei kommen, auch innehalten – um etwas zu trinken und vielleicht auch, um durch die Ateliers zu bummeln.“

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Bürger habe ein Nutzungskonzept vorgelegt, „das alle Beteiligten absolut überzeugend finden“, betonte Bürgermeister Lars König bei der Vertragsunterzeichnung. Auch Stadtbaurat Stefan Rommelfanger, der sich in dem Projekt stark engagiert hatte, ist froh über das Ergebnis: „Das, was Markus Bürger plant, wird eine Bereicherung für Witten sein.“

FMR-Geschäftsführer Hecht ist ebenfalls glücklich über den neuen Eigentümer. „Ich bin in den letzten fünf Jahren niemandem begegnet, dem ich es eher zutrauen würde, die Zukunft des Hauses Herbede erfolgreich zu gestalten, als ihm“, lobt er. „Und niemandem, der sich mit solcher Inbrunst gekümmert hat – deshalb haben wir das Anwesen mit bestem Gewissen verkauft.“